Russlands Krieg gegen die Ukraine und der Westen: Eskalationsspirale dreht auf Hochtouren

Seite 2: Den Donbass in Lwiw und Odessa verteidigen

Das Szenario ist bekannt: Wieder mal hatte jemand um Hilfe gerufen. Die auch prompt gnädig gewährt wurde.

Und zwar im Übermaß. Ost-Berlin 1953, Budapest 1956 und Prag 1968 lassen grüßen! Aber so weit wie Russland jetzt war selbst die Sowjetunion bei allen drei Interventionen nicht gegangen. Diese beschränkten sich im Wesentlichen auf einen Einmarsch der Panzer in die Hauptstädte der betroffenen Länder, worauf die Besatzer ihre Ordnung gegen den Willen der Bevölkerung durchsetzten.

Nun aber wird tagelang die militärische Infrastruktur eines ganzen Landes systematisch beschossen und vernichtet. Parallel dazu wird die Ukraine durch einfallende Truppenverbände aus Norden, Osten und Süden in die Zange genommen.

Und alles angeblich zur Verteidigung der beiden Rebellenrepubliken im östlichen Donbass. Dafür werden jetzt das rund 1.200 Kilometer von Donezk entfernt liegende Lwiw in Galizien und die 850 Kilometer von Luhansk entfernte Schwarzmeerstadt Odessa beschossen.

Jawohl, Kiew hat bereits im April 2014 Panzer gegen die abtrünnigen Gebiete im Donbass – will sagen: gegen das eigene Volk – aufgefahren. Es hat eine Millionenstadt wie Donezk unter Beschuss genommen. Der dortige Flughafen liegt in Trümmern, die Bevölkerung dies- und jenseits der Demarkationslinie durchleidet die Kriegswirren nun schon fast acht Jahre.

Die Kämpfe zwischen Kiewer Zentralmacht – Seite an Seite mit rechtsextremen Freikorps, wie dem berüchtigten ultranationalistischen Regiment Asow – und den von Russland verdeckt unterstützten Volkswehren kosteten bislang 14.000 Menschen das Leben. Die meisten von ihnen Zivilisten, und zwar auf Seiten der Rebellengebiete.

Ohne, dass in den vergangenen Jahren im Westen jemand, wie unsere Außenministerin letzten Freitag, gerufen hätte: "Herr Poroschenko, Herr Selenski, Sie sind dafür verantwortlich, dass unschuldige Menschen in der Ostukraine sterben!"

Aber das rechtfertigt in keiner Weise einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg – denn darum handelt es sich hier – Russlands gegen die Ukraine.