Postal 2 und der Schwulenaktivist
Eine neue Methode, ein Spiel verbieten zu lassen
Ja, es gibt sie wirklich, die Sorte Thrash-Shooter, in der es nur noch um sinnentleertes Meucheln in möglichst vielen Varianten geht. Postal zum Beispiel. Eine Story hat das Spiel nicht - der Spieler ist ein Psychopath auf Amoklauf, und muss eine Anzahl feindlicher Elemente eliminieren, um weiterzukommen. Das Metzeln Unbeteiligter gab es keine Pluspunkte, aber auch keine Negativpunkte.
Das Blut spritzt, die Pixelgegner bitten um Gnade (es gibt sogar einen Finish-Off-Button), und der einzige Witz am Spiel ist der Dammbruch, doch noch ein paar moralische Grenzen gefunden zu haben, die man überqueren konnte. Es braucht nicht extra erwähnt zu werden, dass das Spiel in Deutschland indiziert wurde, auch in Australien war es verboten.
Nicht so in den toleranten Niederlanden, wo sich so manches erwerben lässt, das in Deutschland ziemlich rasch vor den Kadi führen würde. In Holland stand Postal in den Spielwarenläden und verkaufte sich anscheinend trotz des sehr begrenzten Spielwitzes ganz ordentlich. Weltweit wurden 360.000 Stück verkauft, nicht gerade wenig für ein nicht allzu originelles Spielchen.
Nun steht der Nachfolger Postal 2 vor der Tür. Da Postal 1 schwer zu toppen ist, ließen sich die Entwickler einiges einfallen:
Der Typ schmeißt mit Granaten auf unschuldige Zivilisten, schießt diesen mit der Shotgun die Köpfe weg, enthauptet sie mit einer Schaufel oder schießt auf sie mit einer Waffe, die eine Katze als Schalldämpfer benutzt.
(aus einem Bananenaffen.com-Report, der anscheinend nur noch im Google-Cache ist)
All das scheint in Holland nicht weiter problematisch zu sein. Aber die Spielentwickler überschritten in Postal 2 dann doch eine Grenze, die im Land von Gouda und Ganja heilig ist. In Postal 2 gibt es auch eine Schwulenbar. Nicht, dass die Schwulen als feindliche Elemente zu morden wären. Sie geben genauso wenig Punkte wie die Obdachlosen, die Angehörigen verschiedener ethnischer Minderheiten, die Musikkapelle, die bereits erwähnte Katze oder all die anderen unbeteiligten Pixelkonstrukte, die auf Gedeih oder Verderb der Gnade des Daddelrambos ausgeliefert sind.
Henk Krol, Herausgeber des wichtigsten niederländischen Gay-Magazins und Vater der niederländischen Homo-Ehe, versucht nun, aufgrund der Anti-Schwulendiskriminierungs-Gesetzgebung seines Landes Postal 2 verbieten zu lassen. Dazu würden die Gerichte eingeschaltet und Lobbyarbeit bei Parlamentariern betrieben werden. Immerhin lässt sich die begleitende Pressekampagne dank einer Reuters-Meldung gut an: Sowohl CNN als auch die BBC berichteten.
Im März sollte Postal 2 eigentlich in die niederländischen Spielwarenläden kommen. Mal sehen, was jetzt noch daraus wird. Immerhin sieht Krol selbst ein, dass niemand die Leute davon abhalten kann, das Spiel notfalls per Internet zu beziehen.