Omega-3 vom Acker

Seite 2: 25% des weltweiten Fischfangs werden zu Fischmehl verarbeitet

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Jährlich werden fünf Millionen Tonnen Fischmehl und eine Millionen Tonnen Fischöl hergestellt. Von ihrer Summe wandern 3.2 Millionen Tonnen in die Aquakultur. 1.3 Millionen Tonnen werden an Schweine verfüttert. Mittlerweile wird die praktizierte Art und Weise der Befischung der zu Mehl reduzierten Arten als problematisch verstanden, eine neue Form der Bewirtschaftung der Bestände wird gefordert. Das ist insbesondere auch deswegen dringlich, weil die Industrie ständig auf der Suche nach neuen Arten ist, die zu Mehl gemacht werden könnten. Sollte andererseits die Fischmehlindustrie aufgrund der Überfischung ihrer Zielarten zusammenbrechen, wird das auch viele Unternehmen der Aquakultur in den Abgrund reißen.

Dabei sind viele der zu Mehl verarbeiteten Fische durchaus für die unmittelbare menschliche Ernährung geeignet. Doch in vielen Teilen der Welt wurden sie zu Industriefischen erklärt und vom Speiseplan getilgt. Ihre vermeintliche Minderwertigkeit hat meist gerade in reichen Ländern für ihre Entkopplung von der Ernährung gesorgt - zumindest vom direkten Verzehr durch den Menschen, der sie jetzt beispielsweise über einen den kommerziellen Wert steigernden Umweg Fischmehl-Aquakultur zu sich nimmt, oder in Form von Fischöl-Kapseln.

Die medizinischen Wirkungen einer zusätzlichen Aufnahme dieser Fettsäuren sind nach wie vor nicht eindeutig geklärt. Das Marketing zeigt sich davon unbeeindruckt. Für diese Produkte hat sich vor Jahren ein eigenständiger Markt etabliert. So in Österreich: hier wurden z.B. kaltgeräucherte Filets vom Eismeer-Saibling mit überdurchschnittlich hohem Omega-3-Anteil als "Kavalierlachs" in Apotheken angeboten.

Herkömmliches Fischmehl: Einsparen, Ersatz neue Quellen

Futtermittelhersteller experimentieren mit anderen Zusammensetzungen, mit Fischmehlersatz und anderen tierischen Proteinen. Die Verwendung von Omega-3-Fettsäuren in Aquakultur-Futtermitteln ist seit Jahren rückläufig. Lachsfutter, das früher einen Anteil von 40% an Fischmehl hatte, hat jetzt 10-12%, und der Anteil wird weiter sinken. Doch Fischöl gilt wegen seiner guten Mischung von Aminosäuren als ideal in der Aquakultur. Große Mengen werden nun für den lukrativen Markt der Nahrungsmittel-Ergänzungsstoffe benötigt. Ein anderer Gesichtspunkt ist der Preis von Fischmehl, der nach drei Jahren El-Nino-Wetter und dem damit verbundenen Einbruch bei der Sardellenfischerei vor der peruanischen Küste nach wie vor hoch ist.

Ein andere Quelle könnte die Fischereiindustrie selber bereitstellen: die Reste der Fischverarbeitung auf See, die bisher über Bord gehen. Doch bisher sind auf den Fischereifahrzeugen dafür keine Lagerkapazitäten vorgesehen, außerdem muss die dafür nötige Logistik in den Häfen geschaffen werden.

Zwar haben große Fischmehlhersteller Bedenken hinsichtlich eines Ersatzes ihres Produkts durch synthetisches Fischöl geäußert, doch werden sie angesichts der erwarteten Ausweitung der weltweiten Aquakultur auch in absehbarer Zeit weiterhin Abnahme dafür finden.