Putin-Rede: Atomare "Präzedenzfälle" und der Westen als Gegner
Seite 2: Beunruhigende Passage zu Atomwaffen
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Auch die Atombombenangriffe der Vereinigten Staaten am Ende des Zweiten Weltkriegs "ohne militärische Notwendigkeit" sprach der russische Präsident interessanterweise an – und man fragt sich angesichts des fehlenden inhaltlichen Zusammenhangs zum Ukraine-Krieg, warum.
Baunov sieht darin ein verstecktes Signal Russlands, derartige Waffen nur in militärisch "notwendigen" Fällen anwenden zu wollen – und damit als indirekte Drohung gegen den westlichen Hauptfeind. Baunov ist mit dieser Deutung nicht allein. Auch Gerhard Mangott findet diesen Teil der Rede "am beunruhigendsten", da Putin Hiroshima und Nagasaki wörtlich als "Präzedenzfälle" bezeichnet hat.
Der übrige Westen außerhalb des angelsächsischen Raums bleibt in der Rede bemerkenswert farblos. Sie werden von Putin als "Vasallen" gesehen, die "kleinlaut" zu den Maßnahmen der Führungsmacht ja sagten. Dennoch gipfelt am Ende Putins infernalische Beschreibung seines eigentlichen Gegners in einem vielleicht unvermeidlichen Vergleich mit dem Dritten Reich.
Russland als Traditionsmacht des Lichts
Er beschuldigt den Westen, kollektiv "die Wahrheit in einem Meer von Fälschungen zu ertränken, rücksichtslos zu lügen wie Goebbels". Gegen diesen "Block des Bösen" stellt er martialisch Russland als mitfühlende und "philanthropische", also die Menschen liebende Traditionsmacht des Lichts.
Die Grenzen dieses Mitgefühls enden nach Putins Weltsicht wohl an der ukrainischen Grenze, hinter der man unter dem Banner dieser "Philanthropie" ganze Städte in Schutt und Asche legen und Zivilisten töten darf, um sie danach zu eigenem Staatsgebiet zu erklären.
In jedem Fall bleibt Putins Rede stark in kräftig gezeichneten Bildern stecken und bietet viel Tiefgründiges und wenig Konkretes. Das hat einen Zweck, den der Wiener Russland-Fachmann Alexander Dubowy in seinem Social Media Account richtig erkennt: Die "maximale Flexibilität in der Entscheidungsfindung bleibt gewahrt".