Probier’s mal mit Geschicklichkeit
Nintendos "Donkey Kong Country: Tropical Freeze" für Wii U
Klassische Jump-And-Runs sind auf Microsofts und Sonys Konsolen Mangelware geworden, aber für Nintendos Wii U kommt nach dem plattformübergreifenden "Rayman Legends" und dem exklusiven "Super Mario 3D World" mit Donkey Kong Country: Tropical Freeze bereits der dritte große Platformer innerhalb kurzer Zeit. Nach seinem fantastischen Comeback auf der Wii vor drei Jahren hat Donkey Kong damit seinen ersten Auftritt in HD.
Mit einer eiskalten Überraschung startet das neue Abenteuer von Donkey Kong: Auf der Geburtstagsfeier des Affen greift eine Fregatte von Wikingerbooten das tropische Paradies des Affen und seiner Partygäste Diddy Kong, Dixie Kong und Cranky Kong an. Ein Eissturm friert seine Heimat ein und bläst Kong auf eine ferne Insel. Wie üblich bleibt die Story eher im Hintergrund und ist vor allem für das Setting interessant: Donkey Kong kämpft sich über insgesamt sechs Inseln, um seine Heimat zu erreichen und deren tropische Pracht wiederherzustellen.
Spielerisch setzen die Entwickler von Retro Studios auf dasselbe Konzept, das den Vorgänger Donkey Kong Country Returns zu einem der besten Jump-And-Runs auf der Wii machte. Damit bleibt es den 2D-Wurzeln treu, die das inzwischen zu Microsoft gehörende Studio Rare seinerzeit auf dem SNES schuf. Die sechs Inseln sind in mehrere Levels unterteilt, durch die sich der Affe weitgehend von links nach rechts fortbewegt und dabei zahlreiche Hindernisse überwinden und Gegner besiegen muss.
Das bewährte Konzept lässt mit seinen abwechslungsreichen Aufgaben nie Langeweile aufkommen. In einem Level schwingt sich der Affe an Lianen von Ast zu Ast und taucht im nächsten durchs Meer, wo er Luftblasen sucht, Strömungen ausnutzt und Fischschwärmen folgt. Und natürlich gibt es die aus den Vorgängern bekannten ungebremsten Fahrten in der Lore. Darin fährt der Affe beispielsweise durch ein Sägewerk, in dem er über Holzblöcke hüpft, sich unter rotierenden Kreissägen duckt und bei unausweichlichen Hindernissen die Spur wechselt. Hinzu kommen nette Gimmicks wie in Lava schmelzende Eisschollen und Blätter, die im Luftstrom von Alphörnern rhythmisch auf- und abwärts schweben.
Die Umgebung verändert sich häufig: Säulen stürzen aus dem Hintergrund auf den unachtsamen Affen, Schienen brechen weg oder Plattformen sinken ab und zwingen Kong zum schnellen Weiterhüpfen. Das erzeugt eine angenehme Dynamik, die aber insgesamt vorhersehbarer und weniger kreativ ist als in "Donkey Kong Country Returns", in dem es mehr Überraschungsmomente gab.
Neu ist, dass Donkey Kong Gegenstände und betäubte Gegner werfen darf. Damit kann er nicht nur weitere Angreifer ausschalten, sondern auch Ziele treffen, die Tore zu geheimen Arealen öffnen. In jedem Level gibt es versteckte Bereiche mit Bonusleben, Münzen und Puzzleteilen.
Die Gegner sind gewohnt originell, auch wenn sie genretypisch keine künstliche Intelligenz besitzen, sondern sich stets nach demselben Schema verhalten und immer an den gleichen Stellen erscheinen. So kann der Spieler schwierigere Passagen erlernen, ohne böse Überraschungen befürchten zu müssen.
Trotzdem zieht der Schwierigkeitsgrad zügig an und es gibt bald Passagen, die mehrere Anläufe erfordern. Eine Hilfsfunktion, die dem Spieler wie beispielsweise im jüngsten Super Mario 3D World nach zu vielen verlorenen Leben mit einem mächtigen Item unter die Arme greift, gibt es ebenso wenig wie den Super Guide, der in "Donkey Kong Country Returns" das Level automatisch beendete. Stattdessen darf der Spieler hilfreiche Gegenstände mit erspielten Münzen kaufen, die den Affen beispielsweise für eine Weile unverwundbar machen oder ihm Extraleben spendieren. Auch wartet vor besonders kniffligen Passagen häufig ein Bonusleben in Form eines roten Ballons.
Wie auch beim Vorgänger gilt somit: "Donkey Kong Country: Tropical Freeze" ist oft knifflig, aber niemals unfair. Viele Passagen erfordern Übung, aber Frust kommt nie auf. Innerhalb der normalen Levels gibt es zudem ausreichend Checkpoints, an denen der Affe einen frischen Versuch starten darf.
Die Bosskämpfe sind ein Highlight und allesamt gleichermaßen originell wie fordernd. Die Muster der Angriffe und die Schwachstellen der Gegner sind meist recht gut erkennbar, sodass auch hierbei vor allem die Geschicklichkeit zählt. Anders als in den normalen Levels gibt es keine Checkpoints zwischen den einzelnen Phasen der Endgegner. Wer also im Finale zu Boden geht, startet den Kampf von vorne.
Zu Beginn der Boss- und innerhalb der normalen Levels findet Donkey Kong immer wieder Tonnen, aus denen er seine Freunde befreit, die ihm dankbar zur Seite stehen. Neben dem aus den Vorgängern bekannten Diddy Kong unterstützen auch Dixie Kong und der alte Grantler Cranky Kong den Protagonisten mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten. Diddy erlaubt mit seinem Jetpack weitere Sprünge, Dixie erzeugt mit ihrem Pferdeschwanz Auftrieb und gleitet anschließend sanft abwärts. Cranky, der übrigens der gealterte Original-Donkey-Kong aus dem Spielautomaten sein soll, hüpft mit seinem offensichtlich äußerst elastischen Stock unversehrt über Dornenfallen und bringt gleichzeitig beim Absprung mehr Höhe.
Im Solomodus nimmt Donkey Kong den jeweiligen Mitstreiter auf die Schultern und übernimmt dessen Fähigkeit. Gleichzeitig verdoppelt sich seine Lebensenergie. Im Mehrspielermodus rennt Donkey Kong Seite an Seite mit einem der drei Nebenfiguren durch die Levels. Wie schon im Vorgänger ist das relativ chaotisch und schwieriger als solo, weil das Lebenspolster schneller schrumpft. Der Multiplayermodus ist eine nette Dreingabe, aber weniger ausgereift als beispielsweise in "Super Mario 3D World".
Für Hardcore-Gamer gibt es wie im Vorgänger eine Time Challenge, bei der ein knapp bemessenes Zeitlimit das Durchqueren der Levels erschwert. Ebenso geblieben sind die Bonusaufgaben in Form von gut versteckten Puzzleteilen und der Buchstabenkombination "KONG", die der Gamer in einem Durchlauf einsammeln muss. Der erfolgreiche Abschluss der Zusatzherausforderungen schaltet Bonuslevel frei.
Mit "Donkey Kong Country: Tropical Freeze" erhält die Wii U nach "Super Mario 3D World" und "Rayman Legends" ein weiteres herausragendes Jump-And-Run. Gerade wer Letzteres einen Tick zu einfach fand, sollte mit dem Affen einen Ausflug in die eingefrorenen Tropen machen. Wie schon der Vorgänger ist es für heutige Spiele recht fordernd und damit nichts für Ungeduldige. Dafür haben diejenigen, die sich über den gelungenen elften Anlauf nach zehn gescheiterten Lorenfahrten besonders freuen, umso mehr Spaß am neuen Donkey Kong.
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