Run auf Privatbunker: Illusion des Schutzes
Seite 3: Globaler Temperaturabfall mit dramatischen Folgen
- Run auf Privatbunker: Illusion des Schutzes
- Irgendwann muss man den Bunker verlassen. Und dann?
- Globaler Temperaturabfall mit dramatischen Folgen
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Vor acht Jahren hat die IPPNW eine Studie mit dem Titel "Nuclear famine" publiziert. Darin wird auf der Grundlage wissenschaftlicher Daten das Szenario eines begrenzten Atomkriegs beschrieben: Der Einsatz von "nur" 100 Atomwaffen von der Größe der Hiroshimabombe in einem Krieg zwischen Indien und Pakistan.
Dies würde zu Millionen unmittelbaren Opfern führen, infolge der ausgedehnten Brände würden fünf Millionen Tonnen Rauch, Asche und Staub in die Atmosphäre geraten. Das kann zu einem globalen Temperaturabfall von bis zu 1,3 Grad Celsius führen, was wiederum weltweite Ernteausfälle und zwei Milliarden Hungeropfer nach sich ziehen könnte.
Die Hoffnung, durch das Errichten von Atombunkern einen Atomkrieg überstehen zu können, entpuppt sich angesichts all dessen als Illusion.
Der bloße Gedanke an die Schrecken eines Atombombeneinsatzes ist unerträglich. Unerträglich ist auch die Angst, der Gefahr ausgeliefert zu sein, ohne selbst etwas dagegen tun zu können.
Es ist nachvollziehbar, dass Menschen aktiv werden wollen, anstatt nur passiv zu hoffen, dass all dies nicht geschieht. Und da bieten sich Angebote, sich durch einen Atombunker Sicherheit zu verschaffen, als Möglichkeit an, Geld und Arbeit zu investieren.
Die so entstehende Nachfrage eröffnet – nachvollziehbar – profitable Perspektiven für geschäftstüchtige Anbieter. Der tatsächliche Nutzen für das Überleben eines Atomkriegs ist jedoch zweifelhaft.
Die Illusion des Schutzes ist nicht nur nutzlos, sie ist gefährlich. Wenn die Menschen, wenn auch Politiker und Militärstrategen einen Atomkrieg für führbar und überlebbar halten, wird die Bereitschaft, Risiken einzugehen, steigen.
Umgekehrt wird die Einsicht, dass ein Atomkrieg ein nicht beherrschbares Desaster bedeutet, das die Existenz der menschlichen Zivilisation bedroht, die Motivation steigern, ihn mit allen Mitteln zu verhindern.
Der innere Antrieb, etwas tun zu wollen, sollte nicht in sinnlose Vorbereitungen für das kurzfristige Überleben münden, sondern dazu genutzt werden, jeden noch so kleinen Beitrag zu leisten, um einen Atomkrieg zu verhindern.
In den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts trieb dieser Impuls die Menschen zu hunderttausenden auf die Straße. Es wäre wünschenswert, dass sie auch heute nicht in Resignation verfallen. Wir haben das Glück, in einem freien, demokratischen Land zu leben, in dem sich jede und jeder frei äußern und ihre bzw. seine Rechte einfordern kann.
Wer dagegen meint, sich zur Verteidigung der Freiheit auf einen Krieg einlassen zu können, der zum Atomkrieg eskalieren kann, sollte sich darüber im Klaren sein: Wenn es zu einem nuklearen Schlagabtausch kommen sollte, ist es mit der Freiheit schlagartig vorbei. Der einzige Weg, einen Atomkrieg zu überleben, ist ihn zu verhindern.
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