Scholz am Golf: Warum die Suche nach fossilen Ersatzenergien floppen muss
Seite 2: Fossile Energieknappheit ist kein vorübergehendes Phänomen
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- Fossile Energieknappheit ist kein vorübergehendes Phänomen
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Wer glaubt, dass die globale Energieknappheit nur ein vorübergehendes Phänomen sei und durch Neuerschließung neuer Erdgas-, Erdölfelder und Kohlegruben die globale Energiesicherheit bald wieder aus der Verknappung herauskommt, übersieht vor allem, dass jede Neuerschließung von fossilen Energierohstoffen eine jahrzehntelange Nutzung nach sich zieht, was gleichbedeutend ist mit einem Anstieg der CO2- und Methanemissionen.
Das völkerrechtliche Pariser Klimaschutzabkommen wird dadurch Makulatur und kann nicht mehr eingehalten werden. Die Erde wird damit auf einen schnellen Weg zur Überschreitung von zwei Grad Celsius Erderwärmung gebracht, womit die furchtbaren Konsequenzen wie in Pakistan in immer mehr Ländern Einzug halten werden, auch bei uns in Europa.
Kanzler Scholz scheint sich seiner diesbezüglichen Verantwortung nicht bewusst zu sein. Ich kann mich noch gut erinnern, als er sich bei dem Gespräch im letzten Oktober mit den Protagonist:innen der Letzten Generation schlicht weigerte, das Klimaproblem als existenzielle Bedrohung der gesamten Menschheit anzuerkennen.
Damit wird erneut klar, dass die Diversifizierung von fossilen und atomaren Energielieferländern zur Ablösung von russischen Energielieferungen ein fundamentaler Irrweg ist. Er verschärft die geopolitischen Spannungen, die Nord-Süd Ungerechtigkeit und die Klimakatastrophe massiv.
Aus dem rechten und linken Rand in Deutschland wird mit zunehmenden Protesten unisono (die Rechtsradikalen und Linksradikalen waren sich selten so einig) gefordert, die Sanktionen gegen Russland aufzuheben, damit in Deutschland die Energienot wieder abnehmen würde.
Ganz abgesehen davon, dass es ja Putin selbst ist, der die Gaspipelines fast völlig geschlossen hat, würde dies neben der weiteren Erdaufheizung nur dazu führen, dass die russische Aggression weiter auch aus dem Westen finanziert würde. Die Teilmobilmachung Russlands, mit der Konsequenz, noch mehr junge Russen in den sicheren Tod in die Ukraine-Aggression zu schicken, würde damit sogar noch aus dem Westen politisch und finanziell unterstützt, genauso wie die weitere massive Aufrüstung Russlands, die weiter mit westlichem Energiegeld finanziert würde.
Die mit den europäischen Energieeinnahmen erfolgte massive Aufrüstung Russlands über die letzten Jahrzehnte führt ja nicht nur zum Stärken der Aggression in der Ukraine. Nach den USA ist Russland der zweitgrößte Waffenexporteur der Welt, womit auch weitere Kriege in der Welt finanziert würden.
All das führt erneut zur klaren Analyse, dass Energiesicherheit, Frieden in der Welt und Klimaschutz nur mit einer globalen Umstellung auf Erneuerbare Energien gelingen kann. Um Sonnenstrahlen und Wind kann man schlicht keine Kriege führen, und deren Nutzung führt auch nicht zu Gewinnmaximierungen von Energielieferländern, die damit Waffen produzieren und exportieren können. Es sei denn, man setzt statt auf vollständige Eigenversorgung mit 100 Prozent Erneuerbare Energien auf eine internationale Wasserstoffstrategie, die neue Energieabhängigkeiten schaffen würde.
Doch genau das hat Kanzler Scholz überall in den Ländern angeboten: Wasserstoff aus Saudi-Arabien, Katar, USA, Mexiko oder anderen Ländern zu importieren. Das würde diesen allen neben den LNG- und Erdöleinnahmen wieder weitere große Einnahmen verschaffen, um die Kriege z.B. im Jemen oder den islamistischen Terror weiter zu finanzieren und Waffen einzukaufen.
Es bleibt dabei, dass nur die schnelle Umstellung auf 100 Prozent heimische Erneuerbare Energien die Lösung all dieser globalen und nationalen Krisen ist. Doch wie sieht es hier in Deutschland aus? Zwar spricht auch Kanzler Scholz viel davon, den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland zu beschleunigen. Aber die bisherige Gesetzgebung spricht eine deutlich andere Sprache.
Neue LNG-Terminals in Deutschland sind von der Idee im März 2022 heute baureif geworden, sodass das LNG der Abu Dhabi National Oil Company wohl schon im Dezember angeliefert werden kann. Neue Windräder in Deutschland zu bauen, braucht aber weiterhin Genehmigungsverfahren von drei bis sieben Jahren. Auch das Hinauszögern der Flächenausweisung für zwei Prozent Windkraftflächen der Länderfläche für die Bundesländer ist sogar bis nach 2030 im neuen Windenergie-an-Land-Gesetz erlaubt, so Thorsten Müller, Leiter der Stiftung Umweltenergierecht, auf dem kürzlich stattgefundenen Umweltenergierechtskongress in Würzburg.
Kanzler Scholz könnte schnell viel mehr Energiequellen im eigenen Land neu schaffen, als über seine LNG-Auslandstouren, wenn er endlich den Länderministerpräsidenten von Söder über Kretschmer bis Kretschmann die Leviten lesen würde, ihre Genehmigungsblockaden gegen den Ausbau der Windkraft, Wasserkraft, Freiflächen-PV oder Bioenergie endlich aufzubrechen.
Hans-Josef Fell ist Präsident der Energy Watch Group und Mitautor des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG). Von 1998 bis 2013 war er für die Grünen im Bundestag. Er hat zahlreiche Preise und Auszeichnungen für sein Engagement erhalten. Fell ist Botschafter für 100 Prozent Erneuerbare Energien.
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