China bestätigt Raketentest

Unklarheit herrscht weiter, was die chinesische Regierung mit dem Test bezweckt hat, der das Wettrüsten im Weltall intensivieren wird

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Auch nachdem einige Staaten, allen voran die US-Regierung, die chinesische Regierung rügten, nicht über den Raketentest, bei dem ein Wettersatellit abgeschossen wurde, informiert worden zu sein und vor einer Militarisierung des Weltraums warnten, war aus Peking nichts zu hören (China testete Antisatellitenwaffe). Heute gab man erstmals zu, den Raketentest durchgeführt zu haben, und wies die Kritik zurück.

Start der Langer-Marsch-Rakete am 15.10.2003 vom chinesischen Weltraumbahnhof Jiuquan mit dem ersten Taikonauten an Bord

Liu Jianchao, Sprecher des chinesischen Außenministeriums, bestätigte heute den Raketentest und behauptete, dass Japan und die USA zuvor benachrichtigt worden seien. Überdies hob er hervor, dass China stets die "friedliche Nutzung des Weltraums" gefördert habe. China habe auch niemals am Wettrüsten im Weltraum teilgenommen und werde dies auch nicht machen. Der Raketentest sei nicht gegen ein Land gerichtet gewesen und bedrohe auch kein Land.

Was auch immer mit der Demonstration, Satelliten mit Raketen abzuschießen, intendiert gewesen sein mag, so bleibt der offenbar gelungene Test – auch wenn dabei vermutlich ein wenig gemogelt wurde – eine Botschaft an die Welt – und vor allem an die USA -, dass die auf Navigations-, Kommunikations- und Überwachungssatelliten beruhende Überlegenheit der USA im Weltraum gefährdet ist. Da sich die Wettersatelliten etwa auf gleicher Höhe wie die militärischen Satelliten befinden, ist der Wink deutlich und dürfte durchaus als Aufforderung verstanden werden, die Entwicklung von Angriffs- und Defensivwaffen im Weltraum zu intensivieren. Chinas Raketentest muss man auch auf dem Hintergrund der wachsenden Militärausgaben des Landes sehen. Die US-Regierung sieht in China neben Iran und Nordkorea die größte Bedrohung, was nur nach dem 11.9. etwas beiseite gedrängt wurde.

Es gab Spekulationen, dass China womöglich mit dem Test die US-Regierung dazu bringen will, sich einem schon länger, auch von Russland geforderten internationalen Abkommen zum Verbot der Militarisierung des Weltraums anzuschließen. Man müsste allerdings hinzufügen, einer weiteren Militarisierung des Weltraums, denn ohne die Benutzung von militärischen Satelliten ist das Führen eines Hightech-Krieges gar nicht mehr möglich, weswegen die Sicherung der Überlegenheit bzw. das Aufholen auch so bedeutsam ist. Nach den internationalen Abkommen ist es möglich, nicht nur Satelliten für militärische Zwecke zu nutzen, sondern auch konventionelle Defensivwaffen. Raketen als Waffen sind ebenso erlaubt wie andere ASAT-Waffen. Eine Ausnahme sind nur im Weltraum stationierte Atomwaffen. Nach der Beendigung des ABM-Vertrages zwischen Russland und den USA dürfen auch Raketenwehrsysteme mit konventionellen Waffen entwickelt, getestet und eingerichtet werden. Schon vor 20 Jahren haben Russland und die USA gezeigt, dass sie gleichfalls Satelliten abschießen können. China hat sich nun als drittes Land dazugesellt.

Russland und China hatten 2002 einen Vorschlag für ein Abkommen zur Verhinderung der Installation von Weltraumwaffen bei der UN eingereicht. Darin wären die bestehenden Abkommen erweitert worden. Die US-Regierung lehnte dies ab und bezeichnete die bestehenden Abkommen als ausreichend:

Not to place in orbit around the Earth any objects carrying any kinds of weapons, not to install such weapons on celestial bodies, or not to station such weapons in outer space in any other manner. Not to resort to the threat or use of force against outer space objects. Not to assist or encourage other States, groups of States, international organizations to participate in activities prohibited by this Treaty.

Aus dem Entwurf für den Treaty on the Prevention of the Deployment of Weapons in Outer Space, the Threat or Use of Force Against Outer Space Objects

Sean McCormack, der Sprecher des US-Außenministeriums, sagte gestern, man habe China dazu gedrängt, insgesamt offener zu sein, was ihre Weltraumprogramme, aber auch die übrigen militärischen Programme und die Rüstungsausgaben betrifft. Allerdings habe es dazu auch bereits einige kleine Ansätze gegeben. Man würde aber gerne von der chinesischen Regierung mehr über die Intention des Raketentests und die weiteren Pläne erhalten, um Missverständnissen vorzubeugen.

China drängt auch anderweitig in den Weltraum (Reich der Mitte hat den Mond fest im Visier). 2003 hat das Land die erste bemannte Weltraummission gestartet ("A giant leap into space"). Nach eigenen Angaben gibt China für sein Weltraumprogramm jährlich 500 Millionen US-Dollar aus, die Nasa hat ein Budget von 17 Milliarden. 2008 soll der erste chinesische Astronaut einen Weltraumspaziergang machen. China will auch eine bemannte Mission zum Mond durchführen, eine Raumstation und eine Mondbasis errichten. Die US-Regierung hatte China eine Beteiligung an der Internationalen Raumstation verwehrt. Und obwohl China beim europäischen Galileo mitmacht, will es nun auch ein eigenes Satelliten-Navigationssystem realisieren.