Schwere Kämpfe in der Ostukraine seit erstem Telefongespräch zwischen Putin und Trump
Seite 2: OSZE: Schwerster Beschuss in der Donezk-Region seit Beginn der Beobachtungsmission
- Schwere Kämpfe in der Ostukraine seit erstem Telefongespräch zwischen Putin und Trump
- OSZE: Schwerster Beschuss in der Donezk-Region seit Beginn der Beobachtungsmission
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Die OSZE-Beobachter stellten eine Eskalation der Feindseligkeiten vom 28. auf den 29. Januar in dem Gebiet Avdiivka-Yasynuvata-Flughafen Donezk fest. Auch im Bericht vom 31. Januar sprachen sprachen sie keine Schuldzuweisungen aus, protokollierten jedoch, dass beide Seiten mit schweren Waffen seit dem Wochenende feuerten. In 24 Stunden wurden vom 29. auf den 30. Januar fast 2500 Explosionen gezählt. So hätten die Beobachter, die sich in der von Kiew kontrollierten Stadt Avdiivka aufhielten, 1224 Explosionen und 1400 Schießereien mit Maschinengewehren und kleinen Waffen im Südosten in einer Entfernung von 2-5 km gezählt. In einem Haus bei einem Krankenhaus in Donezk wurde vermutlich eine Frau getötet und drei weitere Menschen verletzt. Weitere Verletzte wurden besucht. Festgestellt wurden Schäden an Häusern durch Beschuss in der von Separatisten kontrollierten Stadt Pikuzy, 23 km nordöstlich von Mariupol, sowie zahlreiche frische Einschlagkrater. Beklagt wird aber stets, dass in der Regel die Volksrepubliken keinen oder nur beschränkten Zugang für die Beobachter gewähren.
Gestern berichtete die OSZE, dass in Avdiivka 22.000 Menschen wegen des Artilleriebeschusses bei einer Temperatur von -20 Grad Celsius keinen Strom, keine Heizung und kein Wasser hätten. Präsident Poroschenko hatte am Dienstag erklärt, es sei alles bereit, um die Versorgung zügig wiederherzustellen, sobald ein Waffenstillstand wirksam sei. Die Zivilisten auf beiden Seiten würden Wasser, Strom und Wärme benötigen, aber keinen Beschuss, hieß es dann. Gemeldet wurde dann, dass eine Wasseraufbereitungsanlage keinen Strom mehr bekomme, überdies gebe es auch in Donezk, Yasynuvata und einem Teil von Makiivka kein Wasser und keine Heizung mehr. Eine Wasseraufbereitungsanlage in Donezk sei beschädigt, Reparaturen würden durch fortgehende Kampfhandlungen behindert.
Offenbar konnte gestern schließlich noch ein Waffenstillstand mit der Hilfe der JCCC (Joint Center for Control and Coordination) durchgesetzt werden. Die Kontaktgruppe soll einen Plan ausarbeiten, um die Kämpfe in dieser Region zu beenden, den das JCCC umsetzen und die OSZE beobachten soll. Bis zum 5. Februar sollen die schweren Waffen von der Kontaktlinie nun zurückgezogen werden. Daran glauben wird wohl kaum jemand.
Der UN-Sicherheitsrat zeigte sich am Dienstag besorgt über die Lage. Die Sicherheitssituation habe sich "drastisch verschlechtert", hatte zuvor der Humanitäre Koordinator für die Ukraine erklärt. Die Mitglieder des Sicherheitsrats verurteilten den Einsatz der schweren Waffen, die nach dem Minsker Abkommen als erster Schritt schon längst von der Kontaktlinie auf beiden Seiten hätten zurückgezogen sein müssen. Die OSZE beobachtet dies und meldet permanent Verstöße von beiden Seiten. Der Sicherheitsrat betonte die territoriale Integrität der Ukraine und verlangte die Umsetzung der Resolution 2202, also die im Minsker Abkommen beschlossenen Maßnahmen.
Die Ukraine spricht von schweren Panzerkämpfen bei der Butivka-Mine sowie den Dörfern Opytne Pisky, während es bei Avdiivka ruhiger geworden sei, aber weiterhin schwierig bleibe. Die ATO berichtete von schweren Panzer- und Artillerieangriffen, bei denen gestern zwei ukrainische Soldaten getötet und vier verletzt wurden. 36 Angriffe habe es gegeben, sie seien alle zurückgeschlagen worden, die Separatisten hätten schwere Verluste hinnehmen müssen.
Dagegen erklärt die "Volksrepublik Donezk", dass auch gestern wieder Wohnbezirke in Donezk und in Makeyevka beschossen worden wären. Am Abend erklärte DPR-Chef Alexander Zakharchenko, die Kämpfe würden auf einer Strecke von 50 km stattfinden, die andere Seite habe schwere Verluste erlitten. Und ähnlich wie Poroschenko versicherte, dass die ukrainischen Streitkräfte Angriffe erwidern werden, aber nicht auf Wohngebiete feuern, aus denen separatistische Raketenwerfer schießen würden, meinte der DPR-Chef: "Wir beachten die Minsker Abkommen und greifen nicht an. Unsere Aufgabe ist es, die Ukraine zu den Minsker Vereinbarungen zurückzubringen. Die wichtigste Aufgabe ist, sie daran zu hindern, uns für die Störung der Abkommen verantwortlich zu machen."
Das freilich ist das Tit-for-Tat-Spiel, das Kiew und die "Volksrepubliken" seit langer Zeit aufführen, jeweils geduldet von Russland und EU/Nato/USA. Möglicherweise könnten hier Gespräche zwischen Moskau und Washington Veränderungen bewirken, um diesen andauernd köchelnden Konflikt auf dem Rücken der Menschen zu lösen, nachdem die EU dazu nicht imstande ist.
Die OSZE berichtete gestern Abend von einer weiteren starken Zunahme der Waffenstillstandsverletzungen. Raketenwerfer würden Avdiivka, Yasynuvata und Horlivka beschießen. Über 10.000 Explosionen seien in der Region Donezk registriert worden, mehr als jemals zuvor. Geschossen wurde von beiden Seiten. Schwere Waffen seien entlang der Kontaktlinie wieder gesichtet worden.