Phoenix-Wings aus Ismaning startet kommerzielle Frachtdrohnenroute in China
Traum von Paketzustellung, die autonom durch die Lüfte fliegt, scheint hierzulande gescheitert. China entwickelt sich zum neuen Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Amazon hatte mit der Paketzustellung per Drohne einen Hype eröffnet, der auf die Deutsche Post zurückgehende DHL dazu zwang, mit einem ähnlichen Modell gleichzuziehen. Beide konnten bislang jedoch nicht im Realbetrieb abheben.
Erfolgreicher scheint da die 2018 gegründete Phoenix-Wings aus Ismaning. Sie ist eine Tochter des 1993 in Shunde, in der Provinz Guangdong gegründeten chinesischen Expressdienstleisters SF, mit vollem Namen ShunFeng Express, der sich heute als zweitgrößtes Lieferdienst- und Logistikunternehmen bezeichnet und seinen Hauptsitz in Shenzhen hat. Ausgangspunkt der Entwicklung war das Perlflussdelta.
Neue Frachtdrohnenroute in der südchinesischen Greater Bay Area
Während die Modelle von DHL und Amazon eine individuelle Frachtzustellung vorsahen, wobei die vorgesehene Ziele auch individuell angesteuert werden mussten, geht man in China einen grundsätzlich anderen Weg über Frachtdrohnenrouten. Hierbei bedienen die Frachtdrohnen eine feste Route und vermeiden Verkehrsstaus am Boden.
So wurde kürzlich in der südchinesischen Greater Bay Area eine neue kommerzielle Frachtdrohnenroute gestartet, die Waren auf dem Luftweg liefert und gleichzeitig die Transportzeit zwischen den Städten um fast eine Stunde verkürzt.
Für den 70 Kilometer langen Flug zwischen Shenzhen und Zhongshan soll das unbemannte Flugzeug etwa 45 Minuten benötigen.
Bei der automatisierten Luftfrachtverbindung handelt es sich um die erste Verbindung zwischen zwei Städten, die über See verläuft. Die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit soll etwas über 100 km/h betragen und das Transportangebot während sechs Tagen pro Woche von 9 bis 18 Uhr bestehen, unterbrochen höchstens durch extreme Wetterereignisse oder Anordnungen der Luftraumkontrolle.
Der Preis pro Lieferauftrag soll bei umgerechnet etwas mehr als fünf Euro liegen und damit kostengünstiger als der Transport über Land sein soll. Das Transportgewicht kann bis zu 20 Kilogramm betragen und der Auftrag muss binnen vier Stunden durchgeführt sein.
Die jetzt gestartete Städteverbindung soll erst der Anfang sein. Weitere Verbindungen seien geplant, so Jiang Mingtao, Vorstand der deutschen Phoenix-Wings.
Frachtflugverbindungen sollen den Transport beschleunigen
Während der konventionelle Transport per Lkw unter dem steigenden Verkehrsaufkommen in der wirtschaftlichen Boomzone leidet und eine Fahrt vom Hafen Chiwan in Shenzhen zum Hongchang Logistics Park in Zhongshan über die Humen Pearl River Bridge oder die Nansha Bridge normalerweise etwa 1,5 Stunden für eine Strecke von etwa 110 Kilometern dauert, wird die Dauer des Transports mittels Drohnen erheblich beschleunigt.
Mithilfe des Drohnentransports will China zwischen dem Straßentransport und dem Transport per Luftfracht eine weitere Verkehrsebene einziehen. Sie soll zuerst unbemannte Transporte umfassen und dann auf Drohnen erweitert werden, die Personen transportieren.
Während die Entwicklung heute noch in der Region um München erfolgt, wo viel Entwicklungserfahrung im Luftfahrtbereich vorhanden ist, werden künftig neben der Fertigung auch der Flugbetrieb in China konzentriert.
Laut einem im letzten Jahr von der International Digital Economy Academy in Shenzhen (IDEA) veröffentlichten Weißbuch soll der Drohnentransport das Potenzial haben, bis zum Jahr 2025 einen dreistelligen Milliardenbetrag zur chinesischen Wirtschaft beizutragen.
Über den Ausbau der IDEA, deren führende Mitarbeiter auf Berufserfahrung bei großen IT-Konzernen wie Microsoft zurückblicken können, will man die Kompetenz chinesischer Firmen, die in der Region um Hongkong und Shenzhen angesiedelt sind, wo man bislang den Schwerpunkt in der Großserien-Hardware gesehen hatte, jetzt auch im Bereich Software und KI stärken. Eine Entwicklung, welche die USA unbedingt ver- oder zumindest behindern wollen.