"Regel-Flickenteppich": Maskenpflicht im Fernverkehr fällt Anfang Februar

Die Maskenpflicht hat in den letzten zweieinhalb Jahren häufig für Streit gesorgt; unter anderem auf Kosten von Zugpersonal. Symbolbild: Jeyaratnam Caniceus auf Pixabay (Public Domain)

Eisenbahngewerkschaft empfahl Ende schon im Dezember. Gesundheitsminister setzt nach Sondierungen mit Ländern auf Freiwilligkeit. Dafür sprächen zwei wichtige Werte.

Im Fernverkehr wurde die Maskenpflicht außerhalb der Bordbistros in den letzten Monaten zumindest stärker beachtet als in U-Bahn, Tram und Nahverkehrsbussen in Bundesländern, die sie noch nicht aufgehoben haben.

Schließlich müssen es Reisende und Personal im ICE länger miteinander aushalten, auch Fahrscheine werden nicht nur stichprobenartig kontrolliert – und im Streitfall vor die Tür gesetzt zu werden, weil sowohl Mund-Nasen-Schutz als auch ein Attest zur Befreiung von der Maskenpflicht fehlen, wäre zwei Stunden vor dem eigentlichen Reiseziel folgenreicher als ein paar U-Bahn-Stationen davor.

Allzu viel streiten wollten sich Bahn-Mitarbeitende aber deshalb auch nicht. Das Zugpersonal hatte nach Angaben der Eisenbahngewerkschaft EVG oft Schwierigkeiten, Fahrgästen zu vermitteln, welche Regel fortan wo gilt – und vor allem, warum.

Im öffentlichen Nahverkehr ist seit Monaten zu beobachten, dass viele Fahrgäste entweder nach Augenmaß entscheiden und keine Maske mehr tragen, wenn sie ohne Probleme 1,5 bis zwei Meter Abstand halten können, oder generell keinen Sinn in der Maßnahme sehen.

Das gilt sowohl für Bundesländer, in denen theoretisch noch die Maskenpflicht im Nahverkehr gilt, ohne aber stringent durchgesetzt zu werden, als auch in solchen, die sie bereits aufgehoben haben - wie Bayern, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. Sachsen folgt am 16. Januar. Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ziehen am 2. Februar nach, Thüringen folgt am 3. Februar.

"Zahl der Hospitalisierungen geht weiter zurück"

In der Praxis dürfte die jetzt beschlossene Aussetzung der Maskenpflicht im Fernverkehr ab dem 2. Februar einen größeren Unterschied machen. "Die Pandemielage hat sich stabilisiert. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist halb so hoch, wie noch vor einem Monat. Das Abwassermonitoring zeigt konstante oder fallende Werte, die Zahl der Hospitalisierungen geht weiter zurück", begründete Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Freitag die Entscheidung.

Die Krankheit dürfe nicht verharmlost werden. "Aber wir müssen auf mehr Eigenverantwortung und Freiwilligkeit setzen", so Lauterbach, der zugleich versprach, vulnerable Gruppen weiter zu schützen – die Maskenpflicht in medizinischen Einrichtungen und Pflegeheimen bleibt bestehen.

Bereits in der Vorweihnachtszeit hatte der Chef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Martin Burkert, ein bundesweites Ende der Maskenpflicht in Zügen gefordert: "Der derzeitige Regel-Flickenteppich ist für die Fahrgäste schlicht nicht mehr nachzuvollziehen und führt zu Übergriffen auf die Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter", sagte Burkert im Gespräch mit dem Spiegel. Das Tragen von Masken müsse in allen Zügen freiwillig sein.

Sondierungen zwischen dem Ressort des früheren Corona-Hardliners Lauterbach und den Landesregierungen ergaben nun, dass dies vertretbar sei. "Das begrüße ich sehr", schrieb Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) am Freitag auf Twitter und nutzte die Gelegenheit für regierungsamtliches Eigenlob: "Die Fortschrittskoalition funktioniert." Sein Parteifreund und Kabinettskollege Christian Lindner (Finanzen) nannte das Ende der Maskenpflicht im Fernverkehr "richtig und konsequent".

Auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) begrüßte laut einem Bericht der ARD-Tagesschau "die Vereinheitlichung – nicht nur für die Fahrgäste, sondern auch für das Personal".