Siggraph 97
Seite 2: Randnotizen: Menschen, Firmen, Begebenheiten
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Die Deutsche Präsenz bei der Siggraph war, was Aussteller und Vortragende betrifft, leider wieder einmal minimal. Deutsch ist nur die siebtwichtigste Sprache bei dieser Veranstaltung.
Im Electric Garden präsent: Edouard BannwartŽs (Ex-Art+Com) Echtzeit GmbH, Berlin, mit einer Weiterentwicklung des "Cybercity Berlin" VR-Durchflugs, welcher sich nun, nachdem bisher die Bauten einsam herumstanden, langsam mit Fußgängern und Autos füllt (Thema: Verkehrssimulation), aber immer noch recht steril wirkt. Ebenfalls gezeigt wurde ein ziemlich prothesenhaft aussehendes High-End Konferenztool. Das Gesicht des telepräsenten Gesprächspartners wird auf einen Puppenkopf projiziert.
Echtzeit hat eine Filiale in Sausalito, Californien, eröffnet, die von "unserem" Christian Bauer geleitet wird, VR-Pionier aus Innsbruck und seit Jahren schon zwischen Europa und USA pendelnd.
Ein weiterer High-Tech Emmigrant ist Peter Graf, Blaxxun. Das Münchner Unternehmen muß sich seit kurzem aus urheberrechtlichen Gründen neu buchstabieren (von Blacksun zu Blaxxun). Die offizielle Niederlassung in San Francisco wurde zwar geschlossen, doch Graf werkelt weiterhin aus der Ferne am Venture-Capital Entwicklungsprojekt mit und versucht mit Frau Tamiko Thiel das Leben im Künstlerdorf vor den Toren von Silicon Valley zu genießen.
Weltmeister im Sammeln von Informationen: Karel Dudesek von Van Gogh TV, Hamburg. Die ca. 200 Kilo Infomaterial, die er eingesammelt hatte, Prospekte, Bücher, Software etc., brachten ihn selbst ins Schwitzen und das Flughafenpersonal beim Einchecken zur Verzweiflung. Mit Programmierer Martin Schmitt im Schlepptau und dem gemeinsamen Produkt "Worlds Within" im Laptop immer Demo-Bereit, vermochte diese nicht auf VRML beruhende Mehrbenutzerwelt mit ihren Features, ihrer Geschwindigkeit und Stabilität so manchen VRML-Profi in Erstaunen zu versetzen.
So schnell kann es gehen: Eben noch präsentierte sich Paragraph stolz als ein von Russland aus in die USA expandierendes Unternehmen, nun gehören sie bereits zu Cosmo-SGI. Ihr VRML2.0-fähiger Internet 3D Space Builder und das dahinterstehende Know How waren wohl doch zu verlockend für den Marktführer, um Paragraph weiter frei auf den virtuellen Wiesen grasen zu lassen. Schade, ein "Independent" weniger.
Wer sich von den pseudorealistischen 3D-Welten und den ach-so-netten Cartoons in der VRML-Sphäre ästhetisch abgestoßen fühlt, schaue mal bei Construct vorbei. Das expandierende Jungunternehmen wird von Lisa Goldman geleitet, Mitglied im Board of Directors des VRML-Consortiums und eine der wenigen starken Frauen im High-Tech Business. Die VRML-3D-Welten, die von Designer Mark Lawton und Kollegen gebaut werden, greifen auf die Sprache progressiver zeitgenössicher Architektur zurück und erweitern deren Vokabular mit Cyberspace-Elementen. Construct ist u.a. dabei, eine Arbeit für Lynn Hershman zu fertigen, als Auftrag für das ZKM-Medienmuseum.
Die Westküsten-typische Allianz zwischen High-Tech und Esoterik wurde bei folgender Begebenheit wieder einmal deutlich: Am Ende einer anstrengenden Diskussion im Omni-Hotel über die kommerziellen Chancen von Mehrbenutzerwelten in VRML, eigentlich ein kollektives Klagelied aller Beteiligten von Blaxxun bis OnLive, daß damit kein Geld zu machen sei, verordnete Paul Godwin den Anwesenden, sich im Halbkreis um die Computerprojektion zu setzen, wo die OnLive Welt zu sehen war, inklusive einiger recht geschmacklos (Clowns!) gestalteter Avatare. Dann wurde zunächst geübt, gemeinsam die sieben grundlegenden Körpertöne (in der fernöstlichen Körperlehre den sogenanmnten "Chakras" zugeordnet) zu singen. Als das so einigermaßen funktionierte, wurde gemeinsam via Mikrofon in die OnLive-Welt hineingesungen und die dort anwesenden Avatare begannen zurückzusingen, was sich, etwas blechern zwar, mit unserem Gesang vermischte. Der Gesamteindruck war ..."erleuchtend".