Scribblenauts
Das Wort und der Schatz
Fünf Jahre Nintendo DS haben so einige Kuriositäten und Einfälle kreativer Entwickler hervorgebracht. Ungewöhnliche Spiele wie der Intelligenztest Dr. Kawashimas Gehirn Jogging oder die virtuellen Haustiere Nintendogs waren Vorreiter einer ganzen Welle andersartiger Games für Zwischendurch. Das relativ schwache Leistungsvermögen der Handheld-Konsole entgegen ihrer außergewöhnlichen Touchscreen-Fähigkeiten führten zu Konzepten mit neuen Schwerpunkten - auch auf dem Sektor der Rätselspiele.
Die US-Indie-Entwickler 5th Cell binden mit ihren Titeln die Fantasie des Spielers ins Geschehen ein und gestalten seine Interaktionsmöglichkeiten individueller. In "Der magische Stift" (Drawn to Life) darf der Spieler seinen Helden selbst zeichnen und ihn animiert durch ein Action-Adventure leiten. Die anfallenden Rätsel werden ebenfalls zeichnend, nach vorgegebenen Angaben gelöst und sprechen wegen ihres niedrigen Schwierigkeitsgrades vor allem Kinder an. Ein tolles Konzept, aus dessen Gedanken 5th Cell's neuster Titel Scribblenauts entsprungen ist, der vorab auf der diesjährigen US-Spielmesse E3 (Electronic Entertainment Expo) den Award "Game of the Show" erhielt. Hier muss der Spieler nicht mehr Bäume oder Waffen malen, sondern Kreativität entwickeln, Rätsel mit Vokabeln zu lösen - fast wie in alten Text-Adventures. Seinen selbst erdachten Lösungsvorschlag schreibt oder tippt er ein und hofft, sein Objekt erscheint. Die Chancen dazu stehen gut: "Scribblenauts" erkennt nahezu 23.000 Hauptwörter.
Maxwell heißt der Held des Spiels. Was er in seinen Block schreibt wird Wirklichkeit. Aufgeteilt in 10 Themenwelten (Küste, Berge oder Metropole) mit je 11 Action- und 11 Rätsellevels ist jede Aufgabe ein Bild plus Fragestellung. Rätsellevels enthalten Situationen wie das Öffnen eines Gegenstandes oder Erreichen eines Ausgangs; beispielsweise auch das simple Einsammeln dreier Sorten Lebensmittel, mit denen Maxwell zur Kasse gehen muss.
Bei Erfolg erhält der Spieler einen Stern, genannt Starite, sowie Ollars, die Spielwährung, mit der neue Welten freigekauft werden können. Die Action-Levels sind ähnlich kurzer Jump `n` Run-Abschnitte aufgebaut. Z.B. müssen mit Hilfe zweier Felsbrocken zwei Schalter gleichzeitig gedrückt werden. Danach öffnen sich zwei Tore, hinter denen ein Hebel fürs dritte Tor zum Starite umgelegt werden kann.
Der Reiz an "Scribblenauts" ist die Suche nach möglichst ausgefallenen Lösungen, da durch die immense Auswahl an Substantiven mehrere Wege möglich sind. Für die Ordnung der Objekte in Maxwells Universum ist die von 5th Cell entwickelte Objectnaut-Engine zuständig. Hier wurden die Eigenschaften aller Gegenstände wie ihre Physik, ihr künstlich intelligentes Verhalten und realistische Interaktionsmöglichkeiten mit Maxwell wie der Umgebung festgelegt.
Schon nach ausführlichem Tutorial und wenigen Rätseln setzt Experimentierfreudigkeit ein und erwachsene Spieler sind gut beraten ihrer Fantasie ein wenig kindlichen Charakter zu geben. Obwohl "Scribblenauts" auf den ersten Blick fürs jüngere Publikum bestimmt zu sein scheint, können alle Generationen Spaß an den kniffligen, ziemlich süchtig machenden Rätseln haben.
Weniger lustig ist die Macke des Spiels - Maxwells Steuerung: Leider ist es nicht möglich, den Held anders als über Berührungen des Touchscreens per Stift zu lenken. Auf dem engen Raum des 3 Zoll-Bildschirms gerät die Erkennung der Gegenstandsteuerung mit der Maxwells nicht selten durcheinander, so dass der Junge schon mal versehentlich ins Unheil springt.
Verrechnet allerdings mit dem sonst hohen Unterhaltungswert dieses rätselhaften Zauberspiels, ist "Scribblenauts" immer noch eines der innovativsten Titel des Jahres und vielleicht sogar ein Kaufgrund für einen Nintendo DS. Besitzer der Xbox 360 werden bald ebenfalls in den Genuss des 5th Cell-Faktors kommen: 2010 erscheint über den Download-Marktplatz Xbox Live Arcade das nächste Spiel des Entwickler-Teams.