Ölpreise schießen in die Höhe: Irans Raketen treffen Märkte
Irans Raketenangriff auf Israel lässt Ölpreise steigen. Brent und WTI legen um über zwei Prozent zu. Droht nun eine weitere Eskalation im Nahen Osten?
Die Ölpreise sind am Mittwoch nach dem bisher größten Militärschlag des Iran gegen Israel um mehr als zwei Prozent gestiegen. Damit wächst die Sorge vor einer Eskalation der Spannungen im Nahen Osten und einer möglichen Unterbrechung der Rohölförderung in der Region.
Die Referenzsorte Brent sprang um 1,63 US-Dollar oder 2,2 Prozent auf 75,19 US-Dollar pro Barrel, während die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) sogar um 2,4 Prozent auf 71,53 US-Dollar zulegte. Bereits am Vortag waren beide Referenzsorten um mehr als fünf Prozent gestiegen und schlossen mit einem Plus von rund 2,5 Prozent, wie die Nachrichtenagenturen Reuters und Bloomberg berichten.
Iran feuert ballistische Raketen auf Israel ab
Der Anstieg der Ölpreise folgt dem bislang massivsten iranischen Angriff auf Israel seit Beginn der Feindseligkeiten. Nach israelischen Angaben feuerte der Iran am Dienstag mehr als 180 ballistische Raketen auf israelisches Gebiet ab.
Der Iran erklärte am Mittwochmorgen, die Raketenangriffe seien beendet, sofern es nicht zu weiteren Provokationen kommt. Israel und die USA versprachen jedoch, gegen Teheran zurückzuschlagen. Die Angst vor einem größeren Krieg in der Region wächst.
Eine mögliche Reaktion Israels könnte die Beschädigung oder Zerstörung iranischer Ölanlagen sein, sagte Tamas Varga vom Ölmakler PVM gegenüber Reuters. Er wies darauf hin, dass Vergeltungsmaßnahmen des Irans oder seiner Verbündeten saudische Ölanlagen treffen oder zur Schließung der Straße von Hormus führen könnten. "Jedes dieser Ereignisse würde die Ölpreise unwiderruflich in die Höhe treiben", so Varga.
Sicherheitsrat tagt, EU fordert Waffenstillstand
Die Spannungen im Nahen Osten haben nach der Ermordung des Hisbollah-Führers Hassan Nasrallah durch Israel deutlich zugenommen. In einer weiteren Eskalation des Konflikts schickte das israelische Militär reguläre Infanterie- und Panzereinheiten in den Südlibanon, um gegen die vom Iran unterstützte Hisbollah vorzugehen. Der UN-Sicherheitsrat berief für Mittwoch eine Nahost-Sitzung ein, die Europäische Union forderte einen sofortigen Waffenstillstand.
Marktbeobachter warnen, dass anhaltende Spannungen den Ölpreis weiter in die Höhe treiben könnten. Eine größere Eskalation durch den Iran könnte die USA in einen Krieg ziehen, schrieben die Analysten von Capital Economics laut Reuters.
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Der Iran ist für rund vier Prozent der weltweiten Ölproduktion verantwortlich. Entscheidend wird daher sein, ob Saudi-Arabien seine Produktion im Falle einer Unterbrechung der iranischen Lieferungen erhöht.
OPEC+ berät über Förderpolitik
Unterdessen trifft sich am Mittwoch eine Gruppe von Ministern der OPEC+, der auch Russland angehört, um den Ölmarkt zu überprüfen. Eine Änderung der Förderpolitik wird nicht erwartet. Die Gruppe will die Produktion ab Dezember um 180.000 Barrel pro Tag erhöhen.
Der saudische Ölminister hatte gewarnt, dass der Ölpreis auf bis zu 50 US-Dollar pro Barrel fallen könnte, sollten sich die OPEC+-Mitglieder nicht an die vereinbarten Fördergrenzen halten. Die OPEC+ scheint vor der Wahl zu stehen, entweder die geplante Ausweitung der Produktion zu verzögern oder einen unkontrollierten Preisverfall in Kauf zu nehmen.
Die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten dürften die Entscheidung der Ölproduzenten beeinflussen. Sollte es zu weiteren Spannungen oder gar Angriffen kommen, ist mit einem weiteren Anstieg der Ölpreise zu rechnen.