Schöne neue Welt: Künstlich gezüchtete Angst vor China heizt Hightech-Wettrüsten an

Seite 2: Intelligente Diplomatie statt intelligente Waffen

Jede Generation bringt die Hoffnung auf ein neues technologisches Wundermittel mit sich, das die militärischen Fähigkeiten der USA angeblich dramatisch verbessern wird. Vom "elektronischen Schlachtfeld" in Vietnam bis zur "Revolution in militärischen Angelegenheiten", die in den 1990er-Jahren angepriesen wurde, konnten dabei einige Systeme hervorgebracht, die genauer operieren und besser vernetzt sind.

Aber die Existenz dieser Technologie hat die Vereinigten Staaten nicht in die Lage versetzt, tatsächlich Kriege zu gewinnen – weder in Vietnam noch im Irak oder in Afghanistan.

Das liegt daran, dass die Technologie nicht in der Lage ist, einen entschlossenen Gegner zu besiegen, der einen irregulären Krieg auf seinem eigenen Territorium führt, und das Ziel, ganze Gesellschaften mit Gewalt zu verändern, von vornherein völlig unrealistisch war.

Die Vorstellung, dass neue Technologien irgendetwas verbessern und die Fähigkeit erhöhen, einen Krieg mit China zu "gewinnen", ist bestenfalls ein Irrglaube. Ein Krieg mit China wäre eine noch nie dagewesene Katastrophe für alle Beteiligten, und das Ziel der US-Politik sollte darin bestehen, einen solchen Konflikt zu verhindern, und nicht darin, Szenarien zu entwerfen, wie man einen Krieg gegen eine atomar bewaffnete Macht "gewinnt".

Hinzu kommt, dass entgegen den Behauptungen des Pentagons und der Rüstungsindustrie Chinas Militär kein Riese ist, ebenso wenig wie seine Rüstungsindustrie. Wie ich in einem neuen Papier für das Projekt "Costs of War" der Brown University feststelle, geben die USA zwei- bis dreimal so viel für ihr Militär aus wie China, ganz gleich, wie man es misst.

Die USA sind auch bei einer Reihe von Basissystemen im Vorteil, darunter Atomwaffen, Flugzeugträger, moderne Kampfflugzeuge, atomgetriebene U-Boote und Transportflugzeuge.

Wie Dan Grazier vom Project on Government Oversight feststellt, ist Chinas Militärstrategie "von Natur aus defensiv". Wenn es um neue Militärtechnologien geht, sind die relativen Stärken der USA und Chinas schwieriger einzuschätzen, da die Forschung in diesen Bereichen nicht sehr transparent ist.

Am besten ist es jedoch, sich bei der Entwicklung von KI-gesteuerten Roboterwaffen nicht auf ein Wettrüsten mit China einzulassen. Wie Michael Klare in einem Bericht für die Arms Control Association feststellte, besteht die reale Sorge, dass "KI-gestützte Systeme auf unvorhersehbare Weise versagen und zu unbeabsichtigten Tötungen von Menschen oder unkontrollierten Eskalationen führen könnten".

Die beste Hoffnung, einen Krieg zwischen den USA und China um Taiwan abzuwenden, liegt in intelligenter Diplomatie, nicht in "intelligenten" Waffen. Ein guter Anfang wäre die Wiederbelebung der "Ein-China-Politik", die unter anderem fordert, dass China sich zu einer friedlichen Lösung der Statusfrage Taiwans verpflichtet und die USA auf die Anerkennung der formellen Unabhängigkeit Taiwans verzichten und nur informelle Beziehungen zur taiwanesischen Regierung unterhalten.

Es gibt keinen guten Grund, die US-Rüstungsproduktion auszuweiten, um die Entwicklung gefährlicher Waffensysteme der nächsten Generation zu beschleunigen. Aber wenn der US-Kongress und die Öffentlichkeit nicht bald handeln, um diese Bemühungen einzudämmen, könnten wir bald in eine schöne neue Welt eintreten, die die derzeitige Sicherheitslandschaft im Vergleich dazu harmlos aussehen lässt.

Der Artikel erscheint in Kooperation mit Responsible Statecraft. Das englische Original finden Sie hier. Übersetzung: David Goeßmann.

William D. Hartung ist Senior Research Fellow am Quincy Institute for Responsible Statecraft und Autor von u.a. "Pathways to Pentagon Spending Reductions: Removing the Obstacles".