Ölembargo: Bundestag beschließt "Lex Rosneft"
Seite 3: Zweifelhafte Zukunft: E-Fuels
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In der Bundestagsdebatte am Donnerstag hatte der Parlamentarische Staatssekretär Michael Kellner (Grüne) allerdings angedeutet, dass künftig sogenannte E-Fuels, also synthetische Kraftstoffe, in der Raffinerie erzeugt werden könnten. Wann es soweit sein könnte, dazu sagte er nicht; Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) schätzt allerdings, dass noch acht bis zehn Jahre ins Land streichen könnten.
Synthetische Kraftstoffe sind noch Zukunftsmusik, obwohl das Verfahren zu ihrer Herstellung schon fast 100 Jahre alt ist und obwohl es bereits Testanlagen für die Produktion gibt. Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) werden zum Beispiel 200 Liter pro Tag erzeugt.
Für die Herstellung von E-Fuels wird "grüner" Wasserstoff benötigt. Dieser wird dann mit Kohlendioxid angereichert, das man entweder direkt aus der Atmosphäre oder aus Biomaterialen gewonnen hat. Unter anderem über das Fischer-Tropsch-Verfahren können auf diese Weise Kohlenwasserstoffe und Kraftstoffe synthetisiert werden.
Geringer Wirkungsgrad, hohe Kosten
Dass sie noch Zukunftsmusik sind, liegt unter anderem an ihrem geringen Wirkungsgrad. Bei einem Elektroauto werden zum Beispiel rund 70 Prozent der zur Verfügung gestellten Energie am Ende auch für den Antrieb genutzt. Bei den E-Fuels sind es momentan nur 15 Prozent. Um die gleiche Strecke zurückzulegen, bräuchte man mit E-Fuels etwa die fünffache Menge an Energie als mit einem E-Auto. Damit haben sie den mit Abstand schlechtesten Wirkungsgrad, den es bei den momentan verfügbaren Antriebstechnologien gibt.
Ein weiteres Problem sind die Kosten der Kraftstoffe. Nach dem aktuellen Stand der Produktion würde ein Liter E-Fuel knapp 4,50 Euro kosten. Der Volkswagen-Konzern zeigt sich auf seiner Internetseite aber zuversichtlich, dass die Kosten bald sinken könnten: auf zwei Euro je Liter im Jahre 2026. Das trifft aber wohl nur auf die Produktion in Chile zu, wo nach Konzernangaben mit Windkraftanlagen vier Mal so viel Energie erzeugt werden kann als mit vergleichbaren Anlagen in der Nordsee.
Vor diesem Hintergrund wird den E-Fuels kein breites Einsatzfeld vorausgesagt. Experten raten dazu, Antriebe, wo möglich zu elektrifizieren. Im Schwerlastverkehr, in der Luft- und Seefahrt wird ihnen dagegen zugestanden, unabdingbar zu sein. Das Öko-Institut wollte ihnen aber erst nach dem Jahr 2040 eine steil steigende Nachfrage prophezeien.
Ist Schwedt der richtige Standort?
Es scheint aber auch die Frage berechtigt zu sein, ob und ab welchem Zeitpunkt Schwedt (Oder) für die Produktion von E-Fuels als Standort infrage kommt. Eine Voraussetzung ist genügend Strom aus Wind und Sonne. Eine ausreichende Anzahl von Anlagen müsste aber erst errichtet werden.
Und die transformierte PCK-Raffinerie über das allgemeine Stromnetz versorgen zu wollen, dürfte aus Gründen des Klimaschutzes auch noch nicht sinnvoll zu sein. Erst ab einem Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix von 80 Prozent sei das sinnvoll, heißt es beim Öko-Institut. Bis 2025 soll deren Anteil aber gerade einmal auf rund 45 Prozent ansteigen.
Der Umstieg auf die Produktion von E-Fuels im industriellen Maßstab in der PCK-Raffinerie innerhalb der nächsten zehn Jahre scheint vor diesem Hintergrund sehr ambitioniert. Und ob sie bis dahin wirtschaftlich sind und einen entsprechend großen Markt finden werden, wird sich noch zeigen müssen.