Russische Uranmunition, Wärmepumpen und essbare Heuschrecken

Seite 3: Kann man Heuschreckenplagen aufessen?

Susanne Aigner schrieb über "Würmer, Grillen, Heuschrecken – bald auch bei uns auf dem Tisch?".

"Könnte man so eine Heuschreckenplage kulinarisch verwerten und gleichzeitig die Zahl der Fresserchen dezimieren? Oder funktioniert das nicht?", möchte ein:e Leser:in daraufhin wissen.

Das ist zwar ein schöner Gedanke, aber zumindest in der EU – wo glücklicherweise auch noch keine Heuschreckenplagen herrschen – rechtlich nicht möglich. Wie schon Susanne Aigner schreibt:

Sechs Arten dürfen für den menschlichen Verzehr gezüchtet werden, und die dürfen nur von zertifizieren Farmen stammen und nur schockgefroren geliefert werden.

Die Zucht für das eigene kleine Restaurant sei hingegen nicht erlaubt. Genauso wenig dürfen Insekten aus der freien Wildbahn eingefangen und zu Lebensmitteln verarbeitet werden. Heuschrecken und andere müssen in einer geschlossenen Umgebung gezüchtet und mit zertifiziertem Futtermittel versorgt werden.

Für die menschliche Ernährung wird durchaus die Wanderheuschrecke (Locust migratoria) gezüchtet, die auch in Heuschreckenschwärmen in Afrika ganze Felder leer frisst.

Mit der Frage, ob sich so eine Heuschreckenplage einfach einfangen und aufessen lässt, hat sich seinerzeit der MDR beschäftigt. Das sei nicht ratsam, so der befragte Wissenschaftler Iain Couzin. Denn ob die Insekten genießbar oder gar giftig seien, hänge davon ab, was diese vorher gefressen hätten. Was sich im Falle einer Heuschreckenplage aber nicht kontrollieren lasse.

In eine ähnliche Richtung geht ein weiterer Forenkommentar, in dem befürchtet wird, Larven des Getreideschimmelkäfers (die ebenfalls kürzlich für den Verzehr zugelassen wurden) würden einfach untergemischt,

"(d)amit man eben bei der Lagerung und Hygiene wieder Geld sparen kann: ist doch egal, wenn da jetzt Viecher drin sind, es ist doch von Brüssel erlaubt worden! Wie lange wird es wohl dauern, bis es kein Mehl mehr "ohne" gibt? Oder normales, käferfreies Mehl auf einmal ein Premiumprodukt wird, was sehr viel teurer ist als die billigere Option?"

Was für die Heuschrecken gilt, gilt auch für die Larven des Getreideschimmelkäfers. Auch sie dürfen nur aus zugelassenen Zuchtbetrieben kommen, nicht jeder darf jetzt einfach Mehl mit einem unbestimmten Anteil von Larven anbieten, die sich zufällig eingefunden haben.

Die Insektenprodukte, die bislang im Handel sind, dürften auch bislang zu teuer sein, um damit ein vergleichsweise billiges Produkt wie Mehl zu strecken. Getreideschimmelkäferlarven, im Handel unter dem appetitlicheren Namen "Buffalowürmer" zu haben, gibt es beispielsweise zu acht Euro für 100 Gramm gemahlene Insekten.

Preislich gesehen würde es sich da eher lohnen, das Insektenmehl mit gemahlenem Getreide zu strecken.