Rheinisches Braunkohlerevier RWE reißt Windräder ab
Schwarz-grüne Energiepolitik 2022: Windkraft muss weichen, damit Braunkohle abgebaut werden kann. Ein Fallbeispiel aus dem umkämpften Lützerath.
Was dieser Tage im Rheinland geschieht, ist derart symbolhaft, dass man es kaum glauben kann; dass man sich an die alte Karikaturen aus der Frühzeit des Industriezeitalters erinnert fühlt, die dicke, Zigarre rauchende Kapitalisten zeigen, die in Frack und Zylinder auf Arbeitern herumtrampeln.
Nur, dass es diesmal um die Natur geht, um das Klima, also letztlich auch wieder um Menschen, nämlich um künftige Generationen, die mit Hungerkatastrophen, steigenden Meeresspiegeln, untergehenden Inselnationen und Megacitys, mit tödlichen Hitzewellen und ebensolchen Unwettern zu leben haben werden.
Nachdem der grüne Wirtschaftsminister mit dem Braunkohle-Konzern RWE den Abriss von Lützerath am Tagebau Garzweiler 2 vereinbart und die Delegiertenkonferenz seiner Partei dies abgesegnet hat, beginnen dieser Tage die Rodungsarbeiten am Tagebau und die Demontage von Windrädern.
Richtig gelesen: Windräder, die Strom ohne den Ausstoß von Treibhausgasen liefern, werden abgerissen, damit die darunter liegende Kohle abgebaut und der aufliegende Ackerboden – der fruchtbarste in Deutschland – zerstört werden kann. Braunkohle ist übrigens wegen ihres geringen Brennwertes der fossile Brennstoff mit dem höchsten CO₂-Ausstoß pro erzeugter Kilowattstunde.
Ausbau von Windkraft in NRW verhindert
Und das geschieht wohlgemerkt in einem Bundesland, in dem schwarz-gelbe Landesregierungen seit Jahren eine Verhinderungspolitik gegenüber dem Ausbau der Windkraft gefahren sind. Windräder müssen in Nordrhein-Westfalen einen größeren Abstand zu Siedlungen halten, als Kiesgruben, Tagebaue oder Kohlekraftwerke. Ob die neue schwarz-grüne Regierung in Düsseldorf daran etwas ändern wird, muss sich erst noch zeigen. Ihre Kohle freundliche Politik lässt wenig Gutes erwarten.
Wer den Abbau von Braunkohle zulässt, obwohl klar ist, dass sie für die Versorgung nicht benötigt wird und mit ihrer Verbrennung Deutschland mehr Treibhausgase emittieren wird, als ihm auch im wohlwollendsten Fall noch zustehen, wenn die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius beschränkt werden soll, hat es mit dem Ausbau der Windenergie wahrscheinlich nicht so eilig.
Das zeigt sich letztlich auch an der Bundespolitik. Zwar gibt es auf dem Papier inzwischen sehr ehrgeizige Ausbauziele. In der Praxis sind die Bedingungen aber durch die Zentralen Ausschreibungsverfahren immer noch so kompliziert und unattraktiv, dass schon in mehreren Runden weniger Projekte beantragt wurden, als hätten genehmigt werden können.
Es ist fast, als solle die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern noch möglichst lange ausgedehnt werden. Immerhin lassen sich mit ihnen, insbesondere mit der Braunkohle, derzeit ganz prächtige Gewinne einfahren.
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