Polnische Antikriegskampagne von rechts

Seite 2: Kampagne könnte auf fruchtbaren Boden fallen

Seine jetzigen Aussagen sind ganz klar den Nationaldemokraten zuzuordnen, den Anhänger Roman Dmowskis (1864 – 1939), der Deutschland als gefährlicheren Nachbarn als Russland, beziehungsweise die Sowjetunion, ansah und eine härtere Politik gegenüber den ethnischen Minderheiten, wie etwa gegen die Ukrainer, im Zwischenkriegspolen propagierte.

Die Ideen des Politikers leben unter den Parteien der rechten Konföderation fort. Auf der linken Seite gibt es derzeit keine prorussische Partei in Polen. Die 2015 gegründete Zmiana (Wandel) hat sich aufgelöst.

Doch die aktuelle Kampagne der "Polnischen Antikriegsbewegung" könnte auf fruchtbaren Boden fallen. Denn in Polen, wo im vergangenen Frühjahr die ukrainischen Frauen und ihre Kinder mit großer Solidarität empfangen wurden, macht sich eine gewisse Verdrossenheit breit.

Bereits 40 Prozent einer aktuellen Umfrage beklagen "eine Ukrainisierung Polens, welche Kultur und Gesellschaft zerstört". Aufgrund der Belastung durch die Inflation, die aktuell bei 17 Prozent liegt, glauben mittlerweile 62 Prozent der Polen, dass ihr Land es sich nicht leisten könne, der Ukraine und den Ukrainern zu helfen.

Die Befragung setzte das Warsaw Enterprise Institute um, das keinesfalls Sympathien für Russland hegt, sondern mit dem libertär-konservativen US-Thinktank Atlas-Network verbunden ist. Die Institution geht auch davon aus, dass der Stimmungswandel teilweise russischer Propaganda geschuldet sei, die vor allem jüngere Polen via soziale Medien erreiche.

Allerdings wird vonseiten des Instituts nicht auf konkrete Quellen hingewiesen.

Stanislaw Zaryn warnte kürzlich in einem Radio-Interview, dass Polen derzeit, "wie in anderen Staaten Europas", mit unterschiedlichen Desinformationskampagnen aus Russland konfrontiert würde. Dies geschehe mittels gefälschten Briefen und Mails von Behörden und Ministerien, Flugblättern und Plakaten. Die 2016 in Belarus gegründete Hackergruppe Ghostwriter soll sich nach Angaben des polnischen Geheimdienst-Sprechers auf Polen fokussieren.

In Polen, ein Land mit rund 40 Millionen Einwohnern, befinden sich etwa 3,5 Millionen Ukrainer, wovon ein Teil mit den Polen auf dem Arbeitsmarkt konkurriert. Nicht allein im Billigsektor, sondern auch bei besser bezahlten Jobs.

Als nicht aufgearbeitetes Problem zwischen beiden Ländern gilt der Massenmord ukrainischer Nationalisten der UPA an Polen in der Westukraine (Massaker in Wolhynien) in den Jahren 1943 bis 1945.

Die polnische Partisanenorganisation "Heimatarmee" schlug zurück. Im Jahr 1947 wurden Ukrainer aus dem Südosten der neu entstandenen Volksrepublik Polen enteignet und in die ehemaligen deutschen Ostgebiete zwangsumgesiedelt.