Pures Sprungvergnügen
Nintendos Super Mario 3D World für die Wii U
Er verkörpert Jump-And-Runs wie keine andere Videospielfigur: Mario, der sympathische, italienische Klempner mit Schnauzbart und Overall stellt sich auf der Wii U in "Super Mario 3D World" erneut seinem Erzrivalen Bowser. Nintendo will sicher mit dem Spiel, das weltweit im Vorweihnachtsgeschäft erscheint, auch die bisher enttäuschenden Wii-U-Verkaufszahlen ankurbeln. Die Erwartungen an den Nachfolger des 3DS-Games "Super Mario 3D Land" sind entsprechend hoch.
Der ewige Schurke Bowser hat eine Feenkönigin und ihre Schwestern entführt und in Flaschen gesperrt. Mario bekommt auf seiner Suche nach den Sprixies sprungkräftige Unterstützung: Prinzessin Peach ist diesmal nicht Entführungsopfer, sondern selbst Retterin. Luigi und Toad vervollständigen das Quartett.
Die Story ist wie bei den meisten Mario-Games nur ein dünner Rahmen, der das Gameplay zusammenhält. Dass sich gleich vier Helden des Pilzkönigreichs auf den Weg ins Sprixie-Reich machen, ist die Basis für die Multiplayer-Unterstützung von Super Mario 3D World: Zum ersten Mal dürfen sich in einem 3D-Mario-Game bis zu vier Spieler gleichzeitig in die Levels stürzen.
Alle Bereiche sind jedoch auch alleine erreichbar, und im Kern bleibt auch das neue Mario-Game seinen Solowurzeln treu. Das Spielprinzip ist eine Mischung aus den klassischen 2D-Games und den 3D-Titeln wie Super Mario Galaxy (vgl. Mario, grüß mir die Sterne!). So gibt es wie in Super Mario World eine Weltkarte, auf der Mario durch Absolvieren eines Levels jeweils das nächste freischaltet. Auch öffnet das Besiegen der Bosse je eine neue der acht Story-Welten. Auf der Weltkarte darf sich Mario frei bewegen um Boni einzusammeln, Minigames zu spielen oder absolvierte Levels erneut auf der Suche nach Stempeln und grünen Sternen zu betreten.
Die Levels übernehmen die Grundstruktur von den 2D-Marios: Sie sind linear mit alternativen, teils versteckten Wegen, die beispielsweise durch Röhren in den Untergrund führen. Am Ende wartet die Zielflagge und in der Mitte eine kleinere Fahne, an der Mario einen neuen Versuch startet, wenn er in der zweiten Level-Hälfte besiegt wird. Auch gibt es das bekannte Zeitlimit. Spielerisch sind die Levels aber näher an Super Mario 64, da sich Mario auf dem vorgegebenen Weg frei in alle Richtungen bewegen darf und muss.
Diese Mischung funktioniert sehr gut. Die dreidimensionalen Levels lassen mehr Handlungsspielraum als die New-Super-Mario-Bros"-Games. Mario hat mehr Platz zum Ausweichen, muss aber gleichzeitig aufpassen, dass ihn Gegner nicht umzingeln. Auch erfordern Sprünge und das Zielen mit Power-ups wie der Feuerblume im Raum mehr Aufmerksamkeit.
Dafür wirkt der Schwierigkeitsgrad der acht Standardwelten insgesamt etwas niedriger als bei "New Super Mario Bros". Abgesehen von den ersten beiden Welten gibt es aber stets die angenehme, moderate Herausforderung das Ziel zu erreichen. In den späteren Levels bleibt es meist nicht bei einem einzelnen verlorenen Leben, aber mit ein wenig Übung kommt der Spieler problemlos und frustfrei an jedes Ziel und das Erspielen von Extraleben ist einfach genug. Als letzter Ausweg bei zu häufigem Scheitern hilft ein Power-up, mit dem Mario unverwundbar wird.
Das einfache Erreichen der Flagge genügt zwar zum Öffnen des Weges, aber nicht um die Welten erfolgreich zu beenden: In den jedem Level sind drei grüne Sterne versteckt. Mario benötigt jeweils eine bestimmte Anzahl zum Öffnen der Boss-Levels. In der ersten Welt kann er vor dem ersten Zusammentreffen mit Bowser beispielsweise 21 Sterne sammeln, von denen er 10 braucht, um den Bossbereich zu betreten.
Auf der Übersichtskarte sieht der Spieler, welche Sterne er bereits gesammelt hat und kann so entscheiden, welche Levels er erneut durchsucht. Die meisten Sterne sind gut versteckt, aber nie unfair. Oft gibt es mehr oder weniger subtile Hinweise wie ein grünes Schimmern oder ein Fernglas, durch das der Stern zu sehen ist. Und natürlich hilft die typische Videogame-Logik: Wenn ein Randbereich gut bewacht ist oder eine Plattform scheinbar ins Nichts führt, gibt es dahinter vermutlich etwas zu holen.
Die ähnlich gut versteckten Stempel sind reine Sammelgegenstände, die für das Weiterkommen nicht notwendig sind, aber im Miiverse verwendet werden dürfen. Über diese Social-Network-Schnittstelle der Wii U postet der Spieler Kommentare oder Hinweise zum absolvierten Level an andere Mario-Gamer.
Seine wahre Größe zeigt "Super Mario 3D World" nach ein paar Stunden Spielzeit richtig. Die Levels sind noch abwechslungsreicher, als es der Spieler ohnehin von den Mario-Games gewöhnt ist. Die einzelnen Welten haben die serientypisch unterschiedlichen Settings, die sich auch spielerisch auswirken: Der Klempner taucht unter Wasser, balanciert über glühende Lava und rutscht in einem Riesenschlittschuh über Eis.
Das Tablet der Wii U kommt auch zum Einsatz: Der Spieler tippt beispielsweise auf Plattformen, um diese zu verschieben oder pustet ins Mikro um Nebel zu beseitigen. Da die Entwickler die Möglichkeiten extrem sparsam einsetzen, erhöhen sie den Spielspaß, statt zu nerven wie das Dauerschütteln in manchen anfänglichen Wii-Games. Gelegentlich funktionieren die Methoden auch als reines Gimmick, wenn der Spieler in der Schneewelt mit Pusten die Bäume von Schnee und Eis befreit, ohne dass dies einen spielerischen Zweck hat.
Die liebenswürdigen Details geben Nintendos jüngstem Spiel den besonderen Charme, wenn Mario beispielsweise am Meer einem Strand-Koopa den Panzer klaut und dieser ihn verfolgt wie ein Badegast einen Kleiderdieb.
Auch die Power-ups sind ausgesprochen originell. Neu ist das Katzenkostüm, mit dem Mario die Krallen zum Angriff ausfährt und Wände erklimmt. Das eröffnet neue Wege, weil er damit hohe Plattformen erreichen kann, die gerne versteckte Boni, Stempel oder Sterne beherbergen. Der Spieler darf zwischen den letzten beiden Power-ups wechseln und so beispielsweise erst klettern und dann oben mit der Feuerblume die Gegner aus sicherer Entfernung attackieren.
Das originellste Item begann laut einem Interview mit den Chefdesignern eigentlich als Fehler eines Mitarbeiters, der versehentlich zwei Marios in die Welt setzte. Die Idee gefiel dem Team und so wurde die Doppelkirsche geboren, mit der die Spielfigur geklont wird und dabei ihr Power-up behält. So kann auch ein Solospieler mehrere Figuren steuern. Die Kirsche wartet vor allem in den Levels, in denen der Spieler beispielsweise durch das gleichzeitige Drücken von mehreren Schaltern einen Bonusbereich öffnet.
Das lokale Multiplayerspiel funktioniert in "Super Mario 3D World" deutlich besser als in den "New-Super-Mario-Bros"-Games. Die Mitstreiter stehen sich weniger gegenseitig im Weg, was freilich auch daran liegt, dass die dritte Dimension mehr Platz bietet. Der sichtbare Bereich ist jeweils auf denjenigen ausgerichtet, der am weitesten vorangekommen ist. Die restlichen Figuren werden im Zweifel vorwärts teleportiert.
Insgesamt ist das Erreichen der Ziele und auch Boni zu mehreren einfacher. Verliert eine Figur ihr Leben, erscheint sie sofort wieder, sofern noch genügend Extraleben im gemeinsamen Pool warten. Stürzt also ein Mitstreiter bei einem schwierigen Sprung ab, kann der nächste ihn probieren. Die Gruppe arbeitet grundsätzlich im Team, aber am Ende jedes Levels gibt es zusätzlich eine Einzelwertung.
Auch der Einzelspieler darf übrigens einen anderen Charakter als Mario spielen. Die Charaktere unterscheiden sich nicht nur optisch, sondern auch von der Steuerung her, so kann Peach beispielsweise kurz schweben, ist aber etwas langsamer.
"Super Mario 3D World" ist die grandiose Rückkehr des 3D-Jump-And-Runs mit Mario als Hauptfigur. Auch wenn das schlichte Setting nicht den Charme der beiden "Super Mario Galaxy"-Titel erreicht, ist es spielerisch nahezu perfekt. Die Schwierigkeit ist sehr gut ausbalanciert, sodass kniffligere Passagen für Erfolgserlebnisse sorgen, ohne dass Frust aufkommt. Die Levels sind abwechslungsreich und mit Liebe zum Detail gestaltet. Vom Spielspaß her schlägt Mario die optischen Vorzeigetitel der neuen Microsoft- und Sony-Konsole deutlich.
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