Seedrohnen im Roten Meer: Huthis fordern Nato heraus
Seite 2: Teurer und erfolgloser Kampf der USA und ihrer Verbündeten
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Die USA führen im Roten Meer einen teuren und bisher äußerst erfolglosen Kampf gegen die oft als "Rebellen" bezeichneten Streitkräfte der Huthi. Die US-Marine setzt hier mehr Flugabwehrraketen ein, als sie jährlich ersetzen kann, das Wiederbefüllen der Arsenale kann sich über Jahre hinziehen.
Bemerkenswert ist die anscheinende Aussichtslosigkeit des US-Unterfangens, seine Vormachtstellung im Roten Meer zu verteidigen – trotz zahlreicher Basen rund um die Konfliktzone, die man auf World beyond War einsehen kann.
Gerade das Schwinden weitreichender schiffsbasierter Flugabwehrraketen wird man besonders in Beijing mit großem Interesse zur Kenntnis nehmen.
Interessant sind ebenfalls die erweiterten militärischen Fähigkeiten der Huthi-Truppen, die mit Überwasser-Seedrohnen eine neue, effektive Möglichkeit gefunden haben könnten, den Seeweg durch den Suezkanal für die der USA assoziierten Staaten zu sperren.
Überwassersee-Drohnen
Überwassersee-Drohnen, im Prinzip Speedboote, sind nur schwer zu orten und abzufangen. Das hat der Krieg in der Ukraine gezeigt, bei dem es der naval demilitarisierten Ukraine gelungen ist, durch ein innovatives Seedrohnen-Kampfkonzept in Zusammenspiel mit Luftangriffen die russische Schwarzmeerflotte von ihren Basen auf der Krim zu vertreiben und eine beachtliche Anzahl an russischen Kriegsschiffen zu versenken.
Einen ähnlichen Erfolg durch asymmetrische Angriffe lässt sich also auch im Roten Meer beobachten, wo die stärkste Marine der Welt nicht die freie Durchfahrt für die Länder des kollektiven Westens garantieren kann.
Russische Marine verliert im Schwarzen Meer, die US-Marine im Roten Meer
Um es auf den Punkt zu bringen: Die russische Marine verliert im Schwarzen Meer, die US Marine im Roten Meer.
Diese Tatsache ist bedeutend und spiegelt die sich verschiebenden militärische Fähigkeiten wieder, die noch vor zehn Jahren so nicht vorhanden waren. Die Krise der großen, militärischen Überwasserschiffe ist analog zur Panzerkrise zu betrachten, wo teure Überland-Kampfsysteme durch billigste Einwegdrohnen ausgeschaltet werden.
Zwar scheinen die Huthis in der Lage zu sein, selbst Drohnen und Raketen herzustellen, doch wird die Huthi-Armee wohl massiv durch den Iran unterstützt.
Vor diesem Hintergrund muss man sich erinnern, dass der russische Präsident Wladimir Putin erst noch Anfang diesen Monat die Nato-Staaten mit folgenden Worten warnte, zitiert nach Die Presse:
Wir denken darüber nach, dass falls jemand es für möglich hält, Waffen in die Kampfzone zu liefern, um Angriffe auf unser Gebiet durchzuführen (...), warum wir dann nicht das Recht haben sollten, solche Waffen in Weltregionen aufzustellen, wo Angriffe auf sensible Objekte derjenigen Länder ausgeführt werden, die das in Bezug auf Russland tun?
Wladimir Putin
Die Huthis wären für Russland hypothetisch eine gute Partnerwahl, um die von Putin hier skizzierte Strategie umzusetzen. Da Spezialisten der Nato-Länder offensichtlich in der Ukraine technisch hochstehende Waffen wie die Scalp oder die Storm Shadow gegen Russland zum Einsatz bringen, wäre es nur symmetrisch, dies seitens Russland auch potentiellen Militärpartnern wie den Huthis anzubieten.
So könnten etwa schon ältere, russische Anti-Schiffsraketen gegen Nato-Kampfschiffe von russischen Besatzungen abgefeuert werden. Russland dürfte noch aus Sowjetzeiten über ein beachtliches Arsenal an wirkungsvollen Anti-Schiffsraketen verfügen, die die Vormachtstellung der USA im Roten Meer und darüber hinaus massiv herausfordern können.
Globales Schachspiel
Das würde bedeuten, dass sich die Kampfzone ausweitet und die Welt langsam und stetig in einen größeren Krieg hinein schlittert. Es entsteht der Eindruck, dass Nato-Strategen ein globales Schachspiel spielen, ohne einen nächsten Zug des Gegners vorauszusehen.
Russland hat ein beachtliches Eskalationspotential, die die Grundfesten der weltweiten US-Nato-Vormachtstellung erschüttern könnte. Es ist nämlich nicht anzunehmen, dass Russland tatenlos zusieht, wenn immer mehr Nato-Fähigkeiten im Ukraine-Krieg zum Einsatz gebracht werden.
Militärisch ist es bemerkenswert, dass eine vergleichsweise wenig bedeutende Streitmacht wie die der Huthi technische Mittel gefunden hat, eine Koalition unter dem Dach der stärksten Marine der Welt regelrecht zu demütigen.
Wenn diese Koalition der Willigen in der Operation Prosperity Guardian zum Schutz der Schiffe des kollektiven Westens militärisch eine Chance gegen die fortwährenden und äußerst wirkungsvollen Angriffe der Huthis haben möchte, dann wird diese wohl zu einem alten und bewährten Mittel zum Schutz von Handelsflotten zurückgreifen müssen: zum Konvoi.
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Redaktionelle Anmerkung: Der Satz: "Mit dem Angriff auf die Tutor konnten die Huthis erstmals Seedrohnen gegen Nato-Schiffe einsetzen" wurde ersetzt durch: "Mit dem Angriff auf die Tutor konnten die Huthis erstmals Überwasser-Seedrohnen gegen ein Schiff, das via Griechenland mit der Nato assoziiert ist, einsetzen."