Saatgutmutanten im All: China startet ersten wiederverwendbaren Satelliten

Symbolbild eines Satelliten

(Bild: Scharfsinn/Shutterstock.com)

China schickt Shijian-19 ins All. Der Satellit soll gezielt Mutationen erzeugen und ist wiederverwendbar. Wo steht Chinas Satellitentechnologie?

China hat am vergangenen Freitag erfolgreich seinen ersten wiederverwendbaren Satelliten gestartet. Wie die South China Morning Post unter Berufung auf den staatlichen Sender CCTV berichtet, beinhaltet die Mission primär Experimente im Bereich der Saatgutwissenschaft.

Technologische Durchbrüche

Der 3,5 Tonnen schwere Satellit Shijian-19 wurde mit einer Trägerrakete vom Typ Langer Marsch 2D (CZ-2D) am 27. September vom Satellitenstartplatz Jiuquan im Nordwesten Chinas ins All befördert und befindet sich aktuell in einer niedrigen Erdumlaufbahn in einer Höhe von 322 bis 339 Kilometern.

Laut CCTV stelle der Satellit einen Fortschritt in Bezug auf Effizienz, Kosten und beim schnelleren Testen neuer Technologien dar.

Der Start habe "eine Reihe von technologischen Durchbrüchen in den Bereichen Wiederverwendbarkeit, Hochmikrogravitationsschutz, hohe Lastaufnahmeverhältnisse und Wiedereintrittsumwelttestdienste erzielt", so der Bericht.

Saatgutexperimente im All

Shijian-19 trägt Nutzlasten aus fünf Ländern, darunter Thailand und Pakistan. China will durch die Beteiligung die Süd-Süd-Kooperation im Weltraum fördern.

Kernstück der Mission ist die Durchführung von Mutagenese-Experimenten mit Saatgut im Weltraum. Indem die Samen kosmischer Strahlung und Schwerelosigkeit ausgesetzt werden, sollen sich Mutationen bilden, die für die Entwicklung neuer Pflanzensorten nützlich sein könnten.

Ziel ist es, neue Sorten zu produzieren, die zur "Verwirklichung der wissenschaftlichen und technologischen Eigenständigkeit der Saatgutindustrie und der unabhängigen Kontrolle der Saatgutquellen" beitragen.

Darüber hinaus plant eine andere Forschergruppe, die Leistung von in China entwickelten Komponenten und Materialien mit dem neuen Satelliten zu testen.

Wiederverwendbarkeit oben auf der Agenda

Wiederverwendbare Systeme und Komponenten stehen auch für Chinas Raumfahrtprogramm weit oben auf der Agenda.

2020 hat das Land einen Testflug mit einem "wiederverwendbaren experimentellen Raumfahrzeug" durchgeführt, das mit einer Rakete vom Typ Langer Marsch-2F gestartet und nach einer zweitägigen Erdumkreisung wieder gelandet ist. Es wird vermutet, dass das experimentelle Flugobjekt dem amerikanischen Raumgleiter X-37B ähnelt.

Chinesische Wissenschaftler arbeiten darüber hinaus auch mit Hochdruck an wiederverwendbaren Raketen. China will mittelfristig mit SpaceX gleichziehen zu können, das mit der Falcon 9 bereits seit vielen Jahren kommerziell erfolgreich wiederverwendbare Raketen betreibt und mit dem in Entwicklung befindlichen Starship an einer entsprechenden Schwerlastrakete arbeitet.

In dem CCTV-Bericht wurde kein Datum für die Rückkehr von Shijian-19 zur Erde genannt.

China hatte 1975 mit Jianbing-1 seinen ersten rückkehrfähigen Satelliten für militärische Aufklärungszwecke gestartet. Die Mission brachte den Satelliten nach drei Tagen zurück, allerdings Hunderte von Kilometern von der vorgesehenen Landeposition entfernt. Seitdem hat die Volksrepublik ihre Satellitentechnologien kontinuierlich weiterentwickelt.

Chinas Raumfahrtagentur CNSA hatte die wiederverwendbare und rückholbare Satellitenserie Shijian erstmals 2018 vorgestellt. Für den Zeitraum 2019-2025 waren rund 15 Missionen geplant. Jedoch fand erst am vergangenen Freitag der erste Start statt.

Wenn die Mission erfolgreich ist, wäre Shijian-19 der erste chinesische Satellit mit einem wiederverwendbaren Wiedereintrittsfahrzeug.