Proteste und Doppelmoral: Tränen für Habeck, Wut für die Bauern
- Proteste und Doppelmoral: Tränen für Habeck, Wut für die Bauern
- Klimaaktivisten müssen Ziele und Dramatik überhöhen
- Das Kampffeld Straße
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Aufregung über Bauern-Blockaden. Akzeptanz von Klimablockaden. Wut über Fährblockade. Ein Telepolis-Leitartikel über problematische Widersprüche.
Auf den ersten Blick ist die politische und mediale Aufregung um die Blockade einer Personenfähre in der vergangenen Woche mit Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) an Bord verständlich. Die Scheinheiligkeit wird erst auf den zweiten Blick offenbar.
Unabhängig von der Motivation der Demonstranten am Fähranleger und ihren Zielen: Dass die Nötigung eines Ministers, der für die wirtschaftliche Belastung eines Großteils der Bevölkerung Mitverantwortung trägt, so viel Empörung hervorruft, bedarf zumindest einer kritischen Kommentierung.
Denn Nötigung durch Demonstranten haben in den letzten Wochen, Monaten und Jahren viele tausend, vielleicht zehn- oder gar hunderttausende Menschen erlebt. Nämlich durch die Klimademonstranten der "Letzten Generation".
Verstehen Sie mich nicht falsch: Das war kein politischer Vergleich, sondern ein technischer. Ist es nach allgemeiner gesellschaftlicher Moral legitim, Bürgerinnen und Bürger massenhaft zu nötigen und sie ihrer Freiheit zu berauben, wenn es um das Fernziel Klimawandel geht? Und ist es moralisch legitim, diese Nötigung als Teil der politischen Aktionsform gegen einen Minister zu verurteilen, der die unmittelbare Verantwortung trägt?
Diese Frage soll im vorliegenden Text aufgeworfen werden; beantwortet werden kann sie nicht. Denn die Antwort kann nur das Ergebnis einer gesamtgesellschaftlichen Meinungsbildung sein. Und auch hier bedarf es einer kritischen Kommentierung.
Denn viele Medien, allen voran die öffentlich-rechtlichen, scheinen ihr Urteil gefällt zu haben: Blockade der Kurzzeit-Ministerfähre: böse. Blockade tausender Bundesbürger: okay.
Ungleiche Empathie
Gebührenfinanzierte Redaktionen wie die der Tagesschau lieferten, wie politisch bestellt, die rührselige Geschichte einer Familie, die mit Habeck buchstäblich in einem Boot saß. Und das war kein Spaß, wie man dem Text entnehmen konnte. Vor allem die Kinder hätten Angst vor den aggressiven Demonstranten gehabt und geweint.
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Schlimm, ohne jeden Zweifel und vor allem ohne jede Ironie. Aber wo war die Empathie für die weinenden Kinder, deren Mamas, Papas, Omas und Opas im Stau der "Letzten Generation" standen? Die nicht zum Kindergeburtstag kamen, nicht zu Freunden, nicht zu Terminen? Die Konflikte an der Klimaklebelinie miterlebten.
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