Schachmatt

Präsident John F. Kennedy nach der Landung in Dallas, einen Tag vor seiner Ermordung. Bild: U.S. federal government

William King Harvey und die Lizenz zum Töten

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Bislang hatte der "amerikanische James Bond" Bill Harvey stets unter Ausschluss der Öffentlichkeit gemordet. Ein Anschlag auf den eigenen Präsidenten war politisch nur mit einer Coverstory zu tarnen - und mit ergebenen Medien, welche die Fehlspuren nicht hinterfragten. Um die Geschichte vom verrückten Einzeltäter glaubhaft zu machen, bedurfte es jedoch eines hohen Aufwands an Desinformation.

Kreuzfeuer

Da ein Scheitern des Plans keine Option war, mussten die Planer des Attentats auf Nummer Sicher gehen und ihrem Opfer mit mehreren Schützenteams aus unterschiedlichen Positionen auflauern. So vermutete Militärgeheimdienstler L. Fletcher Prouty ein Kreuzfeuer von drei Teams, Bezirksstaatsanwalt Jim Garrison ging sogar von vier Positionen aus. Wer genau die Handlanger waren, die den Finger am Abzug hatten, wo genau sie sich verteilt hatten und ob sie zum Teil gar mit verdeckten Tarnwaffen und CIA-typischen Schalldämpfern schossen, spielt letztlich keine Rolle. 121 Zeugen auf der Dealey Plaza hörten dort Schüsse und rochen Pulverdampf, etliche liefen zum Grashügel, um die Schützen zu verfolgen. Experten vermuten, dass Harvey u.a. Killer der korsischen Mafia beauftragt habe, die erst kurz vor dem Attentat instruiert worden seien.

Den Planern musste klar sein, dass ein im Kreuzfeuer erschossener Delinquent nicht zu einem Alleintäter passte, da die Kugeln aus verschiedenen Richtungen kamen. Daher war es von vorne herein erforderlich, der Form halber die Leiche passend zu machen. Doch im Kugelhagel von Dallas war der Präsident nicht sofort tot, so dass die Ärzte im Parkland-Krankenhaus um dessen Leben kämpften. Im Anschluss hieran führten sie eine erste Leichenschau durch, bei der die mit Schusswunden erfahrenen Ärzte frontale Einschüsse notierten. Doch ohne jede Rechtsgrundlage wurde die offizielle Autopsie nicht in der Stadt des Tatorts, sondern im Bethesda-Marinekrankenhaus in Virginia durchgeführt.

Seit die Leiche in Dallas an Bord der Air Force One gebracht worden war, befand sich diese im Machtbereich des geschworenen Kennedy-Hassers General Curtis LeMay. Der tumbe Air Force-Chef ließ es sich nicht nehmen, der Autopsie von einer Empore aus beizuwohnen und dabei seine stets präsente Zigarre zu rauchen. Die Ergebnisse des unter Befehl stehenden Militärarztes, der noch nie in seinem Leben obduziert hatte, wichen von denen der mit Schusswunden erfahrenen zivilen Ärzten in Dalles ab - die sich daraufhin beeilten, ihre Ergebnisse zu widerrufen. Dass die Einschusslöcher in der Kleidung nicht mit den nun pathologisch festgestellten übereinstimmten, war nicht deren Problem.

Selbst der im Eigentum eines Beerdigungsunternehmers stehende Sarg, mit dem die Leiche Kennedys von Dallas ausgeflogen wurde, nahm ein skurriles Schicksal: Er wurde von LeMays Air Force mit Gewichten bepackt an einer besonders tiefen Stelle über dem Meer abgeworfen.