Schachmatt

Seite 3: The Whole Bay of Pigs-Thing

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Harveys rechte Hand Morales war nach dem Kennedy-Attentat u.a. dem CIA-Agenten Felix Rodriguez zur Hand gegangen, als dieser in Bolivien 1965 Che Guevara aufspürte und exekutierte. Manche wollen Morales 1968 im Ambassador-Hotel in Los Angeles gesehen haben, als erneut angeblich ein verwirrter Alleintäter Sirhan Sirhan diesmal den neuen Präsidentschaftsbewerber Robert Kennedy erschoss - mit erheblich mehr Schüssen, als das Magazin der Waffe des Verdächtigen hätte fassen können. Unter der Tarnung als "Entwicklungshelfer" führte Morales für die CIA in Laos und Vietnam "Schwarze Operationen" durch. In Chile destabilisierte er die Linken und eliminierte persönlich missliebige Politiker. 1973 verhalf er Putschist Augusto Pinochet zur blutige Diktatur. Anschließend arbeitete er in Washington für die CIA als Berater über rechtsgerichtete Diktaturen in Südamerika.

Die Männer der von Harvey und Morales aufgebauten CIA-Station ZR/Rifle in Miami gelten vielen als die ausführenden Hände des Kennedy-Mords, darunter E. Howard Hunt. Hunt selbst räumte 2007 auf dem Sterbebett verklausuliert seine Beteiligung sowie die von Morales und seines Chefs Harvey ein. Hunt hatte als Watergate-Einbrecher Berühmtheit erlangt, der für Präsident Nixon Wanzen im Wahlkampfbüro der Demokraten legen sollte. Nixon selbst sprach auf einem seiner Tonbänder von der "ganzen Schweinebucht-Sache", womit er wohl die damals noch geheime Struktur von Harvey und Morales Mordorganisation meinte, die aus Veteranen der Invasion auf Kuba bestand.

Der ebenfalls zum Trinken neigende Morales prahlte Freunden gegenüber mit dem Kennedymord. Als er die CIA verließ, sicherte er sein Haus mit modernsten Alarmsystemen, was er Freunden gegenüber mit Furcht vor den eigenen Leuten begründete. Nach Einlieferung in ein Krankenhaus erschien dort ungewöhnlich viel Polizei. Eine Autopsie wurde an Morales Leiche nicht durchgeführt.

JFK

Als der Kinofilm "JFK" eine erneute Untersuchung provozierte, wurde schließlich ein Großteil der noch gesperrten Dokumente der Öffentlichkeit vorzeitig zugänglich gemacht. Man räumte ein, dass es wohl eine Konspiration gegeben haben musste, beließ es jedoch dabei. Ca. ein Prozent der Akten wurden jedoch zurückgehalten, darunter die Steuerakte von Oswald, die Aufschluss über seine nachrichtendienstliche Verwendung geben dürfte. Gesperrt sind auch die Reisedokumente von William King Harvey, der im November 1963 etwas Geheimnisvolles in den USA zu erledigen hatte.

Wenn die 3.603 noch gesperrten Akten am 22.11.2017 der Öffentlichkeit übergeben werden, sind kaum Überraschungen zu erwarten. Etliche Details sowie die politischen Hintergründe sind etwa in Talbots "Schachbrett des Teufels" (vgl. Interview mit dem Allen-Dulles-Biographen David Talbot) nachzulesen. Dennoch zogen es etwa 2013 zum 50. Jahrestag des Jahrhundertattentats die Medien sowohl in den USA als auch in Deutschland vor, das Thema zu beschweigen und stattdessen brav die Geschichte von Dulles und Harvey wiederzukäuen. Dabei machen sie bis heute eifrig ausgerechnet vom hierzu von der CIA entwickelten Kampfbegriff Verschwörungstheoretiker Gebrauch.