Sars-CoV-2: (K)ein Ding aus einer anderen Welt

Seite 3: Ein möglicher Zwischenwirt und Bommel an unseren Mützen

Auf den Marderhund als möglichen Zwischenwirt angesprochen, erklärt Drosten:

Ich will nur sagen, das ist eine Tierart, bei der zweifelsfrei für das SARS-1-Virus eine Verbindung hergestellt wurde. Bei der ich weiß, dass die als Felltiere in China gezüchtet werden. Und Zucht in dieser Größenordnung begünstigt das Aufkommen von Virusausbrüchen. (…) Wir sehen das ja, wenn wir uns Jacken kaufen mit Fell an der Kapuze, Pudelmützen mit so einem Fellbommel oder Jacken. (…) Wenn das echtes Fell ist, dieses beige-graue Fell, das manchmal ein bisschen getüpfelt, das ist chinesischer Marderhund. Das ist natürlich eine große Textilindustrie. Vielleicht ist da auch ein Interesse, diese Industrie irgendwie zu schützen oder abzuschirmen, weil damit eben auch Geld verdient wird.

Christian Drosten im NDR-Podcast

Wir schlussfolgern: Die Pudelmütze auf dem Kopf könnte also diesen Winter Anlass zum Frösteln geben.

Summa: auf dem Weg zur "definitive conclusion"?

Auch Anthony Fauci (80), Chefvirologe bei Donald Trump und ebenso Berater beim Nachfolger Joe Biden in Pandemie-Fragen, schließt die Theorie zum "Laborleck" nicht aus. Fauci zeige sich damit "nicht restlos überzeugt von einem natürlichen Ursprung von SARS-2, also von einer Übertragung von Tier auf Mensch", wie uns Drosten erklärt.

Jetzt also wird über die Theorien zum Ursprung des Virus wieder vermehrt gestritten - auch, seitdem US-Präsident Biden die Geheimdienste beauftragt hat, einen Bericht zum Ursprung des Virus vorzulegen. Er wolle eine "definitive conclusion", ein "endgültiges Resümee" binnen 90 Tagen, sagte er Ende Mai in einem Statement, wie die Washington Post berichtete.

Diesseits des großen Teichs schien die Sache derweil schon gegessen: Wie hält es eigentlich die EU in der Sache?

Eine parlamentarische Anfrage an die EU-Kommission vom 22. April 2020 gibt Aufschluss. "Kann die Kommission die folgenden Fragen beantworten", lautete das Ansinnen, als "Subject" (Thema) ist genannt: "Statements by Montagnier, Nobel prize winner, on the origins of the coronavirus". Die Fragen lauten:

  1. Ist sie [die Kommission] in der Lage zu klären, ob es sich bei dem Coronavirus um ein natürliches Virus, das Ergebnis eines Laborfehlers oder ein manipuliertes Virus handelt?
  2. Gibt es wissenschaftliche Belege für die Behauptungen von Montagnier?
  3. Hat sie China aufgefordert, die Ursachen für die Ausbreitung des Virus eindeutig zu klären?

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, sie kam am 1. Juli 2020 (hier ein Zitat der Conclusio):

Die verfügbaren genetischen Daten deuten darauf hin, dass eine natürliche Selektion in einem tierischen Wirt vor der zoonotischen Übertragung oder eine natürliche Selektion beim Menschen nach der zoonotischen Übertragung stattgefunden hat. Es gibt keine Belege für die Behauptung, dass das Virus das Ergebnis einer Manipulation ist.

Keine Ende der Debatte

Das war im Sommer 2020. Ein Jahr darauf gibt sich die EU zumindest verbal nicht mehr ganz so sicher. Beim G-7-Gipfel wurde der Ruf nach weiterer Aufklärung hörbar. Öffentlich erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zuletzt: "Wir müssen wissen, woher dieses Virus gekommen ist."

Schluss und Ende der Debatte in Sicht? Fürs Erste wohl kaum.