Putin, der Böse?

Seite 2: Der Störenfried, der nicht geht

Putin wurde in diesem Moment zur Unperson, gestempelt von einer Presse, die selektives Zitieren schon gelernt hatte. Nachdem alle freiwilligen Beitrittskandidaten in die Nato aufgenommen worden, begann das Imperium, aktiv weitere Länder gegen Russland aufzustacheln. So wurde Georgien im Jahr 2008 zu einer Aggression gegen die russische Minderheit in Südossetien gebracht.

Von wem der Krieg ausging - laut einem OSZE-Bericht Georgien - leugnet nicht einmal die sonst stramm auf transatlantisch gebürstete Wikipedia.

Die medialen Anstrengungen zum Übertünchen der Wahrheit wurden allerdings größer. In einem fast halbstündigen Interview mit dem ARD-Korrespondenten Thomas Roth zerlegte Putin dessen haltlose Anschuldigungen zu Georgien so gründlich, dass die ARD sich entschloss, die mediale Niederlage unter inhaltlicher Entstellung auf neun (!) Minuten zusammenzuschneiden und dem deutschen Zuschauer als vollständig zu verkaufen - dank Internet flog die Sache damals auf.

Einige markante Sätze wie "Sobald aber der Aggressor eins in die Fresse bekommen hat, sobald ihm die Zähne ausgeschlagen wurden, sobald er all seine amerikanischen Waffen zurückließ und abgehauen war, dann erinnerten alle sich plötzlich an das Völkerrecht und an das böse Russland" wollte man der transatlantischen Freundschaft offenbar nicht zumuten.

Wohl dachte man im Westen, das Problem Putin würde sich durch Zeitablauf erledigen - 2008 war der biedere Medwedew Präsident geworden. Dass Putin diesen überredete, ihm vier Jahre den Stuhl warmzuhalten, bis er 2012 erneut die Präsidentschaft übernehmen konnte, kann man trotz des verfassungsrechtlichen Geschmäckles verstehen.

Denn Medwedew wäre kaum in der Lage gewesen, das Land durch die Turbulenzen der folgenden Jahre zu steuern. 2011 tolerierte er die Zerstörung Libyens, mit bekannten Folgen bis heute.

Und obwohl der Kriegsverbrecher Bush durch den strahlend lächelnden Obama ersetzt wurde, wurde recht bald klar, dass das interventionistische Gebaren des US-Imperiums ziemlich unabhängig vom Präsidenten weiterlief.

Die einzige Abweichung vom Drehbuch1, die sich Obama erlaubte, war, 2013 an das verfassungsmäßige Recht des Kongresses erinnert zu haben, Syrien den Krieg zu erklären, der in den Köpfen der Falken schon beschlossen war: Denn schon seit 2001 stand es neben Irak, Libanon, Somalia, Libyen, Somalia, Sudan und Iran auf der Regime-Change-Wunschliste der US-Strategen.

Die Masken fallen

Dies führte dazu, dass unter Vermittlung Russlands die chemischen Waffen Syriens zerstört und Friedenspläne entworfen wurden; Obama galt als Schwächling und Russland selbst kam wieder ins Visier der Unruhestifter im US State Department, die nun im Nachbarland Ukraine agierten.

Wie unter anderem aus dem geleakten Telefonat von Victoria "Fuck the EU" Nuland hervorgeht, waren es die USA, welche die nicht unberechtigten Proteste gegen die Regierung Janukowitsch zu einem gewaltsamen Putsch aufwiegelten.

Die von Nuland bereits vorgesehenen Marionetten in der ukrainischen Regierung, die später die eigene Bevölkerung in der Ostukraine bombardierten, setzten sofort aggressive antirussische Maßnahmen wie ein Sprachverbot um.

Das durch den gelungenen Coup ihnen nicht auch noch die russische Schwarzmeerflotte in die Hände fiel, wurmte die US-Militärs ganz gewaltig. Denn die Bevölkerung der Krim widersetzte sich der neuen Zentralregierung, die dortigen Einheiten der ukrainischen Armee waren anständig genug, kein Blutbad zu veranstalten und schließlich wurde die Krim nach einem Volksabstimmungsvotum von über 90 Prozent russisch.

Dass der Westen für diesen politisch, historisch und sogar völkerrechtlich völlig nachvollziehbaren Schritt, der kein einziges Menschenleben kostete, die Bezeichnung "Annexion" erfand, gehört zu den größten propagandistischen Verdrehungen der jüngeren Zeit.2

Nachdem die Ukraine den Verlust dieses Zankapfels ohne Gelegenheit zum großen Konflikt hinnehmen musste, begannen sie umso rücksichtsloser einen Bürgerkrieg in der Ostukraine, wo russischsprachige Bürger den Verlust ihrer Rechte nicht klaglos hinzunehmen bereit waren.

Zwar gab es Freiwillige aus Russland, die die Ostukraine bewaffnet unterstützen, aber entgegen der US-Propaganda, die sogar der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr öffentlich bezweifelte und der zahlreichen nachgewiesenen Falschberichterstattung der Medien (z.B.) schickte Russland keine regulären Truppen, sondern beschränkte sich auf Hilfskonvois. Eine deutsche Zeitung entblödete sich nicht, diese als "genial und heimtückisch" zu bezeichnen.

Solch absurd einseitige Berichterstattung führte schließlich zu einem Aufstand von Zuschauern und Lesern, die sich nicht mehr für dumm verkaufen ließen und die Redaktionen und Kommentarforen mit wütenden Hinweisen auf die Widersprüche fluteten. Reaktion: Schließen der Foren und die Suche nach russischen Trollen.