Russland dementiert Vorbereitung von IS-Bombardements

Faktische Herrscher im Nordwesten Syriens. Karte: Haghal Jagul. Lizenz: CC0 1.0. Grau: Islamischer Staat (IS). Apricot: Syrische Regierung. Hellgrün: al-Nusra-Front und Verbündete.

US-Außenminister Kerry kündigt nichtamerikanische Bodentruppen an

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Am 31. August hatte das israelische Nachrichtenportal Ynet unter Berufung auf nicht namentlich genannte "westliche Diplomaten" gemeldet, dass Russland in den nächsten Tagen Flugzeuge, Kampfhubschrauber und eine vierstellige Zahl von Beratern, Ausbildern, Technikern, Logistikern und Piloten nach Syrien schaffen wolle, die das syrische Militär im Kampf gegen die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) und die von der al-Nusra-Front angeführten Konkurrenzdschihadisten unterstützen sollen. Ein Expeditionskorps, das die Operation vorbereite, sei schon angekommen und auf einem Militärflughafen in der Nähe von Damaskus stationiert worden. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hat diese Meldung nun offiziell dementiert.

Das Portal hatte außerdem über Verhandlungen zwischen Russland und dem Iran berichtet. In den Gesprächen sollen sich beide Länder darauf geeinigt haben, der durch Niederlagen und Gebietsverluste erheblich geschwächten syrischen Armee verstärkt Waffen zu liefern und bei der Ausbildung von Soldaten helfen. Damit mehr und schneller Nachschub geliefert werden kann, soll arabischen Medien zufolge neben Tartus ein zweiter syrischer Hafen genutzt werden.

Außerdem sind sich Russland und der Iran Ynet zufolge darüber einig, dass Baschar al-Assad im Amt bleiben müsse, weil er eine Barriere gegen eine Ausbreitung des Dschihadismus sei. Darauf, dass man zumindest im Iran dieser Ansicht ist, deutet eine von der iranischen Nachrichtenagentur ISNA verbreitete Äußerung des stellvertretenden iranischen Außenministers Hossein Amir Abdollahian hin: "Für den Syrien-Konflikt gibt es nur eine politische Lösung, und Assad ist Bestandteil dieser Lösung, denn zur Zeit gibt es keine Alternativen". Der Zeitung al-Hayat zufolge (die dem Saudi-Königshaus-Angehörigen Khalid bin Sultan gehört) hat der UN-Syriengesandte Staffan de Mistura deshalb Pläne ausgearbeitet, die vorsehen, dass der syrische Präsident formal im Amt bleibt, aber faktisch die Macht an eine Übergangsregierung abgibt, an der Islamisten beteiligt werden sollen.

Anfang August hatte der russische Außenminister Sergei Lawrow die USA im russischen Fernsehen öffentlich dazu aufgefordert, im Kampf gegen den IS mit Baschar al-Assad zu kooperieren (vgl. Syrien: Anzeichen einer neuen Kooperation zwischen Russland und USA?). Eine Woche vorher schlug er seinem Amtskollegen John Kerry eine neue Koalition gegen der IS vor, die auch Bodentruppen entsenden soll (vgl. Moskau will auch eine Koalition gegen den Islamischen Staat). Nun stellte Kerry im Fernsehsender CNN ebenfalls Bodentruppen in Aussicht - aber keine amerikanischen. Zur Zeit, so Kerry, diskutiere er diese Option und den passenden Zeitpunkt dafür mit "Ländern der Region". Eines dieser Länder könnte die Türkei sein, deren Staatsführung bereits mehrfach den Wunsch nach einer "Sicherheitszone" äußerte, die auch dem Machtzuwachs PKK-naher Kurdenmilizen entgegenwirken soll.

Vorher hatte der ehemalige CIA-Chef David Petraeus vorgeschlagen, in Ermangelung "moderater Rebellen" in Syrien Kämpfer der al-Nusra-Front zu rekrutieren: der syrischen al-Qaida. Die beherrscht inzwischen zusammen mit ihren Verbündeten nicht nur praktisch die komplette Provinz Idlib, den Westen der Provinz Aleppo1, über die Hälfte der Provinzen Darʿa und Quneitra sowie größere Gebiete in den Provinzen Hama, Homs und Damaskus, sondern auch den Nordosten der Alawitenprovinz Latakia.

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