Schwarze Propaganda statt Schwarzer Block
Ist die Zeitung "Die Welt" auf agents provocateurs der "Antifa" hereingefallen?
Am 11. Juli hatte die Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger e.V. (IPAHB) zu einer Demonstration gegen den Bau einer Moschee der Ahmadi-Sekte in Berlin-Heinersdorf aufgerufen. An der Protestveranstaltung beteiligte sich nach einem zwei Tage später auf Indymedia veröffentlichten Bericht auch die "Subversive Antifa Tiniusstrasse" mit einer nach eigenen Angaben "eher unkonventionellen Form des Protests".
Sie wollte der Selbstdarstellung zufolge mit "vollkommen abstrusen Forderungen" an der von ihr als "hässliche[r] Aufmarsch von bürgerlichen Rassisten und Nazis" befundenen Demonstration teilnehmen - mit dem Ziel, den Moscheegegnern durch "rechte Forderungen" einem Imageschaden zuzufügen und sie "durch Plakate mit komplett sinnfreien Forderungen der Lächerlichkeit Preis zu geben." Als "rechte" Forderungen sollten dabei unter anderem die Slogans “Hassprediger ausweisen” und “kriminelle Ausländer ausweisen”, als "sinnfreie" Forderungen “Prediger ausweisen!”, “Abschiebung für Alle!” und "Deutsche Wurst statt Gammeldöner!” dienen. Allerdings mussten die Initiatoren der "subversiven Aktion" dem Indymedia-Bericht zufolge enttäuscht feststellen, dass ihre Slogans mit Parolen wie "Es gibt nur eine Kirche" teilweise übertroffen wurden.
Die Autorin Freia Peters berichtete in der Zeitung "Die Welt" über die Veranstaltung – und hatte auch gleich Erklärungen für die von ihr bemerkten Forderungen parat:
"Rechtsextreme mischen sich in den Demozug, kahlrasierte Köpfe mit Kapuzenpullis und Plakaten, die „Abschiebung für alle“ fordern. Man könnte meinen, die Demonstranten bildeten eine einheitlich fremdenfeindliche Menge. Doch die Wahrheit ist komplizierter. Die DDR-Vergangenheit der Bewohner spielt eine Rolle, der löchrige Draht der Lokalpolitiker zu ihren Bürgern, einige Ängste, viele Vorurteile und das nicht einmal böswillige Unvermögen, vertrauensvoll den Blick zu weiten […] „Deutsche Wurst statt Gammeldöner“ fordert ein anderes Transparent."
Ihr Bericht wurde wortgleich von der Berliner Morgenpost und von AOL übernommen. Auch ohne Nachfrage bei Frau Peters, die für eine Stellungnahme nicht erreichbar war, lässt sich feststellen, dass eine der Schilderungen unzutreffend sein muss: Entweder die auf Indymedia - oder die in der „Welt“.
Stimmen die Berichte auf Indymedia, dann ist Frau Peters Schwarzer Propaganda aufgesessen. Die Methode wird seit langer Zeit in vielfältiger Weise benutzt: Die Wehrmacht fälschte im Zweiten Weltkrieg die dänische Untergrundzeitung Frihedsposten mit Nachrichten, dass sich die Dänen auf eine russische Besatzung vorbereiten sollten. Die japanische Verwaltung verteilte auf den Philippinen vermeintlich für amerikanische Soldaten gedruckte Flugblätter, in denen davon die Rede war, dass sich zu viele GIs bei philippinischen Huren mit Geschlechtskrankheiten anstecken würden, und die Soldaten deshalb Jungfrauen oder ehrenhafte Philippinas zur Befriedigung ihrer Triebe benutzen sollten. Während des Kalten Krieges betrieb die CIA zusammen mit einigen europäischen Geheimdiensten das Programm Gladio, dass mit zahlreichen Terroranschlägen sogar eine Art "Schwarze Propaganda der Tat" betrieb. Das wohl berühmteste Stück Schwarze Propaganda aber sind die Protokolle der Weisen von Zion - vermeintliche jüdische Welteroberungspläne, als dessen Verfasser sich der Geheimdienst des Zaren entpuppte.
In diesem Fall wäre die „Welt“ nach dem Pressegesetz eigentlich dazu verpflichtet, eine Gegendarstellung abzudrucken – wenn der Verein IPHAB das will. Aber will er das? Das war nicht herauszubekommen. Dafür machte der als Betreiber der Vereinswebsite eingetragene Joachim Grünhagen am Telefon ganz den Eindruck, als ob er selbst eine recht eindrucksvolle Propagandafälschung sei. Ganz auszuschließen ist das nicht – immerhin nennt sich die Gruppe, die die Schwarze Propaganda betrieb, nach der IPHAB-Adresse "Subversive Antifa Tiniusstraße". Oder aber, die Gruppe selbst ist Schwarze Propaganda der IPHAB – denn warum sonst sollten sie den Propagandaerfolg ihrer Aktion durch die "Offenlegung" auf Indymedia wieder zunichte machen und ins Gegenteil verkehren? Siegte da tatsächlich nur der Narzissmus über den Nominalzweck – oder war es doch der jetzt zutage tretende Effekt, der von vorneherein geplant war: dass in Foren wie Politically Incorrect darüber spekuliert wird, welche Delikte noch Schwarze Propaganda sein könnten:
"Der Antifa traue ich auch zu, dass sie selbst Hakenkreuze auf Wände aufsprüht, damit sie nicht arbeitslos und der 'Kampf gegen rechts' weiterhin finanziert wird."