Russisch-amerikanischer Crash im Weltraum

Schrottteile im Weltraum über dem Nordpol, Darstellung basierend auf Daten. Bild: ESA

Erstmals sind in 800 km Höhe zwei größere Satelliten zufällig aufeinandergestoßen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Erstmals sind zwei große Satelliten ineinander gerast. Ein 560 kg schwerer Iridium-Kommunikationssatellit und ein ausgedienter russischer Cosmos-Aufklärungssatellit mit einem Gewicht von 950 kg stießen auf einer Höhe von 790 km über Nordsibirien aufeinander und erzeugten zwei Wolken an Schrotteilen und Splitter, die nun durch den Weltraum ziehen und auch noch andere Satelliten, möglicherweise sogar die Internationale Weltraumstation bedrohen könnte.

Um die 800 funktionsfähige Satelliten kreisen nach angaben der ESA derzeit um die Erde, seit 1957, als Russland mit dem Sputnik den ersten Satelliten startete, sind um die 6000 Satelliten in den Weltraum gebracht worden. Der russische Satellit befand sich seit 1993 in der Umlaufbahn und wurde seit mehr als 10 Jahren nicht mehr benutzt.

Nasa-Wissenschaftler beobachten die Schrottwolke, gehen aber davon aus, dass das von ihr für die Raumstation, die in einer Höhe von 354 km die Erde umkreist, ausgehende Risiko gering sei. Das sagen auch russische Experten Zu den 20.000 Schrottteilen mit einer Größe ab 10 cm, die bereits im Weltall um die Erde kreisen und beobachtet werden, dürften durch den Unfall Hunderte weitere Teile kommen, die teilweise nur Zentimeter groß sind, aber dennoch gefährlich sein können. Erst nach einigen Tagen oder Wochen Beobachtung lässt sich sagen, ob eine Gefahr für andere Satelliten besteht. Der Ring an Weltraummüll wird jedoch ständig dichter, womit das Risiko für Satelliten und Weltraumfahrten steigt.

Simulation einer Explosion eines geostationären, mit einer Geschwindigkeit von 11.000 km pro Stunde fliegenden Satelliten in 36.000 km Höhe. Die Trümmerteile werden mit einer deutlich geringeren Geschwindigkeit ausgestoßen und bleiben daher in der Nähe der ursprünglichen Umlaufbahn. Bild: ESA

In den letzten 20 Jahren habe es bereits drei Zusammenstöße von kleineren Objekten im Weltraum gegeben, sagte Nicholas Johnson, Chefwissenschaftler in der Abteilung für Weltraumschrott der Nasa. Ausgediente Satelliten hatten bereits für Probleme gesorgt und wurden inhöhere Umlaufbahnen gebracht, um andere Satelliten nicht zu gefährden, oder man ließ sie gezielt in die Erdatmosphäre eintreten und verglühen.

Einige Schrottteile bewegen sich langsamer und andere schneller als das Ursprungsobjekt. Innerhalb weniger Tage bildet die Trümmerwolke somit in einer Höhe von 36.000 km einen diffusen Ring um die Erde. Bild: ESA

2007 hatte China einen Wettersatelliten mit einer Rakete abgeschossen (China bestätigt Raketentest), was ebenfalls eine Schrottwolke verursacht hat. Als Reaktion darauf hatten die USA ein Jahr später einen Spionagesatelliten abgeschossen, um zu demonstrieren, dass das Raketenabwehrsystem funktionsfähig ist und um China zu warnen. In diesem Fall verglühten die Schrotteile in der Atmosphäre oder gingen auf die Erde nieder.