Russlands erste schwere Flugdrohne: Sirius

Seite 2: Qualitäten als Aufklärungsdrohne

Denn die Drohne verfügt über ein sehr leistungsfähiges Radar – dem Synthetic Aperture Radar, abgekürzt Sar.

Im Vergleich zu optischen Sensoren liefert ein Sar unter fast allen Wetterbedingungen klare Bilder. Die verwendete Mikrowellenstrahlung wird weniger von atmosphärischen Störungen wie Nebel, Regen oder Schnee beeinträchtigt als Lichtstrahlen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass ein Sar auch bei Nacht einsatzfähig ist. Als aktives Radarsystem beleuchtet es die zu beobachtenden Objekte selbst, wodurch auch in Dunkelheit detaillierte Bilder gewonnen werden können.

Dieses Radar ist also in der Lage, bewegliche Ziele und feindliche Aktivitäten bei dichter Wolkendecke und schlechter Sicht zu erkennen – ein unschätzbarer Vorteil, um den Gegner fortwährend aufzuklären. In diesem Bereich war die Ukraine bisher führend, weil sie vor allem von den USA diese Echtzeitdaten permanent zur Verfügung gestellt bekommt.

Zwar verfügt Russland auch über Satelliten, die den Kampfraum über der Ukraine aufklären können, doch ist die Verfügbarkeit im Vergleich zu den USA stark eingeschränkt. Russland versucht hier aufzuholen und hat erst am 27. Dezember einen neuen Militärsatelliten ins All geschossen.

Es ist der 19. russische Raketenstart in diesem Jahr gewesen. Noch am 21. Dezember starteten die russischen Luft- und Raumfahrtkräfte mit einer Sojus-2.1b den Überwachungssatelliten Bars-M 5L.

Satelliten-Datenverbindung

Kleine Aufklärungsdrohnen, die zu Hunderten permanent über der Front auf beiden Seiten im Einsatz sind, etwa vom Typ eines Quadkopters oder die russische Orlan-10, haben lediglich optische Sensoren oder Wärmebildkameras verbaut. Zudem senden sie ihre Daten an Drohnenoperatoren am Boden, die die Daten dann verarbeiten.

Die Sirius-Drohne hat hingegen eine Satelliten-Datenverbindung. Das ermöglicht eine Echtzeit-Datenverarbeitung für alle angeschlossenen Einheiten der russischen Streitkräfte.

Die fortwährende Anwesenheit der Sirius mit ihren hoch entwickelten Sensoren könnte so die Bewegungen der ukrainischen Bodentruppen sicher aus dem russischen Luftraum überwachen.

Die gesammelten Daten könnten mit russischen Bodeneinheiten sowie Flugzeugen oder etwa Kampfhubschrauber geteilt werden. So könnte auf jede Veränderung der ukrainischen Armee schnell reagiert werden.

Einschätzung

Russlands Militär braucht dringend eine Verstärkung seiner Aufklärungsfähigkeiten. Obwohl es seine Streitkräfte sehr erfolgreich geschafft haben, mit günstigen, kleinen Flugdrohnen die Fähigkeitslücke zu schließen, ist diese Lösung nicht allwettertauglich. Hier ist die Ukraine aufgrund der Beteiligung der USA den russischen Streitkräften deutlich überlegen.

Die Sirius-Drohne kann nicht nur wertvolle Aufklärungsdaten liefern, sondern könnte auch als Bomber eingesetzt werden und Aufgaben übernehmen, für die sonst Piloten in Kampfflugzeugen ihr Leben riskieren.

Russland hat die Entwicklung von Aufklärungs- und Kampfdrohnen in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg verschlafen. Im Bereich der Kamikaze-Drohnen ist es mittlerweile weltweit führend, sowohl bei der Produktion als auch bei Drohnendesign.

Da Russland auf Kriegswirtschaft umgestellt hat, ist anzunehmen, dass der Ausstoß der neuen Drohne signifikant sein kann. Zudem haben russische Ingenieure gezeigt, etwa bei der Lancet- oder Geran-2-Drohne, dass sie Erfahrungen auf dem Schlachtfeld mit großer Geschwindigkeit in Innovationen und Verbesserungen umsetzen können.

Insofern kann die neue Drohne eine ernst zu nehmende Waffe der russischen Streitkräfte werden.