Raumnazis attackieren Berlinale

Interview mit Iron Sky-Regisseur Timo Vuorensola

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Seit insgesamt sieben Jahren entwickeln finnische Filmemacher unter großer Anteilnahme der Netzgemeinde das Filmkunstwerk Iron Sky, das heute auf der Berlinale an prominenter Stelle spektakulär seine Welturaufführung erfahren wird. Für ein Budget von gerade einmal 7,5 Millionen Euro realisierten die unabhängigen Künstler zum Teil durch ein neuartiges Crowd-Sourcing-Konzept eine Kinoproduktion, die unter konventionellen Umständen das zehn- bis zwanzigfache gekostet hätte. Doch das ehrgeizige Leinwanddebut ist wegen des polithistorischen Themas und gewisser Provokationen nicht unumstritten. Regisseur Timo Vuorensola gab Telepolis ein Exklusivinterview.

Herr Vuorensola, etliche Verschwörungstheoretiker leugnen die Tatsache, dass die Nazis 1945 auf den Mond geflohen sind. Wird Ihre Dokumentation die Zweifel endgültig ausräumen?

Timo Vuorensola: Es gibt Leute, die noch immer glauben, die Amerikaner wären 1969 auf dem Mond gelandet. Daher ist es möglich, dass trotz der harten Beweise, die wir in unserer Dokumentation präsentieren werden, noch immer Leute skeptisch bleiben.

Sie sind dafür bekannt, dass Sie Filmtricks kategorisch ablehnen. Haben Sie tatsächlich alle Außenaufnahmen an den Originalschauplätzen gedreht?

Timo Vuorensola: Ja, wir haben in New York und in Frankfurt vor Ort gedreht, die Studio-Aufnahmen haben wir in Gold Cost in Australien gemacht. Das Mondmaterial haben wir natürlich auf dem Mond gedreht, im Tsiolkovskiy-Krater.

Können Sie das Gerücht bestätigen, dass während der Dreharbeiten auf der Nazi-Basis hinterm Mond Eva Herman gesehen wurde?

Timo Vuorensola: Es tut uns sehr leid, aber unsere Anwälte haben uns gebeten, über den Eva-Herman-Fall nicht zu sprechen. Offiziell wissen wir nicht einmal, wer sie ist. Wir sind von Finnland, vergessen Sie das nicht!

Julia Dietze as Renate Richter

Warum haben Ihre Mitbewerber aus Hollywood es all die Jahre nicht geschafft, die bedeutende Geschichte der Raumnazis zu erzählen?

Timo Vuorensola: Sie waren zu beschäftigt damit, gegen die Mondlandungsskeptiker zu kämpfen.

In Ihren Filmen spielen Sie mit manchen in Deutschland verbotenen Zeichen und Symbolen. Fürchten Sie nicht, dass Sie vielleicht missverstanden werden und etwa die Gefühle einiger Nazis verletzen könnten?

Timo Vuorensola: Ja, mit hoher Wahrscheinlichkeit werden einige Nazis den Film anstößig finden. Das täte uns überraschenderweise nicht leid.

Der erste Film, der Deutsche auf dem Mond zeigt, Frau im Mond (1929), wurde von Raketen-Pionier Hermann Oberth höchstpersönlich beraten. Woher haben Sie die Informationen über die streng geheime deutsche Raumfahrttechnologie?

Timo Vuorensola: Das Internet ist eine großartige Quelle für so etwas. Above Top Secret ist eine unglaubliche Schatzkammer für verlässliche Informationen über diverse Themen, die mit der Mondlandung zu tun haben.

"The Moon Nazis". Bild: Mika Orasmaa

Die Kombination von Science Fiction mit Nazis funktionierte perfekt in Kampfstern Galactica. Wird Ihre Story das gleiche literarische Niveau erreichen?

Timo Vuorensola: Hey, bitte nicht spoilern! Ich sehe gerade Galactica zum ersten Mal!

Bei Testvorführungen in Finnland wurde Ihr Film dafür kritisiert, er enthalte zu viel Weltraumschlachten. Was stimmt nicht mit diesen Finnen?

Timo Vuorensola: Die Finnen mögen Küchenszenen, wir hätten vielleicht eine Küchenszene zeigen sollen. Iron Sky hat überraschend wenig Szenen, die in der Küche spielen. Eigentlich, um ehrlich zu sein, gar keine.

Bei vielen schwarzen Komödien erkannten die Zuschauer oft die Ironie nicht, etwa bei Starship Troopers oder Der Untergang. Werden die Leute Ihren Film in der richtigen Weise verstehen?

Timo Vuorensola: Ich rechne damit, dass manche Leute einige Humorebenen nicht erkennen, doch die gute Sache an Iron Sky ist, wie bei vielen Komödien: Je öfter du sie dir ansiehst, desto mehr wirst du finden. Und speziell die Fans von Der Untergang dürften eine Menge Spaß mit Iron Sky haben, so viel verrate ich.

Timo Vuorensola

Stimmt es, dass Roland Emmerich die Fortsetzung von ID4 abgelehnt hat, weil er den Wettbewerb mit Iron Sky scheute?

Timo Vuorensola: Nicht wirklich, ich denke vielmehr, er hat verstanden, dass es gut ist, einen guten Gegner zu haben. Wir könnten zusammen ein Franchise entwickeln wie Alien vs. Predator, nur diesmal sind es Aliens vs. Nazis. ID4 vs. Iron Sky.

Was wird Ihr nächstes Projekt?

Timo Vuorensola: Ich arbeite an einem neuen Feature-Film und hoffe, eine ganze Science-Fiction-TV-Serie loszutreten.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg auf der Berlinale!


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