Panafrika-Zahlungssystem könnte US-Dollar überflüssig machen

US-Dollar auf afrikanischem Kartenhintergrund

(Bild: Oleg Elkov / Shutterstock.com )

Afrika plant eine Finanzrevolution. Ein neues Zahlungssystem soll den Handel zwischen den Ländern vereinfachen. Der Dollar könnte dabei das Nachsehen haben.

Der US-Dollar könnte auf dem afrikanischen Kontinent an Bedeutung verlieren. Im Rahmen der Afrikanischen Freihandelszone (AfCFTA) könnte in Zukunft ein panafrikanisches Zahlungssystem etabliert werden, das ohne den US-Dollar auskommt.

Das neue Zahlungssystem könnte für grenzüberschreitende Transaktionen auf dem Kontinent genutzt werden, berichtet Bloomberg. Laut Tunde Macaulay, Leiter der Geschäfts- und Handelsbanken bei der Standard Bank Group, könnten dadurch jährlich bis zu fünf Milliarden US-Dollar an Abwicklungskosten eingespart werden.

Hohe Kosten durch Abwicklung über US-Banken

Derzeit werden mehr als 80 Prozent der grenzüberschreitenden Zahlungen afrikanischer Banken zur Verrechnung ins Ausland geleitet, meist in die USA oder nach Europa. "Die Abwicklung über amerikanische oder europäische Banken bedeutet für afrikanische Unternehmen Verzögerungen und Kosten", betont Macaulay, der seit 25 Jahren auf dem Kontinent tätig ist.

Ein einheitliches Zahlungssystem könnte das ändern. Das sogenannte Pan-African Payment and Settlement System, das 2022 eingeführt wurde, nutzt lokale Währungen, um Devisenknappheit und Konvertierungsbeschränkungen zu überwinden. Insgesamt gibt es in Afrika 42 verschiedene Währungseinheiten.

50 Milliarden US-Dollar informeller Handel könnten legalisiert werden

Laut Macaulay hat das neue System auch das Potenzial, informellen Handel im Wert von 50 Milliarden US-Dollar in die offizielle Wirtschaft zu überführen. "Das werden wir sehen, wenn das Zahlungssystem so funktioniert, wie es soll", sagt er. "Das ist die Absicht - diese Reibungsverluste im Zahlungsverkehr zu beseitigen."

Rund 47 Länder haben das AfCFTA-Abkommen ratifiziert, das darauf abzielt, die Region vollständig in einen Binnenmarkt zu integrieren. Die Region hat ein Marktpotenzial von 1,3 Milliarden Menschen mit einem kombinierten Bruttoinlandsprodukt von 3,4 Billionen US-Dollar.

Macaulay schlägt ein schrittweises Vorgehen bei der Integration vor. Zunächst sollten Handelserleichterungen wie Steuersenkungen und der Abbau von Handelshemmnissen wie Lizenzen und Quoten im Vordergrund stehen. Auch kleine und mittlere Unternehmen bräuchten mehr Unterstützung.

Bereits über 100 Banken angeschlossen - doch "Netzwerkeffekt" nötig

Bisher haben sich 115 Geschäftsbanken, dreizehn Zentralbanken und zehn Anbieter von Vermittlungsdiensten dem Zahlungssystem angeschlossen. Für eine erfolgreiche Skalierung sei aber ein koordinierter "Netzwerkeffekt" nötig - "und der ist alles andere als garantiert", gibt Macaulay zu bedenken.

Eine wichtige Rolle spielt auch der mit einer Milliarde US-Dollar ausgestattete Anpassungsfonds der AfCFTA. Er soll Regierungen und Unternehmen unterstützen, denen durch Zollsenkungen Einnahmen entgehen. Die Afrikanische Union will den Fonds bis 2033 auf zehn Milliarden US-Dollar aufstocken, damit sich auch Länder ohne wirtschaftliche Risiken beteiligen können.

"Kampf, den Afrika für seinen Wohlstand gewinnen muss"

AfCFTA "ist ein Kampf, den Afrika für seinen eigenen Wohlstand gewinnen muss", betont Macaulay. "Es gibt kein Zurück." Läuft alles nach Plan, könnte das panafrikanische Zahlungssystem den US-Dollar im innerafrikanischen Handel perspektivisch überflüssig machen - und afrikanischen Unternehmen Kosten in Milliardenhöhe ersparen.

Damit würde das neue System entscheidend dazu beitragen, den afrikanischen Binnenhandel zu stärken und das wirtschaftliche Potenzial des Kontinents zu entfalten. Für Investoren eröffnen sich dann langfristig spannende Perspektiven in einem Markt mit 1,3 Milliarden Verbrauchern.