Poison Papers: Schatztruhe voll toxischer Geheimnisse
Seite 3: Dauerbrenner Dioxine
Eine ganze Reihe der Dokumente ist einer Gruppe von Schadstoffen gewidmet - den polychlorierten Dibenzodioxinen oder kurz Dioxinen -, besonders giftige Verunreinigungen, die unter anderem in 2,4,5-T angetroffen werden.
Die EPA-Sitzungsprotokolle einer geheimen hochrangigen Dioxin-Arbeitsgruppe offenbaren, dass deren außerordentliche Giftigkeit bekannt war. Die Aufzeichnungen konterkarieren damit die langjährigen Ablehnung der Behörde, Dioxine zu regeln oder gesetzlich bindende Grenzwerte einzuführen.
Andere ans Licht geholte Dokumente geben Details zu Experimenten, mit denen Dow in den 1960er Jahren einen Dermatologen der Universität von Pennsylvania beauftragt hatte, um die Auswirkungen von TCDD an Gefangenen im Gefängnis von Holmesburg in Philadelphia zu testen.
Ein weiteres Dokument aus dem Jahre 1985 belegt, dass Monsanto eine Chemikalie an die Reinigungsmittelhersteller von Lysol verkauft hatte, die mit TCDD verunreinigt war. Dort hatte man von der Giftigkeit keine Ahnung und verwendete die Zutat für weitere 23 Jahre in einem Desinfektionsmittel.
Monsantos Chefarzt George Roush wiederum hatte unter Eid ausgesagt, dass Monsanto-Wissenschaftler Studien zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Dioxinen auf Arbeiter zielgerichtet für die wissenschaftliche Literatur geschrieben hatten, um die Auswirkungen auf die Gesundheit zu verschleiern. Diese getürkten Studien wurden in der Folge auch von der EPA herangezogen, um die Regulierung von Dioxinen zu vermeiden. Sie dienten außerdem den Herstellern von Agent Orange zur Verteidigung gegen Klagen von US-Kriegsveteranen, die Schadensersatzansprüche wegen der Exposition mit dem Entlaubungsmittel gestellt hatten.
Andere Dokumente demonstrieren EPA-Absprachen mit der Zellstoff- und Papierindustrie, um die Ergebnisse einer vom Kongress in Auftrag gegebenen nationalen Dioxin-Studie "zu unterdrücken, zu modifizieren oder zu verzögern". Die Studie hatte hohe Dioxin-Konzentrationen in Waren des täglichen Bedarfs nachgewiesen, etwa in Babywindeln und Kaffeefiltern, außerdem in den Abwässern der Papierindustrie. Die "Poison Papers" zeigen auch, dass die EPA eigene Studien verbarg oder fälschlicherweise diskreditierte. Die Studien hatten in Umweltproben und menschlicher Muttermilch nach routinemäßigem Einsatz von 2,4-D und 2,4,5-T durch den Forstdienst und das Bureau of Land Management hohe Dioxinkonzentrationen nachgewiesen.