OECD: Asiens Wirtschaft wächst rasant, Euro-Raum hinkt abgeschlagen hinterher
Hohe Inflation, steigende Zinsen und der Krieg in der Ukraine beeinträchtigen die wirtschaftliche Entwicklung. Die OECD sieht dennoch Grund zu Optimismus, wenn auch die Risiken erheblich sind.
Die weltweite Konjunktur hellt sich auf. Das geht aus dem jüngsten Interim Economic Outlook der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor, der am Freitag vorgestellt wurde. Das globale Wachstum wird in diesem Jahr voraussichtlich 2,6 Prozent betragen, im Jahr 2024 könnten es dann 2,9 Prozent werden.
Die Wachstumszentren der Welt liegen den Daten zufolge außerhalb Europas und Nordamerikas. China, Indien und Indonesien weisen die höchsten prognostizierten Wachstumsraten auf. Diesen Ländern wird von der OECD nachgesagt, sie könnten Wachstumsraten von teils über fünf Prozent erreichen, sowohl in diesem als auch im kommenden Jahr.
Der Euro-Raum liegt dagegen weit abgeschlagen zurück. Für dieses Jahr rechnet die OECD mit einem Wachstum von 0,8 Prozent und im kommenden von 1,4 Prozent. Deutschland schneidet in diesem Jahr noch schlechter ab; die deutsche Wirtschaft wächst voraussichtlich nur um 0,3 Prozent. Im kommenden Jahr könnte sie dann aber um 1,7 Prozent wachsen.
"Der heutige Ausblick ist etwas optimistischer als unsere früheren Prognosen, obwohl die Weltwirtschaft nach wie vor fragil ist", sagte OECD-Generalsekretär Mathias Cormann. Grundlegende Probleme seien der Krieg in der Ukraine, die anhaltend hohe Inflation und die Turbulenzen auf den Finanzmärkten. Sie könnten zu weiteren Störungen der Wachstumsaussichten führen.
Teuerungsrate in diesem Jahr voraussichtlich "nur" 5,9 Prozent
Zumindest bei der Inflation sieht die OECD Licht am Ende des Tunnels. Von 8,1 Prozent im vergangenen Jahr könne sie auf 5,9 Prozent in diesem Jahr zurückgehen. 2024 könnte sie dann vermutlich auf 4,5 Prozent absinken.
Steigende Zinsen könnten allerdings das weitere Wirtschaftswachstum beeinträchtigen. Die OECD warnte davor, dass der zunehmende Stress für die Kreditnehmer zu Verlusten bei den Banken führen könnten. Die vollen Auswirkungen ließen sich aber nur schwer abschätzen, hieß es am Freitag.
Der Anstieg der Leitzinsen könnte aber bald seinen Höchststand erreichen. In den USA könnte er bei 5,25 bis 5,5 Prozent liegen, so die OECD-Prognose, im Euroraum und in Großbritannien würde der Höchststand wahrscheinlich bei 4,25 Prozent erreicht werden.
Am Donnerstag erst hatte die Europäische Zentralbank den Leitzins für den Euro-Raum auf 3,5 Prozent angehoben. Die deutschen Gewerkschaften hatten bereits angesichts dieser Erhöhung vor schweren wirtschaftlichen Folgen gewarnt.
Corman plädierte am Freitag für gezieltere fiskalische Unterstützung und Strukturreformen, um das Produktivitätswachstum wiederzubeleben. Sie seien "der Schlüssel zur Optimierung der Erholung und der langfristigen Wachstumsaussichten".
Aber auch wenn die OECD zu erkennen glaubt, dass es Aussichten für eine Zunahme des Wirtschaftswachstums gibt – die Risiken drücken die Stimmung. Der ungewisse Ausgang des Krieges in der Ukraine und seine weitreichenden Folgen gehören laut OECD zu den Hauptproblemen.
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