Petro Poroschenko lässt Chance verstreichen
Seite 2: Hardliner der Donezk-Republik wird kaltgestellt
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Ist es ein Zufall, dass es einen Monat vor den geplanten Kommunalwahlen einen Führungswechsel in der "Donezk-Republik" gibt? Wohl kaum. In dieser Schlüsselphase brechen die politischen Wiedersprüche zwischen gemäßigten und harten Separatisten erneut auf und das in ziemlich unschöner Form.
Am 4. September wurde der Vorsitzende des Volksrates der "Donzek-Republik", Andrej Purgin, vom "Staatssicherheitsdienst" der DNR für vier Tage verhaftet. Der "Staatssicherheitsdienst" habe die Verhaftung ihm gegenüber damit erklärt, dass ein ukrainisches Kommando ein Attentat auf ihn plane, erklärte Pugrin später in einem BBC-Interview. Das man ihn zu seinem Schutz verhaftet habe, sei eine "lächerliche Version", so der aus der Haft Entlassene.
Zeitgleich mit der Verhaftung erfolgte die politische Entmachtung von Purgin. Er wurde von seinem Posten als Vorsitzender des Volksrates - dem Parlament der DNR - abgewählt. Purgin will sich gegen die Entmachtung nicht wehren, wie er in Interviews erklärte. Denn die "Volksrepublik Donezk" befinde sich "im Krieg" und könne sich keine inneren Konflikte leisten
Zum Nachfolger von Purgin wurde der bisherige stellvertretende Vorsitzende des Volksrates Denis Puschilin gewählt.
Damit wurde ein weiterer Hardliner aus der Führung der nicht anerkannten "Donezk-Republik" gedrängt. Schon im Sommer 2014 wurden allzu kompromisslose Politiker, denen es eigentlich um den Sturz der neuen Regierung in Kiew ging, auf Druck von Moskau aus der Führung der DNR zurückgezogen. Seinen Posten als Verteidigungsminister der DNR verlor im August 2014 Igor Strelkow (Girkin) (Was geht vor unter den Aufständischen in der Ost-Ukraine?), welcher von der Stadt Slawjansk aus den Kampf der Aufständischen gegen die ukrainische Armee leitete.
Denis Puschilin, der neue Vorsitzende des DNR-Parlaments, gilt als Pragmatiker. Er ist der Hauptvertreter der DNR bei den Friedens-Verhandlungen in Minsk. Puschilin ist mehr Organisator als Visionär. Vor dem ukrainischen Bürgerkrieg arbeitete er im Handel- und Finanzsektor.
Der geschasste Andrej Purgin dagegen ist der Ideologe der "Donezk-Republik". Er hatte nach dem Sieg der orangenen Revolution 2005 die Bewegung für eine "Donezk-Republik" gegründet. Durch die Gründung einer Bewegung hoffte man sich gegen die von Kiew betriebene "Ukrainisierung" der Gebiete Lugansk und Donezk besser wehren, die russische Sprache und Kultur besser schützen sowie enge Beziehungen zu Russland erhalten zu können.
In einem Interview bezeichnet Purgin seinen Nachfolger Puschilin wegen seiner zahlreichen Funktionen wenig schmeichelhaft als "Postensammler". Offenbar fürchtet Purgin, dass zu viel Pragmatismus die Idee der "Donezk-Republik" zerrüttet. "Wenn die Menschen keine positive Tagesordnung bekommen, wenn sie keine Idee bekommen, wofür wir kämpfen, wofür wir Freiheit und Gerechtigkeit verteidigen (…) wird es zu einem inneren Bürgerkrieg kommen."