Rätselraten um Strategie des "Islamischen Staats"

Seite 2: Offensive auf Mosul steht angeblich bevor

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Kriegsgetöse gibt es auch im Irak, wo die Offensive auf die Großstadt Mosul unmittelbar bevorstehen soll. Nach Berichten werden die IS-Kämpfer in der Stadt nervös und greifen öfter zu Exekutionen, um die Bewohner fügsam zu halten. So wurden 13 Menschen hingerichtet, die im Widerstand gegen den IS waren, 10 Männer, weil sie angeblich Spione waren, und 3 Männer, weil sie Anti-IS-Graffitis auf Wände gemalt hatten. Es ist von mehr als 50 Menschen die Rede, die ertränkt worden seien, weil sie sich mit den Angreifern verschworen und Waffenlager angelegt hätten. Der IS hat bereits einige mit Öl gefüllte Gräben angezündet, um die Sicht für Angreifer zu erschweren. Angeblich werden Mauern errichtet, Brücken gesperrt, Tunnels gegraben und großflächig Straßen vermint und Häuser mit Sprengfallen überzogen. Allerdings sollen sich in der Großstadt nur ein paar tausend Kämpfer aufhalten, ein wahrhaft asymmetrischer Krieg, der die Schwierigkeiten konventioneller Kriegsführung demonstriert.

Das scheint deutlich zu machen, dass im Fall der Großstadt zumindest die Verteidigungsbemühungen hochgefahren werden. Hier wurde schließlich auch das "Kalifat" ausgerufen. Fällt Mosul, dann hat der IS, entstanden aus al-Qaida im Irak unter dem Führer al-Sarkawi, im Irak seinen Stützpunkt verloren. Allerdings könnte der IS darauf setzen, dass die Konflikte unter seinen Gegnern ihm letztlich ebenso nützen dürften wie repressives Vorgehen gegen Bewohner, die verdächtigt werden, Anhänger des IS zu sein. Wie kurdische und schiitische Milizen mit den irakischen Streitkräften und türkischen Soldaten sowie den amerikanischen und französischen Einheiten kooperieren werden, ist eine offene Frage. Von der groß vom Pentagon angekündigten Cyberoffensive ist zumindest öffentlich nichts zu erfahren.

Alles bestens in Mosul will der IS suggerieren.

Völlig unklar ist auch, wie viele Menschen noch in Mosul leben, die zwischen die Fronten geraten. Von mehr als einer Million ist die Rede. Erwartet wird eine große Fluchtwelle, die kaum zu bewältigen sein und die Angreifer erwartbarer Kritik aussetzen wird. Die irakische Regierung hat die Menschen aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben. Das aber würde die Bombardierung der Stadt und deren Säuberung von IS-Kämpfern deutlich erschweren.

Der irakische Brigadegeneral Haider Obaidi erklärte, was die Schwierigkeiten belegt, dass der Luftraum von der von den USA geführten Koalition beansprucht wird, über den Gebieten, in denen sich schiitische Milizen aufhalten, aber nicht. Er verriet aber auch, dass die westliche Seite von Mosul offen bleiben soll: "Wir versuchen, ihnen eine Fluchtmöglichkeit zu eröffnen, um nach Syrien zu gelangen." Das wollte allerdings Brigadegeneral Yahya Rasoul so nicht stehen lassen. Selbst wenn sie dort flüchten sollten, würden sie dort getötet werden.