Schutzhaft in Pflegeheimen

Seite 3: Totale Institutionen auflösen

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Zumindest hierzu habe ich eine Antwort, die relativ leicht umzusetzen ist und die helfen könnte, in den künftigen Ausnahmezuständen, die ja wohl zur "neuen Normalität" gehören sollen, den Schutz von Insassen solcher totalen Institutionen vor totalitären Übergriffen wenigstens etwas sicherzustellen.

Die Lösung besteht schlicht darin, alle stationären Einrichtungen für erwachsene Pflegebedürftige und/oder behinderte Menschen komplett zu entinstitutionalisieren und konsequent in reine Wohnhäuser mit je einzelnen "Wohnungen" umzuwidmen. Es muss dann einfach nur eine strikte Trennung zwischen dem Wohnrecht der Bewohner solcher Häuser und deren Betreuung eingeführt werden. So, wie es jetzt bereits für eine zunehmende Zahl von "Seniorenwohngemeinschaften" der Fall ist und gut funktioniert.

Die Betreuung und Pflege der Bewohner muss dann "ambulant" angeboten werden, genauso wie heute ein ambulanter Pflegedienst die Wohnungen der Pflegeleistungen nachfragenden Menschen auf- und nicht heimsucht. Die einzelnen Pflegekräfte würden dann eben, wie jetzt im ambulanten Pflegedienst, eine "Tour" durchs Heim zu den einzelnen Bewohnern machen, statt sich als Teil der Wohngruppen zu sehen und damit bereits das Wohnrecht der Bewohner zu unterlaufen. Personalengpässe in den Unter-Teams, angeblich notwendige "Übergabegespräche" bei jedem "Schichtwechsel", eine Vielzahl von Gesetzen und Vorschriften und damit verbundener Bürokratie und Kosten könnte dann entfallen.

Wie wenig zum Beispiel "Heimgesetze" oder "Heimbeiräte" die Menschen in den totalen Institutionen tatsächlich schützen, wenn es darauf ankommt, wird ja derzeit wohl unübersehbar deutlich. (Tatsächlich schützen solche Gesetze regelmäßig eher die großen Anbieter gegen unliebsame kleine Konkurrenz, das zu vertiefen aber den Rahmen dieses Textes sprengen würde).

Vielleicht setzen Sie sich ja mit dafür ein, dass es in Zukunft nicht mehr heißt: "Ambulant vor stationär", sondern "Ambulant statt stationär" Auf diese Weise könnte eine Wiederholung solcher grausamen Eingriffe in das Leben alter und behinderter Menschen und ihrer Angehörigen in Zukunft vielleicht wenigstens deutlich erschwert werden. Der Beruf der Pflegekraft würde womöglich doch noch einmal als wirklich achtenswerte Dienstleistung aufgewertet werden. Und das Pflegeheim als Ort, vor dem man sich nicht fürchten muss.