Polen: Rechtskonservativer gewinnt überraschend erste Runde in Präsidentschaftswahl

Der Rocksänger Pawel Kukiz erzielte mehr als 20 Prozent und könnte für die Stichwahl entscheidend werden

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Andrzej Duda, Kandidat der Partei "Recht und Gererchtigkeit" (PiS), hat überraschend am Sonntag die erste Runde der Präsidentschaftswahlen gewonnen. Er erzielt nach letzten Hochrechnungen 34,8 Prozent, der Amtsinhaber Bronislaw Komorowski von der Partei "Bürgerplattform" (PO) liegt mit 32,2 Prozent auf dem zweiten Platz. Zwischen beiden Kandidaten kommt es am 24. Mai zu einer Stichwahl. Die Wahlbeteiligung war mit 49 Prozent auch für polnische Verhältnisse recht niedrig.

Andrzej Duda feiert den Erfolg. Bild: andrzejduda.pl

Noch im Dezember lag Duda, der als unbekannter Kandidat begann, bei 17 Prozent, Komorowski konnte 61 Prozent verbuchen. Auch zuletzt erreicht Komorowski in allen Umfragen noch rund 40 Prozent. "Er hat es vermieden, den Gegner zu attackieren, die Kampagne von Komorowski war negativ und hasserfüllt", so Ryszard Czarnecki, EU-Abgeordneter der PiS.

Das Wahlteam von Komorowski versuchte zuletzt in Spots, Duda als Menschenverächter darzustellen, da Duda sich in scharfen Worten gegen die In-Vitro-Fertilisation ausgesprochen hat. Zudem wurde vor dem "Schreckgespenst" Jaroslaw Kaczynski als Strippenzieher hinter Duda gewarnt. Der PiS-Parteichef regierte das Land 2006 bis 2007 als Premier autoritär und gilt auch auf der europäischen Ebene als wenig umgänglich. Kaczynski verlor vor fünf Jahren gegen Komorowski in einer Stichwahl.

Komorowski legte seinen Schwerpunkt auf die Sicherheitspolitik, in der Duda ihm in vielen Punkten nicht widersprach, doch der PiS-Kandidat konnte die sozialen Versprechen wie Steueraufhebung für Geringverdiener besser vermitteln und die Menschen besser emotional ansprechen.

Bronislaw Komorowski verlor wohl auch durch seine onkelhafte Art viele Punkte, teilweise demonstrierte der geborene Graf auch Nichtkenntnis über die Kompetenzen seines Amtes. Auch am Sonntagabend war seine bräsige Rede, mit der er das Ergebnis hinnahm, wenig motivierend. Obgleich er "harte Arbeit und einen harten Kampf" ankündigte, kommunizierte er dies nicht auf der emotionalen Ebene.

Auf dieser Ebene, ohne großes Programm, gelang es dem Rocksänger Pawel Kukiz 20,3 Prozent der Wähler anzusprechen. Der 53-Jährige, der vor kurzem das T-Shirt gegen das Sakko eingetauscht hat, erreichte dies trotz minimaler finanzieller Mittel und dank vieler begeisterter Fans. Er setzt sich für ein Mehrheitswahlrecht bei den Parlamentswahlen ein, um den Parteieneinfluss zu minimieren, und nennt sich ein "Verbindungsmann" der unzufriedenen Nation. Den Wahlabend feierte er mit seinen Fans als Redner und Sänger mit seiner Rockband, nicht in Warschau, dem Zentrum der Macht, sondern auf dem Land in Niederschlesien, wo im Tausende zujubelten. "Wir wollen eine würdige Arbeit und würdige Konditionen zum Leben - und das wäre es", meinte er knapp zum Reporter des staatlichen Fernsehens TVP, den er als Teil des Systems abkanzelte. "Ich danke euch, ihr Bürger Polens, ich werde euch nie hängen lassen."

Duda und Komorowski müssen sich nun um ihn mühen, Duda nennt ihn schon schmeichelnd einen "großen Patrioten". Kuzik verweigert sich jedoch einer Wahlempfehlung. Aleksandser Kwasniewski, der beliebteste Präsident Polens, der von 1995 bis 2005 amtierte, sprach sich bereits am Wahlabend für Komorowski aus - vor allem hinsichtlich der Sicherheitspolitik. Er ist mit der Linkspartei SLD verbunden. Deren Kandidatin, Magdalena Ogórek, kam allerdings gerade auf 2,4 Prozent.