Rückkehr der Kernkraft in Deutschland?

Bild: Harisankar Sahoo/Pixabay

Von der deutschen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, wurde in den vergangenen Jahren intensiv in die Wiederbelebung der Kernkraft investiert.

Obwohl die verbliebenen deutschen Atomkraftwerke ihr Wartungsintervall mit drei Jahren schon deutlich überzogen haben, sollen zwei davon jetzt bis ins nächste Frühjahr in Reserve bleiben. So mancher freut sich schon, dass die Kernkraft in Deutschland eine Renaissance erleben könnte. Das fehlende Endlager ist plötzlich kein Argument mehr, das gegen die Kernkraftnutzung spricht.

So richtig aus der Atomwirtschaft war Deutschland ja auch mit dem politisch beschlossenen Ende der Stromerzeugung nicht ausgestiegen. Die Brennstoffanreicherung bei Urenco in Gronaus Röntgenstraße stand nie zur Disposition.

Urenco gehört zu je einem Drittel dem britischen und dem niederländischen Staat sowie den beiden deutschen Energiekonzernen RWE und E.ON. Urenco war über ein Joint Venture namens Enrichment Technology Company (ETC) mit der französischen Firma Areva verbunden.

Der Brennstoffbereich von Areva arbeitet inzwischen unter dem Namen Orano und hat in Deutschland mit der gleichnamigen Tochter in Nürnberg Aktivitäten im Abbau von Kernkraftwerken, mit der Handelsgesellschaft Orano Urangesellschaft GmbH in Frankfurt und mit der Transportgesellschaft Orano NCS in Hanau.

Der Kraftwerksbereich hat inzwischen wieder den alten Namen Framatome angenommen und wurde auf die Electricité de France (EDF) übertragen, die jetzt zu 100 Prozent verstaatlicht wird. Auf die französische Areva-Gruppe hatte der Münchner Siemenskonzern seine von dem Joint Venture mit der AEG übernommene Kraftwerk-Union im Jahre 1999 als Siemens Nuclear Power GmbH aus der Siemens Power Generation ausgegliederten Nuklearaktivitäten übertragen.

Das deutsche Personal in Erlangen wanderte, soweit es nicht am Projekt Olkiluoto 3 beteiligt war, zur heutigen EDF-Tochter Framatome GmbH. Der Versuch eines Neueinstiegs in die kerntechnische Industrie gemeinsam mit Rosatom blieb ohne sichtbaren Erfolg.

Rückkehr zur Kernkraft über Kanada?

Terrestrial Energy und Siemens Energy Canada unterzeichneten im vergangenen November einen Vertrag für die Lieferung von Dampfturbinen und andere Kraftwerksausrüstung für den von Terrestrial geplanten kleinen Integral Molten Salt Reactor (IMSR), den die Firma als "a clean energy alternative to fossil fuels" bezeichnet, wobei hierzulande der Kernbrennstoff auch als fossil bezeichnet wird.

Kleine Reaktoren scheinen der Schlüssel zur Rückkehr der Kernkraft zu sein, wobei der entsprechende Versuch des japanischen Toshiba-Konzerns und seiner US-amerikanischen Tochter Westinghouse mit der Insolvenz von Westinghouse und dem Verkauf des Unternehmens an Brookfield Business Partners scheiterte.

Brookfield Business Partners sind ein kanadisches Investment-Vehikel, das sich nominell für langfristige Investments ausspricht, das Westinghouse inzwischen schon wieder in Teilen oder vollständig zum Verkauf stellen will.

Ein Player, der im Zusammenhang mit kleinen Kernkraftwerken ebenfalls immer wieder genannt wird, ist TerraPower, die Wirtschaftswachstum mit der Decarboniserung der Industrie verknüpfen wollen. Chairman of the Board und Mitgründer von TerraPower im Jahre 2006 ist Bill Gates, der mit seinem Investment der Welt zu einer umweltfreundlichen und bezahlbaren Form von Energie aus Kernkraft verhelfen will.

Zusammen mit GE Hitachi Nuclear Energy arbeitet TerraPower an einem schnellen natriumgekühlten Reaktor (SFR) in Kombination mit einem Flüssigsalzspeicher. Daneben arbeitet man auch an der Entwicklung eines Flüssigsalzreaktors und eines Laufwellenreaktors.

Von der deutschen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, wurde in den vergangenen Jahren intensiv in die Wiederbelebung der Kernkraft investiert, was vielfach mit der Aussage verbunden wurde, dass sie sicher sowie CO2-frei und daher klimaschonend sei.

Seit die Grünen in Deutschland dem vorläufigen Weiterbetrieb zweier Kernkraftwerke zustimmten, scheint das Eis für die weitere Kernkraftnutzung gebrochen zu sein. Ein Flaschenhals bei dieser Entwicklung könnte jedoch die maßgebliche Beteiligung Russland an der Brennstoff-Liefer- und Entsorgungskette sein.