Pharmakonzern legt Preis für Remdesivir auf 390 US-Dollar pro Ampulle fest
Nach Schätzungen liegen die reinen Herstellungskosten bei 0,93 US-Dollar
Remdesivir (Veklury) von Gilead Sciences ist ein antiviraler Wirkstoff, der die virale RNA-Polymerase hemmt und die Vermehrung von RNA-Viren in den infizierten Zellen verhindern soll. Während der Ebola-Epidemie wurden Tests an Primaten und schließlich auch an Menschen durchgeführt, das Mittel erwies sich jedoch als weniger wirksam als Antikörperbehandlungen.
Im Januar 2020 wurde Remdesivir als vielversprechendes Wirkmittel gegen Covid-19 ins Spiel gebracht und an hospitalisierten Covid-19-Patienten getestet. In einer Studie zeigten 68 Prozent der Patienten klinische Verbesserungen. Andere Plecebo-kontrollierte Studien ergaben, dass Patienten sich schneller erholten bzw. dass die Infektion abgeschwächt wurde. Das Mittel ist aber weiterhin umstritten, da die Sterblichkeit hoch bleibt.
Noch laufen klinische Tests zur Zulassung als Arzneimittel. Donald Trump warb für Remdesivir, der Pharmakonzern hat das Mittel schon seit Januar für den Compassionate Use vertrieben, Notzulassungen wurden in den USA und in Japan im Mai gewährt, die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat letzte Woche das Mittel zur Behandlung von Covid-Patienten, die über 12 Jahre alt sind und mit Sauerstoff beatment werden müssen, zur Marktzulassung empfohlen.
Aufgrund der Notzulassung hat Gilead Sciences jetzt den Verkaufspreis für Remdesivir festgelegt und demonstriert damit, dass Profit vor allem geht. In den USA und anderen Industrieländern soll eine 5-tägige Behandlung ab Juli 2340 US-Dollar pro Patient mit einer Krankenversicherung kosten (pro Ampulle 390 US-Dollar), Privatpatienten sollen 3120 Dollar zahlen. Für eine zehntätige Behandlung werden 7520 US-Dollar fällig.
Da Remdesivir gute Chancen hat, als erstes Medikament gegen Covid-19 von der FDA ganz zugelassen zu werden, wird der Preis hoch angesetzt. Dem könnten dann Anbieter anderer Medikamente folgen, wenn nicht ein Unterbietungswettbewerb eintritt. Noch aber ist Gilead Platzhirsch und will entsprechend kassieren. Argumentiert wird, dass für Patienten weniger Kosten entstehen könnten, wenn mit Remdesivir der Aufenthalt im Krankenhaus verkürzt wird. Patienten sollen durchschnittlich vier Tage früher das Krankenhaus verlassen, was in den USA 12.000 US-Dollar an Kosten für das Gesundheitssystem einsparen würde. Großherzig wird versichert, dass man sich entschlossen habe, den Preis "weit unter diesem Wert" festzulegen, um "einen breiten und gerechten Zugang in einer Zeit der globalen Not zu gewährleisten".
In anderen Ländern wie in Bangladesh, wo Gilead das Medikament an Generikahersteller lizensiert hat, könnte eine Behandlung auch deutlich billiger werden. Selbst wenn der Preis unter 1000 US-Dollar geht, könnten es sich dort die meisten Menschen nicht leisten.
In einem Bericht für das Journal of Virus Eradication wurden die Herstellungskosten für Remdesivir und andere mögliche Medikamente in Indien abgeschätzt. Mindestens würde die Herstellung des antiviralen Medikaments pro Behandlungstag 0,93 US-Dollar kosten, eine zehntätige Behandlung käme also dann auf etwa 10 US-Dollar, wofür Gilead aber 7500 US-Dollar ansetzt. Darin sind natürlich nicht Forschungs- und Entwicklungskosten enthalten. Gilead will bis zum Ende des Jahres mehr als eine Millliarde in Entwicklungs- und Herstellungskosten investieren.