Ruhe vor dem Delta-Lockdown?

Seite 3: Impfungen, Schulen, Krankenhäuser: Probleme bestehen fort

Die Zwischenbilanz ist ernüchternd. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts sind erst gut ein Viertel der Deutschen vollständig geimpft. Das Vakzin von Biontech und Pfizer macht zwar den Löwenanteil aus, der gegen die neue Gefahr aber offenbar weniger wirksame Impfstoff von Astrazeneca steht gleich auf Platz zwei. Verimpft wird, was gerade da ist und wo es gerade geht. Eine klare Strategie fehlt. Ohne sie aber zeichnet sich - wie schon nach der Sommeröffnungen im vergangenen Jahr - ein neuer Herbst- und Winterlockdown ab.

Dabei sind die Folgen der bisherigen Pandemie noch gar nicht bewältigt. Die Bundeskammer der Psychotherapeuten wies unlängst auf die Folgen der Lockdown-Politik für Kinder und Jugendliche hin. Sie forderte mehr Behandlungsmöglichkeiten für Minderjährige, weil der Bedarf in Folge von Corona gestiegen ist. Ist dabei etwas geschehen? Fehlanzeige?

Unzufriedenheit herrscht angesichts der Belastungen durch die Impfkampagne in den Arztpraxen. Doch bislang ist trotz entsprechender Forderungen aus Bundesländern wie Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern unklar, wie und ob der Bund die bestehenden Impfzentren über den September hinaus finanziert. Weil über den Sommer hinweg wegen der Ferienzeit und des beginnenden Wahlkampfes wenig geschehen wird, ist davon auszugehen, dass im September in letzter Minute eine Eilentscheidung unter Druck getroffen werden wird.

Verbessert hat sich auch die Situation in der Pflege nicht. Dabei ist dies auch für das Angebot der intensivmedizinischen Kapazitäten zentral. Denn es geht auf den Intensivstationen nicht primär um die Anzahl der Betten, wie in Medien und Politik immer wieder bar jedes Fachwissens behauptet wird, sondern um das Fachpersonal, dass die Intensivpatienten betreuen kann.

Aber gerade diese Kapazitäten wurden im profitorientierten Krankenhauswesen nicht aufgestockt. Und nach einer Umfrage der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di geben 52 Prozent der Pflegekräfte an, die täglichen Aufgaben nur eingeschränkt oder gar nicht bewältigen zu können; 78 Prozent können sich nicht vorstellen, den Job bis zur Rente auszuüben.

Schlechte Voraussetzungen also für die Zeit nach dem Sommer. Aber dann ist auch Bundestagswahl. Und danach, so scheinen die Verantwortlich zu glauben, mag die Sintflut kommen.

Oder eben die nächste Corona-Welle.

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