Silvester: Todesgefahr für Hummel, Biene und Co.

Seite 2: Tropenkrankheiten auf dem Vormarsch

2020 wurden bereits über 50 Fälle von West-Nil-Virus in Deutschland registriert, im kühleren Jahr 2021 waren es vier. Einer von 100 Patienten erkrankt lebensgefährlich, es ist also nur eine Frage der Statistik, ob der erste West-Nil-Fieber-Tote hierzulande 2022 zu beklagen war – oder doch erst 2023 sein wird.

Bei den Zecken ist es ähnlich dramatisch, im Sommer 2019 wurde erstmals in Deutschland (in der Nähe von Siegen in NRW) ein Mensch durch eine tropische Riesenzecke Hyalomma mit Fleckfieber infiziert, weitere Fälle sind in den kommenden Jahren zu erwarten. Auch die hierzulande schon lange bekannten Zecken profitieren vom Klimawandel: In warmen Sommern vermehren sie sich stärker, im Laufe der Jahre haben sie sich weiter nach Norden ausgebreitet.

Zecken übertragen Erreger wie Borreliose-Bakterien oder FSME-Viren, Letztere können zu gefährlichen Gehirnentzündungen führen. Inzwischen gefährden die Zecken hoch im Norden, zum Beispiel im Emsland, unsere Gesundheit, das Robert-Koch-Institut aktualisiert seine Zecken-Warn-Landkarte ständig.

Möglich wird das nicht nur durch wärmere Sommer, sondern auch durch kürzere Winter. "Aufgrund der Klimaerwärmung können wir feststellen, dass der Winter im Schnitt mindestens zehn bis 14 Tage kürzer geworden ist.

In der Folge fangen Frühling, Sommer und Herbst deutlich früher an", sagt Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst. Nicht nur das: Frost wird immer seltener. 2020 gab es nur noch 63 Tage, an denen das Thermometer unter null Grad fiel, in der Dekade von 1961 bis 1970 waren es noch durchschnittlich 99 Frosttage pro Jahr. Auch der richtig "knackige" Frost verschwindet: Im Jahr 2020 gab es noch ganze vier "Eistage"; Tage, an denen die Temperatur 24 Stunden unter null Grad blieb.

Nun könnte man fragen: Brauchen wir den Moselapollofalter, oder kann der vielleicht weg? Horst Korn vom Bundesamt versucht die Antwort mit einer Gegenfrage: "Brauchen wir denn den Kölner Dom?" Der Biologe meint das völlig ernst. Natürlich betreffe das Überleben bedrohter Spezies einen kulturellen Aspekt: "Wir Menschen haben Verantwortung – für das Überleben des Moselapollofalters genauso wie für den Erhalt dieses berühmten Gotteshauses."

Denn die Erderwärmung sei ja kein Naturphänomen, "sie ist menschengemacht, also von uns". Es gebe aber auch eine ökonomische Antwort, sagt Korn: "Eine reiche genetische Artenvielfalt sichert uns Menschen das Überleben."

Funktionierende Ökosysteme seien unverzichtbar für uns, "als Lieferant für Trinkwasser, Rohstoffe und Nahrung, als Speicher für Kohlendioxid, als Produzent nährstoffreicher Böden". Und zu einem funktionierenden Ökosystem gehöre nun einmal der Moselapollofalter dazu.

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