Selenskyj-Berater: "Ihr werdet um die Ukraine weinen und Konzerte geben"
Seite 2: Was bringen westliche Waffen?
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Kostenko, der als Kommandeur in der Region Cherson kämpft, bezweifelt jedoch, dass westliche Waffen Putins Truppen aus ihren stark befestigten Verteidigungslinien vertreiben können.
Auch die bisher nur in Aussicht gestellten Lieferungen älterer F-16-Kampfflugzeuge aus dem Westen würden der Ukraine keine Überlegenheit bringen, so der Frontkommandeur.
Kostenko betont, dass die ukrainische Militärkampagne in diesem Jahr unter den gegebenen Umständen erfolgreich gewesen sei. Das realistische Ziel Kiews für das kommende Jahr müsse aber sein, weitere Gebietsverluste zu vermeiden. Zudem gelte es, so viele Angriffe wie möglich gegen russische Truppen am Boden und auf See zu führen. Von einer Lufthoheit sprach er nicht mehr.
Wir können es uns nicht leisten, symmetrisch mit den Russen zu kämpfen, wie die Russen anzugreifen, wie die Russen Leute zu verlieren oder wie die Russen Leute zu rekrutieren. Wir müssen Wege finden, wie wir zehnmal weniger Menschen verlieren als sie. Nur dann haben wir eine Chance, denn rein rechnerisch gehen uns die Leute schneller aus als ihnen.
Oberst Roman Kostenko
Selenskyj und eine halbe Million Soldaten
Selenskyj hatte kürzlich auf seiner Jahrespressekonferenz bekannt gegeben, dass die ukrainische Armee die Mobilisierung von weiteren 500.000 Zivilisten beantragt habe, um den russischen Offensiven weiter standhalten zu können.
Zu Beginn der russischen Invasion im vergangenen Jahr hätten sich noch lange Schlangen vor den Rekrutierungsbüros der Streitkräfte gebildet, weil sich viele Ukrainerinnen und Ukrainer für den Militärdienst gemeldet hätten, heißt es in einem Bericht der Times aus Kiew.
Jetzt seien viele dieser Freiwilligen getötet, verletzt oder erschöpft und die Ukraine habe Schwierigkeiten, sie zu ersetzen. "Die Mobilisierung ist eine sehr große Herausforderung", sagt der ukrainische Politologe Wolodymyr Fesenko. "Viele Ukrainer sind patriotisch, aber gleichzeitig haben sie Angst um ihre Verwandten, um ihre Kinder und wollen nicht, dass sie kämpfen." , berichtet Bennett:
In Kiew erlebt man einen surrealen Alltag, der geprägt ist von Weihnachtsmärkten, belebten Cafés und Verkehrsstaus, aber auch von Luftschutzsirenen in der Nacht. Nach Monaten relativer Ruhe hat Russland seine Bombenangriffe wieder intensiviert. Vergangene Woche schreckte die Stadt um drei Uhr morgens auf, als die Kiewer Luftabwehr zehn russische ballistische Raketen abfeuerte. Die Trümmer einer dieser Raketen schlugen in einem Wohnhaus ein und verletzten mehr als 50 Menschen. Am Donnerstagabend schlugen erneut russische Kampfdrohnen in Wohnhäuser ein, lösten Brände aus und verletzten zwei Menschen.
Bennetts weist auch auf Berichte über Meinungsverschiedenheiten zwischen Präsident Selenskyj und General Walerij Saluschnyj, dem Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, hin. Obwohl Saluschnyj laut aktuellen Meinungsumfragen beliebter sei als der Präsident, zeige er keine politischen Ambitionen.
"Es gibt keinen direkten Bruch, aber es gibt Spannungen", wird Fesenko zitiert. "Aber man ist sich bewusst, dass man sich im Moment keinen Konflikt leisten kann, sondern im Interesse des Landes zusammenarbeiten muss."
Der Ukraine-Korrespondent der Times diskutiert trotz der militärisch scheinbar ausweglosen Lage die Optionen im Kampf gegen Russland. Trotz der scheinbaren Überlegenheit Putins hätten sich die Ereignisse oft als unvorhersehbarer erwiesen als zunächst angenommen, schreibt er.
Verweis auf Puschkin
Einige Vertreter der Ukraine äußerten in Gesprächen die Hoffnung, dass die politische Instabilität in Moskau - ausgelöst durch die hohen militärischen Verluste des Landes - ein wahrscheinlicheres Ende des Krieges bedeuten würde. Alexander Puschkin, der russische Dichter des 19. Jahrhunderts, drückte es so aus: "Gott bewahre uns vor einem russischen Aufstand, sinnlos und unbarmherzig".
Swiatoslaw Jurasch, mit 27 Jahren jüngster Abgeordneter der Ukraine und derzeit Gefreiter in der Armee, sagt: "Das Erste, was man lernt, wenn man die russische Geschichte studiert, ist, dass Instabilität in Russland nicht unmöglich ist. Moskau kann eingenommen werden, aber nicht von unseren Streitkräften, sondern von den Russen selbst. Es gibt genügend Präzedenzfälle, in denen die Russen ihre Regierung gewechselt oder gestürzt haben."
Marc Bennetts berichtet seit 2015 für die Times und Sunday Times über Russland und die ehemalige Sowjetunion, einschließlich der Ukraine. Er hat aus ganz Russland geschrieben, von Tschetschenien bis ins tiefste Sibirien.
Er ist Autor von zwei Büchern: I'm Going to Ruin Their Lives über Putins hartes Vorgehen gegen die Opposition, und Football Dynamo, über die russische Fußballkultur. Zurzeit schreibt er neben seiner Korrespondententätigkeit an einem Thriller, der in der Polarnacht im hohen Norden Russlands spielt.
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