Renommierte American Astronomical Society zeichnet Alienforscher aus

Frank Drakes Lebenswerk geehrt

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In Insiderkreisen ist er eine Legende. Auch Journalisten mögen seine lockere, lebendige und sympathische Art. Längst ist er wie kein anderer in seinem Genre interviewerfahren und medienerprobt. Während seines Lebens hat der nunmehr 70-jährige SETI-Begründer und Institutsleiter schon viele Auszeichnungen und Ehrungen erhalten. Aber dieses Mal wurden erstmals seine didaktischen Fähigkeiten und sein Lebenswerk gemeinsam gewürdigt. Und dies sogar noch von der angesehenen konservativen American Astronomical Society. Früher, als Frank Drake das OZMA-Projekt startete und viele Astronomen für seinen Engagement nur ein müdes Augurenlächeln übrig hatten, wäre dies noch undenkbar gewesen.

Frank Drake

"Unzählige Sonnen existieren, unzählige Erden umkreisen diese Sonnen, so wie die sieben Planeten unsere Sonne umkreisen. Lebendige Wesen bewohnen diese Welten." Es ist in der Tat eine Ironie der Geschichte, dass der erste Mensch der Neuzeit, der die astronomische Stellung unseres Planeten im Universum durchschaute, von seinen Mitmenschen dieser Erkenntnis wegen hingerichtet wurde. Dabei faszinierte die Frage nach dem "Sind wir allein?", die einst der Dominikanermönch Giordano Bruno (1548-1600) zum Leidwesen der Kirche eindeutig bejahte, die Menschen zu allen Zeiten. Heutzutage sind es die Astronomen der weltweit verstreuten SETI-Projekte (Search for Extraterrestrial Intelligence/Suche nach außerirdischen Intelligenzen), die nach Brunos vermeintlich bewohnten Welten suchen. Seitdem Frank Drake im April 1960 das legendäre Projekt Ozma startete, tasteten bislang über 60 weitere SETI-Projekte mit Radioteleskopen den Himmel nach außerirdischen Funksignalen intelligenten Ursprungs ab. Wenngleich Drakes Engagement von den intelligenten Aliens, denen er seit einem halben Leben nachspürt, bislang noch nicht adäquat gewürdigt wurde, so erfuhren doch zumindest seine didaktischen Fähigkeiten jetzt eine unerwartete Auszeichnung. Dabei handelt es sich allerdings um eine Ehrung rein irdischer Provenienz, die beim diesjährigen Treffen der American Astronomical Societywww.aas.org in San Diego vollzogen wurde.

Gesamtwerk gewürdigt

Mit dem Education Prize würdigt die Amerikanische Gesellschaft für Astronomie jedes Jahr einen Astronomen, der sich um die Verbreitung und Förderung astronomischen Wissens verdient gemacht hat. Noch vor einem Jahr nannte sich besagte Auszeichnung Annenberg Foundation Prize; seinerzeit erhielt ihn auch der amerikanische Astronom und mittlerweile verstorbene SETI-Forscher Carl Sagan. Dieses Mal nahm ihn der Grandseigneur der SETI-Idee und derzeit amtierende Präsident des SETI-Instituts (Pasadena) Frank Drake entgegen: "Ich bin auf diesen Preis besonders deswegen so stolz, weil er all meine Anstrengungen würdigt, die darauf abzielten, Menschen für Wissenschaft zu begeistern", gestand Drake nach der Laudatio. "Ich war überrascht und zugleich sehr erfreut, dass die vielen Stunden, die ich zuvor in Schulen verbracht haben, auf diese Weise honoriert wurden." Während der Ehrung wurden vor allem Drakes besondere Verdienste für die Förderung und Verbreitung der Disziplin Astronomie in Schulen und in der Gesellschaft anerkennend herausgestellt: "Drakes große Popularität und seine unermüdliche Unterstützung für Journalisten sowie sein beharrlicher Einsatz, mit Hilfe des SETI-Instituts Wissen und Informationen zu vermitteln, haben Wissenschaftlern, Lehrern und vielen anderen dabei geholfen, die Möglichkeit von Leben im All auf rationale Weise zu überdenken und zu diskutieren." Neben Drakes Engagement auf dem Bildungssektor bedachte die AAS auch dessen Gesamt- und Lebenswerk mit lobenden Worten: "Er hat SETI durch das OZMA-Projekt ins Leben gerufen und die nach ihm benannte berühmte Drake-Formel aufgestellt. Und nun konfrontiert uns das aktuelle SETI-Projekt Phoenix mit den aufregenden kosmischen Fragen der Moderne. Frank Drake hat uns allen wertvolles Wissen vermittelt."

Das Ozma-Projekt

Früher wäre eine derartige Auszeichnung noch undenkbar gewesen, war doch am Anfang die SETI-Forschung noch mit dem Stigma des Unseriösen behaftet. Mittlerweile aber erfreut sich dieser Forschungsbereich in der Science community allgemeiner Akzeptanz. Dies gipfelte in einer am 29. Oktober 1982 im renommierten Science erschienenen Petition. Veranlasst durch die Drohung des US-Senats, die SETI-Gelder bis auf weiteres zu streichen, setzte sich ihr Initiator Carl Sagan für eine Fortführung und weitere finanzielle Unterstützung des SETI-Vorhabens ein. Dass sein Aufruf Gehör fand, dokumentieren 70 Unterschriften namhafter Wissenschaftler. Gleich sieben Nobelpreisträger wie etwa Sir Francis Crick (Medizin 1962), Linus Pauling (Chemie 1954/Friedensnobelpreis 1963) und angesehene Astronomen bzw. Astrophysiker wie Fred Hoyle, Kip S. Thorne und nicht zuletzt Stephen W. Hawking werteten mit ihrem Namenszug die Seriosität des SETI-Vorhabens auf.

Drake-Formel gewinnt zusehends an Popularität

Seitdem die Planetenjäger immer neue Trabanten entdecken, die fremde Sonnen umkreisen, gewinnt die legendäre Drake-Formel, die auch als Green-Bank-Gleichung Berühmtheit erlangt hat, immer mehr an Bedeutung. Die äußerlich konfus wirkende Buchstabenfolge N = R fp ne fl fi fc L, die in astronomischen, speziell exobiologischen Kreisen große Popularität genießt, überzeugt trotz des Schriftzeichensalats durch mathematische Einfachheit und logische Stringenz. Ursprünglich konzipiert als eine Liste von Tagungspunkten für das erste SETI-Treffen überhaupt, entfachte Drakes "Agendagleichung" bereits 1961 eine lebhafte Diskussion, die bis heute an Aktualität nichts eingebüßt hat. Im Gegenteil: Die neuentdeckten extrasolaren Planeten lassen die Gleichung in einem völlig neuen Licht erscheinen: N = Anzahl intelligenter Zivilisationen in der Galaxis

R = mittlere Sternentstehungsrate in der Galaxis pro Jahr

fp = Anzahl der Sterne, die Planeten bilden

ne = Anzahl der bewohnbaren Planeten, die ihren Stern in einem ökologisch annehmbaren Abstand umlaufen

fl = Anzahl der Planeten, auf denen tatsächlich Leben entsteht

fi = Anzahl der Planeten mit intelligenten Lebewesen

fc = Anzahl der intelligenten Zivilisationen, die interplanetare Kommunikation führen könnten

L = Lebensdauer einer Zivilation; Zeitraum, in dem sie "entdeckbar" bleibt

Problematisch an dieser Formel ist jedoch, dass für keinen Faktor ein konstanter Wert bekannt ist. Somit muss jeder, der den Wert N bestimmen will, zunächst einmal alle Größen abschätzen. Nur wenn die einzelnen Faktoren nicht zu klein sind, gelangt man zu einer Vielzahl von Zivilisationen. Wie man diese Gleichung anwendet und welche Zahl man als Multiplikator wählt, bleibt letzten Endes der Fantasie eines jeden Einzelnen überlassen. Hierbei ist es natürlich auch eine perspektivische Frage, ob man beispielsweise den Faktor fi, also die Anzahl der Planeten mit intelligenten Lebewesen, hoch oder eher gering veranschlägt. Optimisten werden einen anderen Faktor als Pessimisten wählen - und somit auch zu anderen Ergebnissen gelangen. Von daher verwundert er nicht, dass selbst SETI-Forscher die Anzahl der kommunikationsfähigen Zivilisationen in unserer Galaxis mittels der Green-Bank-Gleichung unterschiedlich quantifizieren. Ihre Werte variieren zwischen 1000 und vielen Milliarden. Geht Frank Drake von 1000 bis 100 Millionen höherentwickelten außerirdischen Zivilisationen aus, so kommt Carl Sagan auf den N-Wert von einer Million. Indes gibt es auch kritische Astronomen wie Professor Robert T. Rood von der Universität in Virginia, der in unserer Galaxis nur eine einzige halbwegs intelligente Spezies sieht: den Menschen. Ob dies jedoch derzeit zutrifft, darf bisweilen angezweifelt werden.