Pacific Rim auf chinesisch

Der Hafen von Chancay

Der Hafen von Chancay, Grafik: La Republica, CC BY-SA 4.0

Peru bekommt einen großen Tiefseehafen von China. US-Regierung und -Militärs reagieren verschnupft, ist Lima doch eigentlich fest an die USA gebunden.

Peru ist im Begriff, ein wichtiger globaler Schifffahrtsknotenpunkt zu werden: In den letzten fünf Jahren hat der chinesische Gigant Cosco Shipping Ports zusammen mit dem peruanischen Bergbauunternehmen Volcan 3,6 Milliarden Dollar in den Ausbau eines natürlichen Tiefwasserhafens in Chancay investiert - etwa 72,5 km nördlich von Lima.

Der erste Teil des Projekts, das jetzt in der angekommen ist, soll im November eingeweiht werden, wenn der chinesische Staatschef Xi Jinping am APEC-Gipfel in Peru teilnehmen wird. Peru ist nach Brasilien das zweitgrößte Zielland für chinesische Investitionen in Lateinamerika.

Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, wird Chancay der größte Tiefseehafen Südamerikas sein und über zwei große Terminals verfügen. Es wird ein neues Containerterminal mit elf Liegeplätzen sowie ein weiteres Terminal mit vier Liegeplätzen für Schüttgut, Stückgut und rollende Ladung geben, berichtet World Cargo News.

Groß angelegtes Logistikzentrum

An Chancay wird seit 2019 (Vorarbeiten bereits seit 2016) gearbeitet. Entstehen wird ein großangelegtes Logistikzentrum an der lateinamerikanischen Pazifikküste. Vor hier aus soll Asien beliefert und wertvolle Zeit gespart werden, da die Durchfahrt durch den Panamakanal oder um Kap Hoorn entfällt.

Es wird auch der erste Hafen an der südamerikanischen Pazifikküste sein, der aufgrund seiner Tiefe von etwa 18 Metern in der Lage ist, ultragroße Schiffe aufzunehmen, die mehr als 18.000 Container transportieren können.

Die potenziellen Auswirkungen auf den Handel zwischen Südamerika und Ostasien dürften beträchtlich sein, berichtete BBC Mundo bereits letztes Jahr.

Demnach wird Chancay für all die Rohstoffe wichtig werden, die Peru in Hülle und Fülle produziert, vor allem Kupfer, Gold und Zink. Die peruanische Regierung hofft allerdings, etwa die Hälfte des gesamten jährlichen Handelsvolumens zwischen China und Südamerika von fast 580 Mrd. US-Dollar an sich zu ziehen.

Es geht nicht nur um Rohstoffe

Denn es geht nicht nur um Rohstoffe. In Anbetracht der kürzeren Transportzeiten ist Chancay auch für lokale Produzenten von verderblichen Agrar- und Fischereierzeugnissen von Interesse. Lima hofft, dass später sogar fast zwei Drittel des Exportwerts (63 Prozent) aus Fischereierzeugnissen und nicht-traditionellen landwirtschaftlichen Erzeugnissen wie Früchte und Gemüse bestehen werden.

Große Hoffnungen setzt man in Peru auch darauf, dass der Megahafen für den Export von Produkten aus Nachbarländern wie Chile, Ecuador (beide mit Freihandelsabkommen mit Peking), Kolumbien und vielleicht sogar Brasilien genutzt werden kann.

Perúvision beziffert den asiatisch pazifischen Handel der beiden Amerikas auf 60 Prozent des gesamten Außenhandels der Neuen Welt. Laut Perúvision ist auch eine Eisenbahntrasse geplant, die Brasilien über die Anden hinweg mit dem Pazifik verbinden soll. Doch bis auf Weiteres wird viel davon abhängen, ob die Straßenverbindungen zwischen Peru und Brasilien verbessert werden.

Exporte der Nachbarländer anziehen

Selbstverständlich wird der neue Hafen auch als Tor nach Südamerika für importierte chinesische Industriegüter dienen, darunter Mobiltelefone, Computer und Elektrogeräte und Autos. China ist bereits der größte Handelspartner Perus, sowohl auf der Export- als auch auf der Importseite. Satte 35 Prozent der peruanischen Exporte gehen nach China, verglichen mit 19 Prozent in die USA.

Peru ist eines von fünf Ländern in der Region (neben Chile, Costa Rica, Nicaragua und Ecuador), die Freihandelsabkommen mit China abgeschlossen haben. Allerdings sind fünf weitere Länder, darunter Kolumbien, Panama und Uruguay in Begriff, nachzuziehen.

Nicht jeder ist von dieser Aussicht begeistert. Der Europäische Rat für Auswärtige Beziehungen warnt, dass EU und USA Gefahr laufen, in Lateinamerika hinter China zurückzufallen, da sie mit Pekings Investitionsstrategie nicht mithalten wollen oder können. Auch der Lateinamerika-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft murrt.

USA üben Druck aus

Die USA üben vor und hinter den Kulissen in altbewährter Weise politischen Druck aus. Politiken wie die "Transparent Public Investment Initiative" (Initiative für transparente öffentliche Vergabe) der US-Agentur für Internationale Entwicklung (USAID) sind durchaus darauf zugeschnitten, Investitionen von unliebsamer Konkurrenz zu behindern.

Auch gut gemeinte Aktivitäten wie die Initiative für Transparenz im rohstoffgewinnenden Sektor (EITI) können in einem Wirtschaftskrieg nötigenfalls zur Waffe umgeschmiedet werden. Immerhin verlangt EITI die Offenlegung von Finanzinformationen entlang der industriellen Wertschöpfungskette, beginnend mit Lizenzen und Verträgen.

Doch beschränken sich die USA in Lateinamerika keineswegs auf "Soft Power". Der Wirtschaftsblog naked capitalism weist darauf hin, dass Generalin Laura Jane Richardson, die Kommandeurin des United States Southern Command (Southcom) erst im Mai beklagt hatte, dass Chancay es den Chinesen "leichter machen wird, all diese Ressourcen aus der Region zu extrahieren".

Auf diese Ressourcen haben es allerdings selbstverständlich auch die US-Regierung und -Unternehmen abgesehen.

Interessengegensätze auspendeln

Da bleibt einem Entwicklungsland wie Peru nicht weiter übrig, als die Interessengegensätze der großen Staaten auf schmalen Grat auszupendeln und möglichst mit den eigenen zu versöhnen, indem man Vorteile aus den Beziehungen zu beiden Machtpolen zieht. Diese Strategie verfolgen momentan sämtliche Entwicklungsländer, so sie nicht völlig von einer Seite abhängen.

Also hält Peru regelmäßig umfangreiche Militärübungen unter Führung der USA auf seinem Boden und vor seiner Küste ab. Und die peruanische Armee hat keinen Hehl daraus gemacht, dass sie trotz der geografischen Lage Perus an der südamerikanischen Pazifikküste irgendwann der Nato beitreten möchte.

Gleichzeitig ist Lima bestrebt, seine Handelsbeziehungen zu China, dem Erzrivalen der USA in der Region, zu stärken. Perus äußerst unpopuläre Präsidentin Dina Boluarte war gerade in Peking, um sich mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping zu treffen.

Boluarte muss liefern

Außerdem wird sie Führungskräfte von Cosco Shipping Ports, dem chinesischen Telekommunikationsriesen Huawei, dem Elektroautohersteller BYD, dem Infrastrukturriesen China Railway Construction Corporation (CRCC) und Jinzhao Mining zusammentreffen. Letztere hat kürzlich einen Auftrag zum Bau eines weiteren Hafens im Süden Perus erhalten.

Nachdem sie im Dezember 2022 durch einen von den USA unterstützten internen Staatsstreich an die Macht gekommen war, steht Boluarte innenpolitisch längst mit dem Rücken zu Wand. Nach nur 18 Monaten im Amt, hat sie eine Zustimmungsrate von noch fünf Prozent. Da erscheint es logisch, dass ihre Regierung ein Gesetz erlassen hat, das verhindern soll, dass politische Parteien in Peru wegen Korruptionsdelikten belangt werden können.

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