Shell-Studie: Jugend weniger rechts als gedacht?
Studie des Mineralölkonzerns sieht Jugendliche leicht links von der Mitte. Sorge um die Umwelt größer als vor Migration. Die größte Angst ist aber eine andere.
Seit der Europawahl wird verstärkt über einen Rechtstrend in der jungen Generation diskutiert: Die AfD hatte im Juni bei unter 25-Jährigen 16 Prozent erreicht und damit ihr Ergebnis von 2019 mehr als verdreifacht. Auch die Unionsparteien hatten deutlich zugelegt – von zwölf Prozent auf 17 Prozent – während die vielfach als links empfundenen Grünen in dieser Altersgruppe von 34 Prozent auf elf Prozent abstürzten. Die Partei
Die Linke konnte davon kaum profitieren; für SPD und FDP änderte sich wenig: Beide blieben bei der Jugend im einstelligen Bereich. Die SPD gewann einen Prozentpunkt und lag nun bei neun Prozent, während die FDP einen verlor und somit sieben Prozent erreichte.
Keine rechte Mehrheit unter jungen Menschen
Eine klare Mehrheit rechts von der Mitte gab es hier allerdings nicht. 28 Prozent der unter 25-Jährigen stimmten – zum Teil als "Single-Issue-Wähler" – für "andere" Parteien, die bisher nicht im Deutschen Bundestag vertreten sind und zum Großteil auch nicht im neuen EU-Parlament vertreten sein werden; darunter sowohl linke Kleinparteien als auch "Ein-Punkt-Parteien", die weder klar links noch rechts zu verorten sind.
Migration gehört nicht zu den größten Sorgen
Neun Prozent der "Youngsters" entschieden sich zudem für die Partei Volt, die im Klimaschutz-Ranking des BUND Naturschutz besonders gut abgeschnitten hatte, und sechs Prozent für das Bündnis Sahra Wagenknecht, dessen Namensgeberin für "linkskonservative" Positionen wirbt – und sowohl Ex-Linke- als auch Ex-AfD-Wähler ansprechen will. Selten wurde so intensiv über die Definition von links und rechts gestritten wie in den letzten Jahren.
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Die aktuelle Shell-Jugendstudie, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde, hat ergeben, dass sich Jugendliche und junge Erwachsene im Durchschnitt immer noch leicht links von der Mitte einstufen. Auch fürchten sich laut der Untersuchung deutlich mehr Menschen im Alter von zwölf bis 25 Jahren vor Krieg, Armut und Umweltverschmutzung als vor Zuwanderung nach Deutschland.
Große Mehrheit hat Angst vor Krieg in Europa
80 Prozent der Befragten aus dieser Altersgruppe gehen davon aus, dass der Klimawandel menschengemacht ist und 64 Prozent fürchten Umweltverschmutzung, die damit nach "Krieg in Europa" und Armut aber nur auf Platz drei der größten Ängste liegt.
Die Angst vor Krieg auf dem eigenen Kontinent wurde von 81 Prozent der Befragten genannt und ist damit innerhalb von fünf Jahren am deutlichsten gestiegen – 2019 hatten dieses Szenario nur 46 Prozent befürchtet.
Größtenteils verurteilen junge Menschen in Deutschland den russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 – der Aussage "Russland hat die Ukraine angegriffen und muss dafür bestraft werden" stimmten 60 Prozent der Jugendlichen zu; nur 13 Prozent insgesamt, aber 21 Prozent in Ostdeutschland sehen dies explizit anders. Gleichzeitig wollen aber insgesamt nur 50 Prozent, dass Deutschland die Ukraine militärisch unterstützt. Im Osten fällt die Unterstützung hier mit 44 Prozent geringer aus als im Westen mit 52 Prozent.
Angst vor Niedriglöhnen und Rassismus
Vor Armut fürchten sich mit 67 Prozent deutlich mehr junge Menschen als vor Arbeitslosigkeit (35 Prozent). Außerdem gibt mit 58 Prozent mehr als die Hälfte der Befragten an, Angst vor Rassismus beziehungsweise "Ausländerfeindlichkeit" zu haben, während nur 34 Prozent sich vor "Zuwanderung nach Deutschland" fürchten.