Russlands Wirtschaft 2023: Mau, aber ungebrochen
- Russlands Wirtschaft 2023: Mau, aber ungebrochen
- Prognosen sprechen 2023 von Rezession ohne Zusammenbruch
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Die russische Wirtschaft reagierte 2022 robust auf Sanktionen und Kriegsausgaben. Nun prognostizieren Ökonomen schlechtere Zahlen, aber keinen Zusammenbruch. Am Geld würde die Fortsetzung des Krieges nicht scheitern.
Den Rückgang des russischen Bruttosozialprodukts 2022 bezifferte der russische Finanzminister vor einigen Tagen auf 2,7 Prozent. Wer damit in jedem Fall sein Ziel verfehlt hat, ist der sanktionierende und boykottierende Westen. Denn dieser Wert ist weit davon entfernt, den bevorstehenden Zusammenbruch der russischen Wirtschaft anzuzeigen, den man eigentlich als "Strafe" für den Überfall auf die Ukraine im Februar erreichen wollte.
Warum entfalteten die umfangreichsten Sanktionen der letzten Jahrzehnte gegen Russland keine größere Wirkung auf das Wachstum und werden sie 2023 ebenfalls ohne entscheidende Auswirkungen auf das Wirtschaftssystem Russlands bleiben?
2022 blieben die Einnahmen aus dem Rohstoffexport hoch
Vor allem zwei Faktoren verhinderten eine radikalere Talfahrt der russischen Wirtschaft 2022. Gegenüber der exilrussischen Online-Zeitung Meduza benennt der Wirtschaftsprofessor Oleg Izchoki sie klar: Die russischen Offiziellen griffen vor allem im Finanzbereich zu beispiellosen Maßnahmen, um einen Verfall der Währung und einen Sturm der Banken zu verhindern, was eine viel tiefere Wirtschaftskrise ausgelöst hätte.
Die Haupteinnahmequelle der russischen Wirtschaft, der Rohstoffexport, wurde im Jahresverlauf durch die Sanktionen kaum beeinträchtigt. Er macht knapp die Hälfte der russischen Exporteinnahmen und ein Drittel der Staatseinnahmen aus Unternehmenssteuern aus. Die Fördermengen bei Gas und Öl sanken zwar, aber sehr langsam, da die EU sich lange mit wirksamen Öl- und Gassanktionen schwertat.
Gleichzeitig kletterte der Marktpreis bis zum Herbst in Rekordhöhen, so dass weniger Gas mit größerem Gewinn verkauft werden konnte – die Einnahmesituation wurde kaum verändert.
Gleichzeitig gab es zwar eine beispiellose Boykottwelle mit radikalen Auswirkungen beim russischen Import, der nach Schätzungen um 50 bis 80 Prozent zurückging. Doch wirkte diese Maßnahme nur zeitversetzt und oft zunächst nur auf die russischen Verbraucher, die entsprechende Markenwaren westlichen Ursprungs dann nur noch für einen wesentlich höheren Preis über Grauimporte beziehen konnten. Gesamtstaatlich entstand dadurch aber ein Exportüberschuss.
Rückgang der Lebensqualität
Dieser Überschuss bewahrte den Rubel zusätzlich vor einem Verfall. Das Realeinkommen der Russen sank demzufolge nicht in dem Umfang, den westliche Wirtschaftsexperten für 2022 erwartet hatten. Wie hoch dieser Rückgang genau ist, ist schwer feststellbar, da die Gehälter von 40 Millionen Russen, die in kleineren Unternehmen beschäftigt sind, statistisch nicht erfasst werden.
Und gerade Kleinunternehmer greifen in Russland mangels gesicherter Tarife gerne zu Lohnkürzungen, um Einnahmeverluste auszugleichen.
Nur indirekte Daten lassen Schlüsse darauf zu, wie die Einkommensentwicklung der großen Masse der russischen Bevölkerung sich wirklich gestaltet. So waren im Oktober die Verkäufe von Lebensmitteln um 4,3 Prozent niedriger als im Vorjahr, die von Non-Food-Produkten um 14,3 Prozent. Neben dem Einkommensminus ist eine Ursache vor allem der Preisanstieg für westliche Non-Food-Waren, die damit für viele ärmere Russen unerschwinglich wurden.
Das alles klingt danach, als ob im Jahr 2023 der russische Krieg in der Ukraine von der Finanzierung ungehindert weitergehen kann, ohne dass es infolge eines rapiden Niedergangs der russischen Wirtschaft für die Herrschenden im Kreml brenzlig wird.
Tatsächlich rechnet kaum ein Ökonom mit einem Zusammenbruch des Wirtschaftssystems im neuen Jahr. Wohl aber prophezeien nun auch viele russische Experten, dass die Rezession in der Russischen Föderation nicht nur anhalten, sondern sich auch verstärken wird.
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