Russischer "Weihnachtsfrieden" und ukrainische Reaktion
Ab 10:00 Uhr soll es laut Kreml wegen orthodoxer Feiertage in der Ukraine eine Feuerpause geben. Neben Patriarch Kirill soll der türkische Staatschef Erdogan dafür plädiert haben. Die ukrainische Seite hält es für Propaganda.
Vom heutigen Freitag um 10:00 Uhr bis Samstag um 22:00 sollten in der Ukraine die Waffen von russischer Seite schweigen. Das hat Russlands Präsident Wladimir Putin anlässlich des orthodoxen Weihnachtsfests angeordnet, nachdem Patriarch Kirill diesbezüglich an die Kriegsparteien appelliert hatte. Die russische Armee soll demnach an der gesamten Front die Kämpfe einstellen. Das jedenfalls ging aus einer Mitteilung des Kreml am Donnerstag hervor.
Inwieweit die Feuerpause eingehalten wird, deren Verkündung die ukrainische Führung als Heuchelei bewertet, ist ungewiss. Russland müsse die besetzten Gebiete verlassen – erst dann werde es einen "vorübergehenden Waffenstillstand' geben", erklärte der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak am Donnerstagabend.
Gerüchteweise spielte vor der russischen Ankündigung auch ein Austausch Putins mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan eine Rolle. Letzterer versucht, als Präsident eines Nato-Staats im Ukraine-Konflikt die Rolle des Vermittlers einzunehmen, während er selbst "Militäroperationen" in seinen Nachbarländern Syrien und Irak verantwortet und der Vorwurf im Raum steht, die türkische Armee setze dort verbotene Chemiewaffen ein.
Russische Bedingung: "Neue territoriale Realitäten beachten"
Nach Kreml-Angaben hat Putin in einem Telefonat mit Erdogan erklärt, "dass Russland offen für einen ernsthaften Dialog" sei. Bedingung sei, "dass die Behörden in Kiew sich an die bekannten und wiederholt geäußerten Forderungen halten und die neuen territorialen Realitäten beachten".
Die ukrainische Regierung in Kiew lehnte unterdessen den Aufruf des russisch-orthodoxen Patriarchen für eine Waffenruhe als "zynische Falle" und Element der Propaganda abgelehnt, wie Präsidentenberater Podoljak am Donnerstag via Twitter befand. Die russisch-orthodoxe Kirche sei keine Autorität in der weltweiten Orthodoxie und agiere als Kriegspropagandist, betonte er und warf dem Moskauer Patriarchat Aufrufe zum Genozid an den Ukrainern vor.
Er verwies auf verheerende russischen Angriffe am 25. Dezember sowie in der Silvesternacht – wenn, dann hätte der "Weihnachtsfrieden" davor diskutiert werden müssen. so Podoljak.
Unterdessen ist in der Ukraine die Entscheidung Deutschlands und der USA zur Lieferung von Schützenpanzern begrüßt worden. Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und US-Präsident Joe Biden in der Nacht zum Freitag für die Zusage. "Wir werden noch ein Patriot-System und mächtige Panzertechnik bekommen, das ist wirklich ein großer Sieg für unseren Staat", sagte er in seiner Videoansprache. Botschafter Oleksii Makeiev twitterte schwarz-rot-goldene Herzen und die Worte "#DankeDeutschland".