Spiele für die vierte Generation

"Killzone: Shadow Fall": Ungewohnt helle Umgebung

Angespielt: Launch-Titel für die PS4 - Teil 1

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Zum Start der PS4 steht rund ein Dutzend unterschiedlicher Titel in den Regalen. Lediglich zwei davon erscheinen exklusiv für Sonys neueste Konsole und auch der Rest ist nicht der neuen Konsolengeneration, zu der Microsofts XBox One gehört, vorbehalten. Das Angebot der Download-Titel, zu denen neben vielen Indie-Games auch einige Action MMOs mit Free-to-Play-Modell gehören, bringt das Gesamt -Lineup zum Start auf etwa 30 Spiele.

Der Generationswechsel ist weniger drastisch als bei der Wii U, der ersten HD-Konsole von Nintendo, die zudem noch den Tablet-Controller mitbrachte. Games auf der PS4 glänzen im Vergleich zur vorherigen Generation vor allem mit detaillierter, oft beeindruckender Grafik. Derzeit kommt die verbesserte Rechenleistung vor allem im Mehrspielermodus zur Geltung. So treffen in "Battlefield 4" wie am PC bis zu 64 Spieler aufeinander - mehr als doppelt so viel wie auf der PS3. Andere Titel haben subtilere Details wie die realistischeren Zuschauerreaktionen in "Madden 25". Das Touchpad des PS4-Controllers kommt bisher minimalistisch, beispielsweise zur komfortableren Navigation der Übersichtskarte bei "Assassin’s Creed 4" zum Einsatz.

Der erste Teil des Überblicks widmet sich den Shootern und dem Action-Adventure "Assassin’s Creed 4: Black Flag". In Kürze folgen die Jump-And-Runs und im Januar die restlichen Genres sowie Indie-Games und ein Überblick über die MMOs.

Explosive Völkertrennung: "Killzone: Shadow Fall"

Sonys Killzone: Shadow Fall ist nach einem Teil auf der PS2 und zwei auf der PS3 der vierte Teil der Hauptserie. Die Story spielt einige Jahre nach den Ereignissen von "Killzone 3": Nach der Zerstörung des Heimatplaneten der Helghan, erhalten die überlebenden Helghast einen Bereich auf dem Planeten Vekta. Dazu wurden die in dem Bereich wohnhaften Bewohner vertrieben und ein gigantischer Wall zu Trennung der Feinde errichtet. Der Prolog beginnt mit der Vertreibung. Lucas, der Protagonist von "Shaodow Fall", ist zu der Zeit noch ein Junge und muss auf der Flucht durch feindliches Gebiet erleben, wie sein Vater von feindlichen Kämpfern erschossen wird. Der Shadow Marshall Sinclair rettet schließlich dem Jungen das Leben und bildet ihn in Folge zum Kämpfer aus.

Leider wird die Story nach dem Prolog, der erzählerisch ähnlich vielversprechend beginnt wie der von The Last of Us, zu einem Shooter-Gewohnheitsbrei. Anders als bei der cleveren Story von Naughty Dogs Endzeitspiel dienen bei "Shadow Fall" die erzählerischen Momente lediglich dazu, den Spieler von einer Mission in die nächste und damit in weitere von Feinden überbesiedelte Gegenden zu schicken. Das Setting ist weniger düster als bei den Vorgängern und besonders bei den Außenaufnahmen darf die PS4 mit ihrer Grafikleistung glänzen. Die Stadt sieht aus der Vogelperspektive beeindruckend aus und Bäume und Wasserfälle schaffen ein optisches Showcase für die neue Generation.

Auch spielerisch hat sich einiges geändert: Die einzelnen Levels sind weniger gradlinig und bieten Raum für Erkundung und Taktik. Statt Mitstreitern hat Lucas zu Beginn lediglich eine Drohne als Begleitung, die spielerisch vergleichbar ist mit Begleittieren in MMOs: Der Spieler kann sie als Vorhut in den Angriff schicken oder als Schild benutzen. Außerdem hackt er sich mit ihrer Hilfe in feindliche Sicherheitssysteme. In vielen Missionen muss sich der Spieler zudem nicht tumb durchballern, sondern kommt nur mit Schleichen weiter.

Die Stadt in "Shadow Fall" demonstriert die grafische Leistung der PS4

Leider haben die Entwickler von "Guerilla Games" die Rechenleistung nicht für intelligente Gegner genutzt. Sie reagieren weitgehend auf dem typischen Niveau auf die Aktionen des Spielers - inklusive einiger Fehler, die beispielsweise das Schleichen oft zu einfach machen. Auch erscheinen die Truppenbewegungen im Verlauf von Missionen gelegentlich unlogisch.

"Killzone: Shadow Fall" ist ein solider Shooter, der offenere Missionen und mehr Vielseitigkeit als die Vorgänger bietet, dessen neue Ansätze wie Schleichpassagen aber noch unausgereift wirken. Grafisch ist der Exklusivtitel das Highlight des Start-Lineups, spielerisch aber nichts Besonderes.

Schlachtfeld-Hopping: "Battlefield 4"

Das Setting von Battlefield 4 liegt in der nahen Zukunft und dreht sich um die Dreiecksbeziehung zwischen China, Russland und den USA. Auch aus dem Anfang könnte etwas Interessantes entstehen, aber die Entwickler von DICE bringen einen Shooter-typischen Rahmen mit amerikanischem Helden-Epos, bösen Kriegstreibern und einer Prise Verrat.

"Battlefield 4": Levolution - Der Einsturz des Hochhauses verändert die Umgebung der Multiplayerkarte

Spielerisch gibt es einige Neuerungen, die bereits in die Solo-Kampagne den Fokus mehr auf Teamarbeit als Einzelkämpfer legen: Der Gamer darf in den Missionen seine Mitstreiter am Boden oder auch in der Luft auf bestimmte Ziele ansetzen. Auch kann er die Gegend nach Feinden absuchen, deren Bewegungen er im Auge behält. Neu ist ein Scoring-System, das alle Aktionen wie das Besiegen von Gegnern oder gezielte Schüsse mit Punkten bewertet und nach Abschluss der Mission mit Medaillen krönt.

Der Kämpfer ist wie gewohnt nicht nur zu Fuß unterwegs, sondern verwendet in der Kampagne und im Multiplayer-Mode zahlreiche Fahrzeuge, Helikopter, Kampfjets und Boote. In den Mehrspieler-Matches erhält er analog zur Verbesserung der Waffen für die Benutzung der Vehikel Erfahrungspunkte für die entsprechende Gattung, mit denen er Erweiterungen freischaltet.

Der jüngste Teil der Shooter-Serie von Electronic Arts hat die größte Schere zwischen magerer Kampagne und vielseitiger Mehrspielererfahrung. Wie am PC dürfen an der PS4 zwei Teams mit jeweils 32 Spielern gegeneinander antreten. "Levolution" ist ein neues Feature, das für mehr Abwechslung in den Matches sorgen soll: Von den Spielern ausgelöste Großereignisse verändern die Umgebung maßgeblich, indem beispielsweise ein berstender Damm Teile der Umgebung überflutet und damit gewohnte Stellungen in den Straßen für Fußsoldaten unbegehbar werden.

Der Commander-Modus ist zurück - optional auch für Android und iOS-Tablets

Der große Wermutstropfen sind derzeit die zahlreichen Bugs, die sich auch beim Testen gezeigt haben: "Battlefield 4" ist das einzige vorgestellte Game, das beim Anspielen abgestürzt ist. Immerhin ist den Entwicklern das Problem bekannt, sodass sie momentan die Entwicklung der Erweiterungen gestoppt haben, um zunächst die Fehler zu bereinigen. Abgesehen von den Bugs hat "Battlefield 4" dank der beeindruckenden Multiplayer-Matches die Nase bei den drei Shootern zum Launch die Nase vorn.

Geister als Jäger: "Call of Duty: Ghosts"

Activisions "Call of Duty"-Serie (CoD) geht mit Ghosts bereits in die zehnte Runde. Die Geister im Namen sind eine geheime Spezialeinheit und dafür berüchtigt scheinbar aus dem Nichts auf- und nach erfolgreicher Mission wieder abzutauchen. Die Seite der Guten fällt wieder den Amerikaner zu, der Feind sitzt diesmal in Südamerika. Eine Superwaffe im Weltraum zerstört zu Beginn des Spiels den Südwesten der USA und damit San Diego, die Heimat der Protagonisten. Die Settings der Missionen ziehen sich über das zerstörte Land bis tief in den südamerikanischen Kontinent.

"Call of Duty: Ghosts": Klettern in schwindelnder Höhe

Spielerisch bleibt sich die Serie treu. Die Entwickler von Infinity Ward schicken den Spieler auf recht schmalen, vorgeplanten Pfaden gegen zahlreiche Feinde. Das Leveldesign ist deutlich linearer als das der anderen beiden Shooter. Dennoch sind die einzelnen Missionen dank unterschiedlicher Settings und Aufgaben abwechslungsreich. Bei den Schleichaufgaben sollte der Finger nicht zu locker am Abzug sitzen. Der "CoD"-Krieger darf Fahrzeuge benutzen, muss im Weltraum kämpfen und sogar zwischen Haien tauchen. In einigen Situation übernimmt der Schäferhund Reilly die Hauptrolle. Er schleicht sich mit einer Kamera durchs Gras, um die Gegend zu erkunden, Wachen zu belauschen und auszuschalten.

Die Mehrspielermatches haben weniger Kontrahenten als die von "Battlefield 4". Immerhin bevölkern auf der PS4 wie auf der XBox One und dem PC bis zu 18 statt maximal 12 Spieler auf den anderen Konsolen die Multiplayer-Karten. Die ohnehin bereits zahlreichen Mehrspielermodi sind um ein paar neue Varianten erweitert worden, bei denen beispielsweise der Spieler nur jeweils 30 Sekunden Zeit zwischen zwei Kills hat, was das Tempo deutlich erhöht. Das Klassensystem haben die Entwickler mit "Create-a-Soldier" aufgebrochen: Der Gamer darf sich eine auf seinen Spielweise zugeschnittenen Klasse bauen.

Mission Weltraum

"Call of Duty: Ghosts" beschert den Spielern die schnelle Actionkost, die sie erwarten. Die Kampagne ist kurz, aber dabei zumindest erzählerisch nicht so verworren wie die von Sonys und EAs Shootern, deren Kampagnen zudem nicht viel länger sind. Die Multiplayer-Matches sind weniger beeindruckend als in der Welt von "Battlefield", aber dank zahlreicher Modi, die auch für kürzere Matches taugen, sehr abwechslungsreich.

Simulation der Karibik: "Assassin’s Creed IV: Black Flag"

Die Schiffspassagen im dritten Teil von Ubisofts Assassin’s Creed deuteten bereits darauf hin, dass die Serie das Thema vertiefen möchte. In "Assassin’s Creed IV: Black Flag" darf der Spieler in die Rolle des Piraten Edward Kenway schlüpfen. Er ist der Großvater von Ratonhnhaké:ton, dem Protagonisten von Assassin’s Creed III. Die Rahmenhandlung in der Neuzeit ersetzt Desmond Miles durch eine namenslose Hauptfigur.

"Assassin’s Creed IV: Black Flag": Der Käptn entert ein Schiff

Sehr früh in der Story gelangt Edward in den Besitz eines Schiffes, mit dem der Pirat auf Beutefang geht. Die Seekämpfe sind deutlich zahlreicher als im Vorgänger, das Entern von Schonern und Militärschiffen wird bald zur Routine. Mit der erbeuteten Fracht baut der Pirat sein Schiff aus. Wie auch die Schwertkämpfe sind die Seeschlachten stärker auf spielerisch leichten Zugang und aktionsreiche Unterhaltung als auf Simulation ausgelegt. Das eigene Schiff lässt sich auch quer zum Wind gut steuern, sodass eine kleine gegnerische Flotte bald versenkt ist. Sogar das "Schleichen" ist relativ gut möglich: Gelegentlich muss der Spieler unerkannt durch Gewässer schippern und dabei die Sichtfelder spanischer oder englischer Schiffe meiden.

Abgesehen von der spielerischen Variation, die das Schiff bringt, öffnet es die Welt jenseits des Festlands. Die karibischen Inseln laden zum Erkunden abseits der Hauptmissionen ein. Zahlreiche Nebenaufgaben wie die Suche nach verborgenen Schätzen, das Sammeln von Maya-Relikten, die Jagd zur Verbesserung der Ausrüstung und das Kapern gegnerische Schiffe und Forts machen "Black Flag" zu dem bisher offensten und vielseitigsten Teil der Serie.

Edward verhält sich nicht immer unauffällig

"Assassin’s Creed IV: Black Flag" bringt mit der Seefahrt angenehme Abwechslung ohne seine Wurzeln zu verleugnen. Das Repertoire umfasst viele klassische Schleich-Missionen durch Gras und über Dächer, und meist gehört es zumindest zu den optionalen Zielen Aufträge unauffällig ohne Kämpfe zu erledigen. Die frei zugängliche, offene Welt der Karibik lädt spielerisch und optisch zum Erkunden ein und hält anders als die Shooter auch Solospieler viele Stunden bei der Stange.

Lohnt die schöne, neue Welt.

Alle vorgestellten Games sind Teil X bekannter Serien und als solche solide Fortsetzungen. Bei den beiden plattformübergreifenden Shootern gibt es ohnehin fest eingefahrene Fraktionen, die sich entweder "Call of Duty" oder "Battlefield" zuwenden. Beide Neuauflagen sind weder so schlecht noch so überragend, dass jemand ins "feindliche" Lager wechseln müsste. Multiplayer ist für das Gros das wichtigste Kaufargument, womit die typisch dünnen Stories zum Beiwerk verkommen und der Schritt zum aktuellen Teil dann unvermeidlich wird, wenn die Mitspieler umsteigen. Gerade bei "Battlefield 4" lohnt sich die PS4-Version für Hardcore-Zocker im Vergleich zur PS3 oder XBox 360 für die deutlich stärker bevölkerten Mehrspielerkarten. Damit ist die Konsole ebenso auf Augenhöhe mit der PC-Version wie bei der Grafik. "Killzone: Shadow Fall" ist das optische Highlight der Launch-Titel. Leider haben die Entwickler aber verpasst die Rechenpower auch für intelligentere Gegner oder komplexeres Level-Design einzusetzen.

"Assassin’s Creed IV: Black Flag" ist der bisher vielleicht beste Teil einer insgesamt äußerst guten Videospielserie und ein Highlight des PS4-Launch-Aufgebots. Die Seefahrt bringt Abwechslung ins Gameplay und öffnet die Welt noch weiter für die freie Erkundung der karibischen Inseln und des Meers. Für Solospieler bietet es deutlich längere und abwechslungsreichere Unterhaltung als die drei Shooter.

Ein wirkliches Kaufargument für die PS4 fehlt bei den vier Games. PS3-Spieler werden das neue "Killzone" nicht wirklich vermissen und können den Rest auch auf ihrer Konsole ohne zu große Einbußen genießen. Am stärksten wiegt das Argument der größeren Spielerzahl in den Shootern. Die grafischen Verbesserungen sind vor allem bei "Assassin’s Creed" deutlich - zumindest in den Außenaufnahmen. Bei den Gesichtern ist es auch auf der PS4 weniger detailliert als beispielsweise das PS3-Spiel Beyond - Two Souls. Das Touchpad bringt bei den vorgestellten Titeln anders als das Tablet der Wii U keine nennenswerten spielerischen Vorteile - bei Killzone nervt die rein darauf ausgelegte Drohnensteuerung sogar.

Teil 2: Abenteuer der vierten Generation